Franz Halmanseger
"Treten Sie ein, die Pferde sind gesattelt."
"Alles Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde."
"Schöne Frauen, hübsche Pferde"
"Aufs Pferd, auf´s Pferd!"
Diese Sätze stammen von dem in Oberalting geborenen Franz Halmanseger (1884-1962). Über vierzig Jahre mimte er den beleibten "Rekommandeur" des Hippodroms auf dem Oktoberfest. Hauptberuflich war Halmanseger als Dienstmann auf dem Münchner Hauptbahnhof beschäftigt. Jahr für Jahr stand er auf dem Podest vor der Wiesn-Attraktion und animierte mit seinen pantomimischen Andeutungen und markanten Sätzen das Festpublikum zum Eintritt. Kaum ein Wiesn-Gast ließ sich diese Kostprobe und kostenlose Gaudi entgehen.
Halmanseger mimte den Herrenreiter vom Scheitel bis zur Sohle. Er trug stets roten Frack, weiße Hose, weiße Weste, weiße Chrysantheme im Knopfloch und weiße Handschuhe. Mit einem schwarzen Chapeau Claque, Reiterstiefeln und einer Reitgerte ließ er die imaginären Pferde springen. Sein eigentliches Markenzeichen war das Monokel.
Gleich nach der Revolution wurde der Schaustellerkönig Carl Gabriel (1857-1931) auf das Original aufmerksam und engagierte ihn für seine Oktoberfestbude. Als besondere Attraktion ließ Gabriel 1902 in das an den Biedermeier-Stil angelehnte Zelt eine Manege einbauen. Die Gäste konnten im Inneren Pferde auswählen, um mehr oder weniger elegant ihre Runde im Festzelt zu drehen. Das Publikum saß an nobel mit Tischdecken eingedeckten Tischen rund um die Reitbahn und amüsierte sich über die Geschehnisse in der Manege. Das hier präsentierte, kunstvoll gestaltete Werbeplakat aus dem Jahr 1907 wirbt für das Etablissement.
Als Halmanseger wenige Tage nach dem Oktoberfest 1962 starb, versuchte es das Hippodrom noch mit mehreren Nachfolgern. Doch die Kunstfigur Franz Halmanseger blieb unnachahmlich. Anstelle des Hippodroms befindet sich heute an der Wirtsbudenstraße das sogenannte Marstallzelt, jetzt aber gänzlich ohne Pferde und Rekommandeur.
Julia Misamer