„Münchner Oktoberfest“

Die Münchener Peuppus-Kapelle spielte dieses Potpourri mit dem Titel "Münchner Oktoberfest" im Jahr 1906 ein. Leiter der von dem ehemaligen Militärmusikmeister Jakob Peuppus (1859-1905) gegründeten Kapelle war zu dieser Zeit bereits Emil Kaiser (1853-1929). Emil Kaiser, ein gebürtiger Coburger, hatte lange Zeit in österreichischen Militärmusikkapellen gedient, bevor er seinen Lebensmittelpunkt nach München verlegte.

Die Tonaufnahme zielt darauf ab, eine möglichst große Bandbreite an Klängen, die man als distinktiv für das Münchener Oktoberfest erachtete, wiederzugeben. Dazu beginnt die Kapelle mit einem Marsch in typischer Harmoniefolge, der allerdings etwas schneller als üblich gespielt wird. Darauf folgt ein bekanntes Mitsinglied in etwas langsamerem Tempo: "Jetzt trink ma no a Flascherl Wein, / holladaro. / Es muss ja nicht das letzte sein / holladaro …", an dessen Ende zustimmender Jubel nachgestellt wurde, wohl um eine Gelegenheit zum gemeinsamen Trinken zu imitieren. Daran schließt sich wiederum als Instrumentalstück die bekannte Salvator-Polka an – im langsameren Tempo der Bayerisch-Polka ausgeführt. Hierbei führt meist das hohe Blech, während die Klarinetten verzierende Akzente zur Melodie beitragen. Allgemein fällt bei diesem Stück der sehr kompakte Klang, erzeugt auch durch die starke Begleitung auf. Die übliche gesangliche Begleitung des Trios durch "Druck no zua, druck no zua / wird’s a Madl oder Bua“ bzw. das im Oberpfälzer Raum gebräuchliche "Schöi mouß göih, schöi mouß göih / oda i gäih hoim, gäih hoim …" findet sich auf der Schellackplatte in einer Vermischung der beiden Formen bevor der 2. Teil des Trios mit dem hochsprachlichen Nachsatz "Wir werden ihn schon kriegen / aber langsam, aber langsam …" schließt. Lauter Jubel beendet zusammen mit einem "Prosit der Gemütlichkeit" und dem sich daran anschließenden "Oans, zwoa, drei, g’suffa!" das Potpourri. Überaus beachtenswert ist die Leistung der beteiligten Musiker, wenn man bedenkt, dass für all diese Inhalte lediglich eine knapp bemessene Plattenlaufzeit zur Verfügung stand und die Tonaufnahme in akustischer Aufnahmetechnik durchgeführt wurde, ohne die Möglichkeiten eines Tonschnitts oder gar einer -korrektur zu haben.

Theresia Schusser

Münchner Oktoberfest, mit Gesang

[ ca. 1906]
  • Peuppus Kapelle [Interpreten]
  • Emil Kaiser [Leitung]
  • [München]