Zeugnisse jüdischen Lebens aus Ederheim

In Ederheim, einer Gemeinde im schwäbischen Landkreis Donau-Ries, sind bereits um 1503 jüdische Einwohner bezeugt, die jedoch 1507 vertrieben wurden. Unter dem Ederheimer Ortsherrn Nikolaus von Jaxtheim um 1530 erneut angesiedelte Juden verließen das Dorf 1537. Als Ederheim in Oettingischen Besitz übergegangen war, entstand 1674 eine neue Gemeinde, die eine Schule errichten durfte (1688). Die Toten wurden zur Bestattung nach Harburg, später nach Wallerstein gebracht. 1736 wurde eine Synagoge erbaut. Bis 1827 existierte ein Ritualbad (Mikwe) in der heutigen Schulstraße 3. Dann wurde ein neues Ritualbad in der heutigen Dorfstraße 17 errichtet. Das Zentrum des jüdischen Wohngebietes und der jüdischen Einrichtungen lag auf einem Teil der heutigen Dorfstraße, dem sogenannten "Judenbuck". 1806 lebten 25 jüdische Familien in Ederheim. Das Judenedikt von 1813 setzte weiterem Wachstum ein Ende. Aufgrund der Aufhebung des Matrikelzwangs waren 1862 noch 17 jüdische Familien in Ederheim verblieben. Nach dem Erlöschen der jüdischen Kultusgemeinde Ederheim (1874), die sich mit der neu gegründeten Gemeinde in Nördlingen vereinigt hatte, wurde das Synagogengebäude an die politische Gemeinde Ederheim verkauft, die es zu einer Scheune umbaute. Die letzte jüdische Familie verließ Ederheim 1879. Seitdem waren keine Juden mehr in Ederheim ansässig. Anfang der 1950er-Jahre wurden letzte Reste des Gebäudes beseitigt. Die "Judenschule" wurde 1950/52 abgebrochen. Noch heute sind dort frühere jüdische Wohnhäuser erhalten; die Gebietsbezeichnung "Judenbuck" erinnert in der mündlichen Überlieferung an das frühere jüdische Zentrum in Ederheim.

Diese Sammlung präsentiert Zeugnisse jüdischen Lebens aus Ederheim als neu erstellte Fotografien, darunter frühere jüdische Häuser, ein Tora-Schild sowie ein Gemälde, das das frühere jüdische Gasthaus Lamm zeigt. Von besonderer Bedeutung ist der Teil einer alten Holzbank mit hebräischer Inschrift aus einem Bauernhof, der einst in jüdischem Besitz war. Es handelt sich dabei um das letzte in Ederheim vorhandene Relikt der früheren jüdischen Gemeinde.

Text: Dr. Ingvild Richardsen (Universität Augsburg)

>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945" unter Beteiligung folgender Partner: