„Münchner Schäfflertanz“

Zu den frühen Schäfflertänzen hat es wohl verschiedene Melodien gegeben, die – wahrscheinlich auch in Verbindung mit wechselnden Schrittfolgen – gespielt wurden. In den 1870er Jahren etablierte sich die heute bekannte Melodie von Wilhelm Siebenkäs (1826-1888), seines Zeichens königlich bayerischer Obermusikmeister in München und Nachfolger von Peter Streck (1798-1864). Dieser hatte eine andere Begleitmusik für den Schäfflertanz komponiert, die eher einer Ausführung als Schreittanz entsprach.

Die Kapelle Moar jun. spielt den Schäfflertanz nach der Komposition von Siebenkäs ein. Viele Passagen werden dabei von der ganzen Kapelle voluminös intoniert – nur wenige Teile sind etwas stärker nach Registern gegliedert. Diese Spielweise entspricht der auch heute üblichen Praxis der regionalen Blaskapellen, die die vielen in Oberbayern auftretenden Schäfflertanz-Gruppen begleiten. Die Popularität der Siebenkäs-Melodie ist auch durch deren teilweise Betextung belegt. Bis heute ist der wohl bekannteste Text mit Anspielung auf die geringen Außentemperaturen in der Faschingszeit, die den Schäfflern bei ihrem Tanz für gewöhnlich zu schaffen machen: "Aber heut is‘ kalt, aber heut is‘ kalt, / aber heut is‘ sappramentisch kalt!". Daneben gibt es viele weitere Spontandichtungen auch auf andere Melodieteile.

Die derzeitige Schrittweise der Schäfflertänzer hat sich dem Rheinländer-Rhythmus im Zweivierteltakt der Siebenkäs-Melodie angeglichen. Dies entsprach der damals modernen und in ganz Deutschland verbreiteten "Bayerisch-Polka". Typisch bei der Rheinländer-Polka ist die Bewegung in Wechselschritten, bei den Schäfflern in verschiedenen Ausprägungen vorwärts mit besonderen Figuren ausgeführt. Die zweite, recht rasch gespielte Melodie begleitet galopp-artig im 6/8-Takt das Reifenschwingen. Einer der Schäffler stellt sich auf das mitgebrachte Holzfass und schwingt nach einer Rede ein oder zwei weiß-blaue Fassreifen, in denen je ein gefülltes Schnapsglas steht, das beim schnellen Schwingen voll bleiben muss. Nach erfolgreichem Absolvieren des Reifenschwingens werden die Schnapsgläser unter Beifall auf das Wohl dessen, für den die Aufführung stattfindet, geleert.

Der Schäfflertanz hat neben der Komponente seiner konkreten Aufführungspraxis auch allgemein Eingang in das Repertoire von Blaskapellen gefunden. Auch auf dem Münchener Oktoberfest erklang und erklingt die sehr bekannte Melodie aufgrund ihrer großen Popularität und ihrer Verankerung im kulturellen Gedächtnis gerade der Münchener.

Theresia Schusser

Münchner Schäfflertanz

[1934]
  • Original Tegernseer Bauernkapelle Moar jn. [Interpreten]