Zeugnisse jüdischen Lebens aus Buttenwiesen

Buttenwiesen, eine Gemeinde im Landkreis Dillingen a. d. Donau, war über mehr als 350 Jahre (1570-1942) Heimat einer großen jüdischen Gemeinde. Jüdisches Leben ist dort erstmals ab 1570 für den heutigen Marktplatz, den früheren "Judenhof" bezeugt. Durch den Zuzug von aus Pfalz-Neuburg ausgewiesenen jüdischen Familien wuchs die jüdische Gemeinde schnell. 1632/33 wurde ein Friedhof angelegt. Als zweiter jüdischer Siedlungsschwerpunkt entstand die Donauwörther Straße am Ortsrand in Richtung Norden, die dem Typus einer "Judengasse" entspricht 1753 lebten 66 Familien in Buttenwiesen. 1840 war über 70 Prozent der Bevölkerung jüdisch. 1845 beschloss man die Gründung einer jüdischen Volksschule. Mit der rechtlichen Gleichstellung 1871 besserte sich die wirtschaftliche Situation der bis dahin meist armen Juden. Nach der Vergrößerung des Friedhofs 1888 war das Zentrum des Ortes von jüdischen Gebäuden und Einrichtungen geprägt, darunter die 1857 erbaute neomaurische Synagoge, eine Mikwe (erbaut ca. 1860) sowie Friedhof und Leichenhaus (Taharahaus). Um 1900 waren jüdische Kaufleute am Bau der Lokalbahn sowie an der Herstellung und Vernetzung der Wasserleitung im Ort beteiligt. Ab 1861 kam es zur Abwanderung in die Städte. Zu Beginn der NS-Zeit (1933) lebten nur noch 73 Juden in Buttenwiesen. In der Reichspogromnacht (November 1938) wurden das Innere der Synagoge und der Friedhof verwüstet, 1942 folgte die Deportation und Ermordung der letzten jüdischen Einwohner. Das Buttenwiesener Ortsbild ist noch heute von Spuren jüdischen Lebens geprägt. Mit der Entwicklung zu einem "Lernort" (www.lernort-buttenwiesen.de) will die Gemeinde ihrer Verantwortung gerecht werden.

Die Sammlung präsentiert ausgewählte Objekte zu jüdischem Leben in Buttenwiesen: Dokumente, historische oder neu erstellte Fotografien ehemaliger jüdischer Gebäude (Synagoge, Mikwe, Rabbinatshaus), Geschäfts- und Wohnhäuser, Gedenktafeln sowie Kult-, Ritual- und Alltagsgegenstände. Von hohem Wert sind überlieferte Tora-Schilder und Relikte aus der Synagoge, darunter eine hölzerne Zehn-Gebote-Tafel mit hebräischen Buchstaben, Zeiger der früheren Synagogenuhr, das Steinpodest des siebenarmigen Leuchters und Teile aus der Genisa. Zu sehen sind auch ein Chanukkaleuchter, ein Teeservice, verschiedene Trinkgefäße, Kerzenständer, ein Kochtopf und Textilien. Von besonderer Bedeutung ist eine alte Postkarte, die unter den Wahrzeichen von Buttenwiesen auch die Synagoge präsentiert.

Text: Dr. Ingvild Richardsen (Universität Augsburg)

>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945" unter Beteiligung folgender Partner: