Münchner Kindl
Der Festring München e. V. beruft seit 1938 jedes Jahr eine junge Münchnerin zum Münchner Kindl. Meist stammt die Kandidatin dabei aus der Gruppe der Münchner (Wiesn-)Wirte, Schausteller und Brauereien. Auf einem Brauereiross, in gelb-schwarzer Franziskanerkutte und einen Maßkrug haltend, führt das Kindl sowohl den Einzug der Wiesnwirte am ersten Wiesn-Samstag als auch den Trachten- und Schützenumzug an. Das Kindl gilt als "Botschafterin" der Landeshauptstadt München und steht neben dem Oberbürgermeister in der Box, wenn er das Oktoberfest mit den Worten "O’zapft is!" eröffnet.
Die Verwandlung begann 1847, als der Künstler Kaspar Braun (1807-1877) den Mönch auf einer Zeichnung aus dem Wappen steigen ließ. Damit gab er den Anstoß, eine Personifikation für das Münchner Oktoberfest und andere Veranstaltungen der Stadt München zu schaffen. Auf Postkarten, Bierkrügen und anderen Souvenirartikeln wurde das Münchner Kindl zum Sympathieträger für die Stadt. Auch auf dem offiziellen Oktoberfest-Festkrug von Franz Ringer (1865–1917) aus dem Jubiläumsjahr 1910 ist das Münchner Kindl in einem ovalen Lorbeerkranz zu sehen.
Als Figur des Stadtwappens ist das Münchner Kindl eng als städtisches Hoheitszeichen mit dem Oktoberfest verbunden. Erstmals urkundlich erwähnt wird München im Jahr 1158. Durch die Ähnlichkeit des Ortsnamens „Munichen“ zu dem Wort "Mönch" entwickelte sich seit dem 13. Jahrhundert das Stadtwappen als redendes Wappen mit dem Mönch in schwarzer Kutte. Der Mönch hält in seiner linken Hand ein Evangelienbuch und formt seine Rechte zu einem Segensgestus. Die Figur und deren Darstellung veränderte sich im Laufe der Zeit ebenso wie die mit ihr gezeigten Gegenstände. Mit der Zeit kam es zu einer Infantilisierung des Mönchs, der sich schließlich in den 1920er-Jahren von einem Jungen zu einem Mädchen entwickelte.
Julia Misamer