Wirtschaftliches und religiöses Zentrum

Im Mittelalter war das Stift St. Peter und Alexander die entscheidende Wirtschaftsmacht am Untermain. Die kontinuierliche Hinzugewinnung von Besitzungen und Rechten sicherte ihm landwirtschaftliche und finanzielle Einkünfte zu, die als Grundlage der Bepfründung der Kanoniker dienten und für den Erwerb neuer Güter oder Renten reinvestiert wurden. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Vorrangstellung entwickelte es sich zum wichtigsten Kreditgeber für Stadt und Region.

Des Weiteren stellte das Stift einen wichtigen Konsumtionsfaktor dar, der die Ansiedlung von Handwerkern und Händlern nach sich zog und damit die städtische und wirtschaftliche Entwicklung Aschaffenburgs beförderte. Die gute Anbindung des Ortes an den Fernhandel und seine Integration in den rheinischen Wirtschaftsraum war zugleich Ergebnis und Voraussetzung dieses Prozesses: Bereits unter Erzbischof Willigis (um 940-1011, Erzbischof ab 975) wurde bei Aschaffenburg eine Mainbrücke errichtet, spätestens seit 1157 war der Ort Zollstätte und 1160 lässt sich ein Münzmeister nachweisen.

Eng verbunden mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Kollegiatstifts war dessen Rolle als geistlicher Mittelpunkt in Stadt und Region. Als älteste Kirche Aschaffenburgs nahm die Stiftskirche für den Ort die Rolle einer Mutterkirche ein. Durch Besitz bzw. spätere Inkorporation der beiden Aschaffenburger Stadtpfarreien sowie einer Vielzahl weiterer Parochialkirchen flossen umfangreiche Einkünfte an das Stift, das wiederum für die Einsetzung und Bepfründung der jeweiligen Pfarrgeistlichen zuständig war. Gesteigert wurden die Einkünfte auch durch die Vielzahl an Seelstiftungen und testamentarischen Vermächtnissen, die auf die wesentlichen Funktionen des Stifts und der Aschaffenburger Kanoniker in geistlichen Angelegenheiten verweist: Als Angehörige des ersten Standes bestand ihre Hauptaufgabe darin, für das Seelenheil des Volkes zu sorgen. Seit dem 12. Jahrhundert stellte das Stift zudem den Mittelpunkt des Archidiakonats Aschaffenburg dar und übernahm damit entscheidende Funktionen bei der Verwaltung des Mainzer Erzbistums.