Vogel-Jakob
Lorenz Tresenreiter (1901-1960) spezialisierte sich in den 1920er-Jahren auf den Verkauf sogenannter "Vogelpfeiferl". Mit diesen lassen sich Vogelstimmen täuschend echt imitieren. Von 1928 bis 1960 war der Münchner als "Vogel-Jakob" von seinem kleinen Verkaufsstand direkt unterhalb der Bavaria auf dem Oktoberfest zu hören. Tresenreiter stellte seine Pfeiferl in eigener Produktion her. Das Verkaufsgenie beeindruckte das Wiesn-Publikum nicht nur mit seinem Produkt, sondern auch mit seinem einzigartigen Charme und spitzen Humor. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fertigte er die sogenannten "EDERNA"-Flöten, kurz für "Echo der Natur" selbst und vertrieb sie sogar weltweit.
Das Vogelpfeiferl ist ein flaches, gezacktes Plättchen und besteht aus einem wasserfesten Pappdeckel, Aluminiumblech und Ochsendarm als Membran. Gut angefeuchtet wird es mit der Zunge leicht gegen den Gaumen gedrückt. Mit etwas Geschick gelingt es dem Pfeiferl ein authentisches Gezwitscher zu entlocken, entscheidend ist dabei jedoch der Spaß an der Sache. Das zwitschernde Festpublikum gehört als fester Bestandteil zur Wiesn von damals bis heute.
Der hier gezeigte Verkaufsstand des "Vogel-Jakob" stand 1997 zum letzten Mal auf dem Münchner Oktoberfest und kam 2006 mit allen Requisiten in das Münchner Stadtmuseum. Die Traditionsfigur des blieb der Nachwelt aufgrund einiger Nachahmer auch auf dem Oktoberfest erhalten. Juristisch gilt der Pfeiferl-Verkäufer nämlich als "Volksgut" und ist deshalb nicht geschützt.
Julia Misamer