Zeugnisse jüdischen Lebens aus Mönchsdeggingen

Mönchsdeggingen, eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Donau-Ries, war von 1684 bis 1879 Sitz einer jüdischen Kultusgemeinde. Der Forstamtsschreiber von Mönchsdeggingen nahm seit 1684 jüdische Familien auf, die aus Höchstädt a. d. Donau vertrieben worden waren. 1839 war die jüdische Gemeinde auf 53 jüdische Familien angewachsen, die vom Handel mit Landesprodukten und Waren lebten. Im 19. Jahrhundert waren in Mönchsdeggingen bedeutende jüdische Leder- und Getreidehändler tätig. 1684 wurde eine Synagoge in einem jüdischen Wohnhaus eingerichtet, um 1730 ein Anwesen in der Dorfmitte zu einer Synagoge umgebaut. In dem Gebäude, das seit 1734 benutzt wurde, unterhielt die jüdische Gemeinde bis 1827 auch eine Schule. Wegen Baufälligkeit wurde es 1827/28 abgebrochen und an dessen Stelle eine dritte Synagoge erbaut. 1833 folgte die Anlage eines eigenen Begräbnisplatzes sowie 1841 eines neuen Ritualbades (Mikwe) in der Alemannenstraße im neomaurischen Stil. Aufgrund des blühenden jüdischen Handels wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts Mönchsdeggingen zum Marktflecken erhoben. Es erhielt sogar den Beinahmen "Klein-Paris". Nach 1860 wanderten zahlreiche jüdische Familien nach Nördlingen oder in andere Städte ab, 1879 wurde die jüdische Gemeinde in Mönchsdeggingen aufgelöst. Die weiterhin hier wohnhaften jüdischen Einwohner wurden der Nördlinger Gemeinde unterstellt. Die dritte Synagoge wurde 1882 zum Abbruch an den Besitzer der Kronenbrauerei verkauft. Sichtbare Zeugnisse der fast 200-jährigen Geschichte der jüdischen Gemeinde sind das noch erhaltene erste Synagogengebäude in der Albstrasse, der am Ortsrand gelegene Friedhof, die unter Denkmalschutz stehende Mikwe in der Ortsmitte sowie zahlreiche frühere jüdische Wohn- und Geschäftshäuser, die sich über das ganze Dorf verteilen, darunter auch das heutige Rathaus und der Gasthof zur Rose.
Die Sammlung präsentiert ausgewählte Objekte zu jüdischem Leben in Mönchsdeggingen, darunter Dokumente sowie historische und neu erstellte Fotografien ehemaliger jüdischer Gebäude und Einrichtungen, der Synagogen, der Mikwe, Geschäfts- und Wohnhäuser, des Gedenksteines an die zweite und dritte Synagoge, sowie überlieferter Alltagsgegenstände. Hervorzuheben ist hier das Tora-Schild aus Mönchsdeggingen.
Text: Dr. Ingvild Richardsen (Universität Augsburg)
>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945" unter Beteiligung folgender Partner: