Sturm auf die Bierzelte
Während Reservierungen noch bis vor wenigen Jahrzehnten eher unüblich waren, sind sie heute eines der meistdiskutierten Themen vor jeder Wiesn. Zum einen erspart die Reservierung insbesondere am Abend die langwierige Platzsuche, zum anderen garantiert sie den Einlass, wenn die Zelte wegen Überfüllung geschlossen werden. Das hier gezeigte Schild stammt aus dem Jahr 2000 und wurde für den Haupteingang des Hippodroms genutzt, um über Überfüllung zu informieren. Vorwiegend zu den "Stoßzeiten" – an den Wochenenden oder an allen Tagen ab dem Spätnachmittag – sind die Bierzelte oft geschlossen.
Bis in die 1970er, 80er-Jahre hinein hielten sich die Wiesnbesucher in den Zelten meist nur eine gewisse Zeit auf. Mittlerweile hat sich dies geändert – viele wollen nun einen halben oder gleich den ganzen Tag dort verbringen. 1988 mussten die großen Bierzelte auf dem Oktoberfest zum ersten Mal kurzzeitig wegen zu großen Andrangs geschlossen werden.
Ein Teil des Oktoberfestpublikums wartet an den Wochenenden bereits ab sechs Uhr morgens vor den Absperrungen am Haupteingang. Am ersten Wiesnsamstag öffnen die Bierzelte bereits um 9 Uhr. Ab 10 Uhr gibt es alkoholfreie Getränke und kleine Speisen. Um 12 Uhr findet dann in der Schottenhamel-Festhalle der Anstich statt. Ein Viertel der Sitzplätze in den Zelten darf nicht reserviert werden. Bis 15 Uhr am Wochenende und an Feiertagen sind sogar 50 Prozent aller Plätze von der Reservierung ausgeschlossen. Es gibt keine zentrale Reservierungsstelle, die Tischreservierungen laufen immer über das jeweilige Zelt. Da die Festzelte oft wegen Überfüllung geschlossen werden müssen, hat die Stadt München auf ihrer Internetseite ein sogenanntes "Wiesnbarometer" eingerichtet, das die jeweilige Auslastung der Zelte vorhersagt.
Seit 2015 gibt es zudem eine Sonderregelung auf der Wiesn: In den großen Festzelten dürfen die Wirte am Wochenende zusätzlich 15 Prozent der Plätze, die eigentlich nicht reservierbar sind, an Münchnerinnen und Münchner abgeben. Interessierte müssen ihren Hauptwohnsitz in München haben und meist ab Juni mit ihrem Personalausweis im Büro der jeweiligen Festhalle vorsprechen.
Julia Misamer