Steyrer Hans

Johann Baptist Steyrer (1849–1906) verband enorme Körperkraft mit gastronomischem Talent und verstand es, sich öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen. Mit seinen kraftakrobatischen Vorführungen wurde der aus Allach stammende "Steyrer Hans" in den 1870er-Jahren europaweit berühmt. Die historische Fotografie zeigt den "bayerischen Herkules" vor seiner Bude auf dem Oktoberfest, die er zwischen 1879 und 1903 betrieb. Der muskelbepackte Mann mit Schnurrbart war zu dieser Zeit längst eine lebende Legende in München. Kuriose persönliche Markenzeichen, darunter eine angeblich 20 Kilogramm schwere Schnupftabakdose, eine massive Uhrenkette und ein zehn Pfund schwerer Spazierstock wiesen ihn als Kraftkerl aus.

Eine historische Anzeige von 1895 wirbt für das "Kraftbier", welches der Wirt in seiner Bude auf der Festwiese ausschenkte. Zu sehen ist Steyrer mit seiner Wiesn-Glanznummer, dem "Lebende Reck". In seiner Bude der Spatenbrauerei bot der Wirt auch "Kraftfleisch", "Kraftsemmel" und "Kraftbrühe" an. Für das Publikum ließ der Wirt eine "Athletenkapelle" mit Hüten in Form von Kugelgewichten auftreten und stellte seine Steine und Hanteln zur Schau. Dies machte den Besuch seines Etablissements stets zu einem echten Erlebnis, sodass auch Postkarten davon berichteten. Für das Oktoberfest machte sich Hans Steyrer in besonderer Weise verdient, er gilt als Begründer des Einzugs der Wiesnwirte, der später zum festen Bestandteil des Oktoberfestauftakts wurde.

Julia Misamer