Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945

Die jüdische Geschichte Bayerisch-Schwabens ist in ihrer Ausprägung einzigartig in Deutschland und ein wichtiger Bestandteil der schwäbischen und bayerischen Vergangenheit. Nachdem im 15. Jahrhundert die jüdische Bevölkerung aus den Städten vertrieben worden war, siedelten sich Jüdinnen und Juden in kleinen Orten, Dörfern und Märkten auf dem Land an. In Bayerisch-Schwaben wie auch in Franken entstand so ein Netz jüdischer Landgemeinden, die in ihrer Größe und kulturellen Bedeutung herausragend waren. Eine wichtige Rolle für Schwaben spielte dabei auch die Markgrafschaft Burgau, die 1301 an das Haus Habsburg gefallen war und bis 1805 zu Vorderösterreich gehörte. Anderenorts vertriebene Juden konnten sich im 16. und 17. Jahrhundert in einigen Dörfern und Märkten der Markgrafschaft Burgau ansiedeln, die ab 1806 an das Königreich Bayern angeschlossen war. Während in Kurbayern Juden nicht geduldet gewesen waren, lebten im Königreich Bayern ab 1806 um die 40.000 Juden, 6.000 davon in Schwaben. Die Tradition jüdischen Lebens und Glaubens in Bayern wurde größtenteils vom sogenannten 'Landjudentum' bewahrt, dem das jüdische Bürgertum der Städte und die erste Generation der Emanzipationszeit entstammte. Die Blüte des Landjudentums währte bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bis die jüdische Bevölkerung nach dem Reichsgesetz von 1871 teilweise in die Städte abwanderte.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die einst blühenden jüdischen Landgemeinden Schwabens und mit ihnen die Kultur des süddeutschen Landjudentums vernichtet. Unter den erhaltenen Zeugnissen dieser Zeit befinden sich heute herausragende und öffentlich sichtbare Denkmäler. An erster Stelle zu nennen sind hier ehemalige Synagogen, insbesondere die restaurierten Gebäude in Ichenhausen, Binswangen, Buttenwiesen, Hainsfarth und Fellheim sowie zahlreiche jüdische Friedhöfe. Die Synagogen vermitteln noch heute einen Eindruck von der einstigen Gegenwärtigkeit jüdischer Kultur, dem Zusammenleben und der gegenseitigen Wahrnehmung wie auch Wertschätzung von Juden und Christen auf dem Land. Außerdem erinnern frühere Rabbinatshäuser, jüdische Schulen, Geschäfts- und Wohnhäuser sowie eine große Zahl von Zeugnissen in Museen, Archiven, Rathäusern und bei Privatpersonen an die große Bedeutung der Juden für Bayerisch-Schwaben.

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