Leere Festwiese

In seiner Geschichte musste das Münchner Oktoberfest seit 1810 mehrmals abgesagt werden. Die Ursachen hierfür liegen vornehmlich in kriegerischen Auseinandersetzungen und Seuchen begründet. Zwar fanden nach dem Ersten Weltkrieg wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg oktoberfestähnliche Veranstaltungen auf der Theresienwiese statt. Doch war deren Umfang in den Jahren 1919 und 1920 sowie 1945 bis 1947 mit den friedensmäßigen Oktoberfesten der Jahre zuvor kaum vergleichbar.

Im Jahr 1866 lag die hier gezeigte Unterschriftensammlung gegen den geplanten Ausfall des Oktoberfestes 1866 in fünf Münchner Gaststätten aus. Sie wurden von 209 Münchnerinnen und Münchnern unterzeichnet und Ende September dem Magistrat vorgelegt. Das Gesuch fand dort allerdings keine Zustimmung. 1866 wurde aufgrund des Deutschen Krieges kein Oktoberfest veranstaltet.

Kostenüberschreitung, Festsetzung der Ausschankzeiten, Verhütung von Exzessen, Nichtabhaltung des Festes wegen der politischen Ereignisse, Eingabe und Unterschriftenliste der Bürger

1866
  • München

Eine "Oktoberfestnummer" der Feldzeitung "Der Drahtverhau" von 1916 brachte den bayerischen Soldaten an der Front in vierzehn kommentierten Zeichnungen ein "Stück Heimat" in die Erinnerung. Gezeigt sind typische Szenen des Volksfestes wie die Viehausstellungen, das Pferderennen, das Steckerlfischbraten oder einen Tanzbären. Auf dem Titelbild strahlt eine Wiesnkellnerin.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste das Oktoberfest bis zum Jahr 2020 kein einziges Mal abgesagt werden. Erst dann erzwang die Corona-Pandemie eine erneute Pause. Seit 2021 September befindet sich ein außergewöhnliches Dirndl in den Beständen des Münchner Stadtmuseums. Drei Münchner Unternehmen schufen mit einem speziell designten Unikat ein Andenken an das ausgefallene Oktoberfest 2020. Das schwarze Dirndl, das von Amsel Trachten, Paulaner und Hirmer gestaltet wurde, ist mit einem Liebesbrief an die Wiesn ausgestattet. Auf dem Dirndl sind die Unterschriften der Wiesnwirte und weiterer Münchner Persönlichkeiten verewigt.

Trauerdirndl, Andenken an das wegen der Covid-19-Pandemie ausgefallene Oktoberfest 2020

2020
  • Alexandra von Frankenberg (Amsel-Fashion)

Im gleichen Jahr brachte der Verkauf des "Koa-Wiesn-Krugs" 50.000 Euro ein. Der Stadtrat Roland Hefter hatte die Idee dazu. Die erzielten Einnahmen gingen an die Oktoberfest-Musikerinnen und Musiker und -Künstlerinnen und Künstler, die ebenso wie die Schaustellerinnen und Schausteller vom erneuten Ausfall der Wiesn betroffen waren und so gut wie keine Einnahmen generieren konnten. Das Motiv des Krugs zeigt einen beschäftigungslosen Wiesn-Musiker, der sich von "Mama Bavaria" und Engel Aloisius über den erneuten Ausfall der Wiesn hinwegtrösten lässt. Das melancholisch-humorvolle Motiv des Krugs stammt aus der Feder des bekannten Karikaturisten Dieter Hanitzsch.

Bierkrug "Koa Wiesn 2020"

2020
  • Dieter Hanitzsch

Jahre ohne das Oktoberfest:

  • 1813: Napoleonische Kriege (Befreiungskriege)
  • 1854: Cholera-Epidemie (rd. 3.000 Tote in München)
  • 1866: Preußisch-österreichischer Krieg (sog. Deutscher Krieg)
  • 1870: Deutsch-Französischer Krieg
  • 1873: Cholera-Epidemie
  • 1914-1918: Erster Weltkrieg
  • 1919: Ersatzfest "Herbstfest"
  • 1920: Ersatzfest "Herbstfest"
  • 1923-1924: Hyperinflation
  • 1939-1945: Zweiter Weltkrieg
  • 1946-1948: Ersatzfest "Herbstfest"
  • 2020: COVID-19-Pandemie
  • 2021: COVID-19-Pandemie

Julia Misamer