Stadt und Stift Aschaffenburg als Teil der Mainzer Herrschaft

Aschaffenburg gelangte Ende des 10. Jahrhunderts aus dem Besitz Herzog Ottos I. von Schwaben und Bayern (954-982, ab 973 Herzog von Schwaben, ab 976 Herzog von Bayern) und seiner Schwester Mathilde (949-1011) an Kurmainz. Dieses Ereignis ist für die Geschichte der Stadt von entscheidender Bedeutung. Von der Übertragung zeugt lediglich indirekt eine vom Mainzer Erzbischof Willigis (975-1011, Erzbischof ab 975) erwirkte, im ältesten Aschaffenburger Evangeliar verzeichnete Gedächtnisstiftung für sich sowie Herzog Otto und seine Schwester. Demnach übergab Otto den Ort (istum locum) an den Altar des heiligen Martin (ad altare sancti Martini confessoris), also an das Erzstift Mainz. Eine Originalurkunde bezüglich dieser Übertragung ist nicht erhalten, sodass über die genauen sachlichen und zeitlichen Umstände keine genauen Aussagen getroffen werden können. Fraglich bleibt jedoch, ob hier bereits das Kollegiatstift miteingeschlossen war. Es ist aber anzunehmen, dass es, wenn noch nicht gleichzeitig mit der Stadt, so doch Ende des 10. oder spätestens zu Beginn des 11. Jahrhunderts in den Besitz des Mainzer Erzbischofs gelangte. Der stiftische Besitz, zu dem auch weite Teile des Spessarts gehörten, bildete das territoriale Fundament der über die Jahrhunderte kontinuierlich ausgebauten Mainzer Machtstellung am Untermain. Dieses Territorium, in dem die Mainzer Bischöfe weltliche Herrschaftsrechte ausübten, war das Mainzer Oberstift mit Aschaffenburg als dessen Zentrum. Es umfasste den mainzischen Besitz am Untermain, im Spessart und Odenwald sowie an der Tauber.