Baugeschichte

Bei Ausgrabungen im Jahr 1949 konnten auf der Höhe des heutigen Altarraumes Fundamente eines 14,7 x 9,8 Meter (Außenabmessung) großen rechteckigen Vorgängerbaus aus der Karolingerzeit nachgewiesen werden. Möglicherweise ist dieser von der in der stiftischen Tradition als Gründerin verehrten Königin Liutgard (845-885) eigens für sich und ihre Tochter als Begräbniskirche errichtet worden. Wahrscheinlich hatte aber bereits zuvor an gleicher Stelle eine Pfarrkirche für die damalige Großburg Aschaffenburg bestanden.

In ottonischer Zeit entstand die erste eigentliche Stiftskirche. Auf der Höhe des Sanktuariums erhielt die Anlage ein Querhaus und daran anschließend ein dreischiffiges Langhaus, das durch ein weiteres Querhaus mit Türmen abgeschlossen wurde. Alles deutet darauf hin, dass der Neubau der Kirche etwa zwischen 950 und 975 von Herzog Otto I. von Schwaben und Bayern (954-982, ab 973 Herzog von Schwaben, ab 976 Herzog von Bayern) veranlasst wurde. Dies war wohl die Ursache dafür, dass man ihm in der Tradition des Stifts schon bald danach die Rolle des Gründers zuschrieb.

Nachdem es im Laufe des 11. und 12. Jahrhunderts mehrfach zu Bränden gekommen war, wurde die Stiftskirche im Zuge ihres Wiederaufbaus stark vergrößert. Die rege Bautätigkeit hat sich auch in der urkundlichen Überlieferung des Stifts niedergeschlagen. 1186 bestätigte Papst Urban III. (um 1120-1187, Papst ab 1185) eine erzbischöfliche Verfügung, wonach die Pfründeneinkünfte solcher Kanoniker, die ihre Residenzpflicht missachteten, neben der Herstellung von Büchern auch für Baureparaturen verwendet werden sollten (Abschrift: Liber II. camerae, fol. 24v.).

Um das Jahr 1250 ist der staufische Neubau der Kirche abgeschlossen. Etwa zeitgleich muss auch der im Norden angrenzende Kreuzgang entstanden sein.

Ebenfalls lässt sich in diesem Jahrhundert erstmals der Anbau einer Kapelle mit einem dazugehörigen Nebenaltar urkundlich nachweisen: 1230 bestätigte Erzbischof Siegfried II. von Mainz (um 1165-1230, Erzbischof ab 1200) die Stiftung des Aschaffenburger Kanonikers Heinrich Hager für die Errichtung eines Katharinenaltars in der Stiftskirche sowie einer Vikarie ebendort.

Die Kontinuität der baulichen Veränderung der Stiftskirche brach auch in den darauffolgenden Jahrhunderten nicht ab. Sie reicht bis in die Zeit nach der Auflösung des Kollegiatstifts im Jahre 1802. Im zweiten Weltkrieg erlitt das Kirchengebäude schwere Schäden. Die anschließenden Restaurierungsarbeiten dauerten bis Ende der 1950er Jahre an.