Zeugnisse jüdischen Lebens aus Steinhart (Hainsfarth)

Steinhart ist ein Ortsteil der schwäbischen Gemeinde Hainsfarth im bayerischen Landkreis Donau-Ries. Die Entstehung einer jüdischen Gemeinde geht auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Aufgenommen wurden die Jüdinnen und Juden von den Herren von Gundelsheim. Diese hatten die Burg Steinhart von den Grafen von Oettingen als Lehen erhalten, standen jedoch als Angehörige der Reichsritterschaft nicht unter Oettingischer Landeshoheit. 1560 lebten in Steinhart unter dem Schutz des damaligen Ortsherrn Georg Daniel von Gundelsheim sechs jüdische Familien. 1625 waren es bereits 23 mit insgesamt 98 Personen. Anfang des 19. Jahrhunderts war mehr als 40 % der Bevölkerung jüdisch. Die Familien lebten vom Handel mit Vieh, Gütern und Landesprodukten, ärmere vom Hausierhandel. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein reiches jüdisches Gemeindeleben. Jüdische Wohlfahrtsvereine wurden gegründet, darunter auch ein Verein zur "Beförderung armer Jünglinge zu einem ordentlichen Handwerk". 1799 wurde die jüdische Gemeinde dem Rabbinat Oettingen zugeteilt. Im 18. Jahrhundert legte man unter der Burg Steinhart einen Friedhof an. 1839 wurde eine bereits länger bestehende Synagoge renoviert und neu eingeweiht, 1844 ein Schul- und Gemeindehaus mit einer Mikwe im Untergeschoss erbaut. Ein angestellter Religionslehrer war zugleich als Vorbeter und Schächter (Schochet) tätig. 1856 kam Steinhart zum Bezirksrabbinat Wallerstein. Ab 1861 wanderten immer mehr Juden in Städte ab. 1880 wurde die Synagoge verkauft. Im selben Jahr lebten noch 26 jüdische Menschen in Steinhart, die nach der Auflösung der örtlichen jüdischen Gemeinde 1883 Oettingen zugeteilt wurden. Noch heute sind einige ehemals jüdische Wohnhäuser und Gebäude in Steinhart erhalten, darunter das 1844 erbaute Schul- und Gemeindehaus, in dem sich auch die jüdische Volkschule befand.
In dieser Sammlung werden neu erstellte Fotografien einer Auswahl repräsentativer jüdischer Häuser in Steinhart gezeigt. Von besonderer Bedeutung ist das frühere jüdische Schul- und Gemeindehaus, in dem sich auch eine Mikwe befinden soll.
Text: Dr. Ingvild Richardsen (Universität Augsburg)
>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945" unter Beteiligung folgender Partner: