Athenerich

In der damaligen Kunststadt München waren dem Wiesn-Publikum Kunstausstellungen für das breite Volk und der moderne Kunstbetrieb bestens vertraut. So war es um 1900 auch ein gängiges Phänomen, ihn zu persiflieren. Auf dem Oktoberfest fand die sogenannte "Moderne Kunstausstellung" erstmals 1900 und dann bis ins Jahr 1907 statt.

Die junge Künstlergruppe rund um die Künstlergesellschaft "Alltoria" parodierte im Inneren der kunstvoll gestalteten Ausstellungsbuden mit selbst hergestellten "Kunstwerken" und viel Witz die künstlerischen Produktionen der aktuellen Saison. Hinzu kamen amüsant kommentierte Kataloge wie der hier gezeigte aus dem Jahr 1903.

Anstelle der großen Athena-Statue im Münchner Glaspalast hielt der "Faltenhias von Giesing" als biertrinkender und Pfeife rauchender "Athenerich" am Eingang Wache. Als Parodie eines Türstehers war die Figur selbst eine solche Attraktion, dass Postkarten davon verkauft wurden. Mit einem Römerhelm, einem Speer an dessen Schaft ein Pinsel befestigt war, einer Armspange und seiner Pfeife wurde die Figur zu einem lebendigen Kunstwerk der Wiesn-Attraktion.

Julia Misamer