Objekte und Zeugnisse von Familien und Persönlichkeiten aus der Sammlung des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben

In der Sammlung des JMAS werden zahlreiche Objekte, Fotos, Briefe, Dokumente sowie Druckerzeugnisse von ehemals in Augsburg und Umgebung lebenden jüdischen Familien und Persönlichkeiten aufbewahrt. Diese Zeugnisse wurden dem Museum entweder von den Vorbesitzerinnen und Vorbesitzern oder deren Nachkommen als Schenkung oder dauerhafte Leihgabe übergeben.

So vermachte ein Nachkomme der Viehhändlerfamilie Einstein aus Kriegshaber dem Museum beispielsweise ein ganzes Konvolut von Dokumenten und Fotografien, das unter anderem die Zweitschrift des Soldbuchs von Ludwig Einstein (1873-1936) beinhaltet. Letzterer betrieb gemeinsam mit fünf seiner sechs Brüder das Viehhandelsunternehmen "Gebrüder Einstein" in Kriegshaber. 1908 zählte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins der Viehhändler von Schwaben und Neuburg, später wurde er dessen Vorsitzender sowie Vorstandsmitglied im Israelitischen Wohltätigkeitsverein von Kriegshaber. Im Ersten Weltkrieg gehörte er zu den 254 Augsburger Juden, die als Soldaten dienten. Die Zweitschrift seines Soldbuchs enthält seine Personendaten sowie Einträge bis zum November 1918 bezüglich seines Lohns, seiner Verpflegung und seines Urlaubs.

Ein weiteres Konvolut, das hier exemplarisch erwähnt werden soll, umfasst Objekte, Fotos, Briefe und Postkarten der Familie Kraus aus Augsburg. Es ist durch die Tochter von Wilhelm (1881-1938) und Frieda Kraus, geb. Heymann (1886-1962) in die Sammlung des JMAS gelangt. Die beiden führten eine interkonfessionelle Ehe: Frieda Kraus stammte aus einer jüdischen Familie, Wilhelm Kraus war katholisch. Das Konvolut beinhaltet unter anderem zwei Papieruntersetzer aus dem von Wilhelm Kraus geführten Geschäft für Glas-, Kristall-, Porzellan- und Steingut-Waren in der Jacoberstraße. Nach 1933 wurden Jüdinnen und Juden, die in sogenannten 'Mischehen' lebten, und ihre Kinder von den Nationalsozialisten zunächst von vielen Gewaltmaßnahmen ausgenommen. Als Wilhelm Kraus 1938 verstarb, verlor seine Frau Frieda ihren Schutz und wurde 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Um den Alltag des Lagers zu verarbeiten, begann sie Gedichte zu schreiben. Das Konvolut der Familie Kraus enthält als Dauerleihgabe ein Schreibheft mit Gedichten, die Frieda Kraus zwischen 1942 und ihrer Befreiung 1945 in Theresienstadt verfasste, sowie als Schenkungen mehrere Postkarten, die sie während ihrer Inhaftierung mit ihrem Sohn Willy (1922-1994) austauschte.

Text: Nathalie Jäger M.A. (Jüdisches Museum Augsburg Schwaben)

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des "Jüdischen Museums Augsburg Schwaben".