Sammlungsschwerpunkte
Neben den um 1800 erworbenen Versteinerungen waren die nächsten größeren Käufe von Joseph Benedikt Graßegger (1776-1849) um 1820 Archivalien aus Pfalz-Neuburger Beständen, die er damit vor der Vernichtung rettete. In den 1820er- und 1830er-Jahren fanden in Neuburg Aussonderungen statt, da offenbar aus Platzmangel Archivbestände für entbehrlich erklärt und verkauft wurden. Es war gängige Praxis, dass dieses sogenannte Makulaturpapier als Verpackungsmaterial verwendet wurde und so kauften die Graßeggers bündelweise Akten der ehemaligen Pfalz-Neuburger Behörden.
Durch die Überlieferungen im Archiv des Historischen Vereins lassen sich Rückschlüsse auf die Objekte der heute als Graßegger-Sammlung bezeichneten Konvolute ziehen. So ist beispielsweise für das Jahr 1828 belegt, dass Joseph Benedikt Graßegger eine Schrift Monumente und andere Denkmäler in Neuburg abfasste, in der er die drei Abteilungen seiner Sammlungstätigkeit definiert: "I Urweltliche Alterthümer", "II Deutsche und römische Alterthümer" und "III Alterthümer aus dem Mittelalter". Ab 1819 begann Graßegger, seine Erkenntnisse im Neuburger Wochenblatt zu publizieren. Diese Tätigkeit setzte er nach der Gründung des Historischen Vereins im Neuburger Collectaneen-Blatt fort.
Die Sammlungen waren schon zu Lebzeiten Graßeggers für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. So schrieb Joseph Benedikt, dass die Gegenstände in seinem "Locale" zu besichtigen seien. Auch im Garten seines Hauses in der Amalienstraße A 57 konnten Funde in Augenschein genommen werden, wie zum Beispiel ein römischer Votivaltar aus Irgertsheim.
Belegbar ist, dass ab etwa 1818 im Erdgeschoss der Provinzialbibliothek am Karlsplatz 17 Ausgrabungsfunde sowie auch andere – nicht näher definierte – Objekte ausgestellt waren. Am 19. Oktober 1873 bezog schließlich der Historische Verein mit seiner Sammlung einen Saal im Harmoniegebäude in der Amalienstraße A 54.