„Oktoberfest-Ländler“
Die Aufnahme des als "Oktoberfest-Ländler" betitelten Instrumentalstücks ist um 1920 zu datieren. Als Interpreten dieser Schellackplatte von Polyphon wird die Münchener Kapelle Kaiser, vormals Peuppus angegeben. Hierbei handelt es sich um eine Kapelle, die die ursprüngliche Benennung ihrem Gründer, dem ehemaligen kgl. bayerischen Musikmeister Jakob Peuppus (1859-1905), verdankte. Später übernahm Emil Kaiser (1853 – 1929) die Position des Kapellmeisters.
Auf der Platte ist zunächst eine in Oberbayern für Stücke im ¾-Takt übliche kurze Einleitung zu hören, dann erklingt in gemütlichem Tempo unter Führung der Blechblasinstrumente das damals sehr bekannte Unterhaltungslied "Nach Hause, nach Hause, nach Hause gehen wir nicht, bis dass der Tag anbricht, nach Hause gehen wir nicht …". Unterhaltungslieder erreichten im München der 1920er Jahre eine Renaissance. Besonders beliebt war deren Darbietung etwa in den zur Geselligkeit einladenden Bierhallen.
Das eingespielte Stück ist formal ganz in der traditionellen Reihung gehalten: Auf Lied und Halbwalzer folgen die zweiten Teile in überlieferter Melodie- und Harmoniefolge, die von geübten Musikanten für gewöhnlich auswendig beherrscht wurden. Der Halbwalzer wird von den Klarinetten geführt, die eine durchaus harmonisch anspruchsvolle 16-taktige Melodie zu Gehör bringen – routiniert begleitet von Tuba/Bombardon und weiteren Blechinstrumenten. Das Tempo bleibt dabei – wohl in Anlehnung an das zu Anfang gebrachte Lied – durchwegs gemütlich ruhig.
Die für München signifikante ehemals aus Wien kommende Melodie "Solang der alte Peter" wird als dritter Teil dieser landlerischen Halbwalzerfolge eingegliedert. Typisch für die Halbwalzer der Zeit ist der Registerwechsel zwischen Blechinstrumenten und Klarinetten sowie ein Nachspiel nach jedem Teil.
Theresia Schusser