Objekte und Zeugnisse von Unternehmen, Institutionen und Vereinen aus der Sammlung des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben

Nachdem sich Jüdinnen und Juden in Bayern mit der Aufhebung der Niederlassungsbeschränkungen seit 1861 frei ansiedeln konnten, nahm die jüdische Bevölkerung Augsburgs kontinuierlich zu. Seit 1873 gehörten die in Pfersee und Steppach lebenden Jüdinnen und Juden ebenfalls zur Augsburger Gemeinde. In dieser 'Blütezeit' wurden zahlreiche jüdische Unternehmen, Vereine und Institutionen gegründet wie etwa 1861 der Israelitische Frauenverein, der sich für die Belange rund um Wohltätigkeit, Hauspflege und Arbeitsbeschaffung einsetzte. In der Sammlung des JMAS befindet sich eine Spendenbüchse des Frauenvereins, von dem die Jüdische Gemeinde 1891 die erste Spende für den Bau der großen Synagoge in der Halderstraße erhielt.

Im wirtschaftlichen Leben der Stadt nahmen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts jüdische Handels- und Kaufleute, Industrielle und Bankiers eine bedeutende Rolle ein. Am größten war nach 1870 die Bedeutung jüdischer Kauf- und Handelsleute in den Bereichen Textilhandel, Kolonialwarenhandel, Leder-, Vieh- und Hopfenhandel sowie Manufakturwaren.

Das JMAS verwahrt eine ganze Reihe von Objekten und Zeugnissen, die in Bezug zum Kaufhaus "Gebrüder Landauer" in Augsburg stehen. Das 1906 von Hugo Landauer (1869-1933) gegründete "Geschäft für Manufakturwaren" entwickelte sich nach der Übernahme seines Bruders Louis Landauer (1858-1940) zum Branchenführer in Schwaben. In der Sammlung des JMAS befinden sich unter anderem Werbeplakate und Postkarten, Kleiderbügel, eine Kleiderschachtel sowie Teile des Jubiläumsgedecks, das 1931 zum 25-jährigen Bestehen des Unternehmens in hoher Auflage gefertigt wurde.

Neben den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründeten jüdischen Vereinen nahm die seit Ende der 1920er-Jahre bestehende Private Tennisgesellschaft Augsburg (PTGA) eine wichtige Rolle ein. Der Verein war der einzige Ort, an dem es Jüdinnen und Juden aus Augsburg und Umgebung nach 1933 noch möglich war, Sport zu treiben. Von der PTGA sind zahlreiche Zeugnisse und Objekte in der Sammlung des JMAS erhalten. Hierzu gehört ein Wanderpokal, der für das "Damen Einzelspiel" bestimmt war. Jahresangaben von 1930 bis 1937 und daneben eingravierte Namen dokumentieren, wer den Pokal in welchem Jahr gewonnen hatte. Der Pokal der PTGA stellt somit ein wichtiges Zeugnis jüdischer Vereinsgeschichte in Augsburg dar.

Text: Nathalie Jäger M.A. (Jüdisches Museum Augsburg Schwaben)

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des "Jüdischen Museums Augsburg Schwaben".