„Deutsche und römische Alterthümer“
Die zweite Abteilung der Sammlung von Joseph Benedikt Graßegger (1776-1849) verrät schon in der Überschrift etwas über das Geschichtsbild des Kaufmanns und seiner Zeit. Die Titelwahl zeigt dabei die im 19. Jahrhundert verbreitete Gleichsetzung der Begriffe "Deutsch" und "Germanisch". Damit sollten die Germanen zu den Vorfahren der Deutschen verklärt werden.
Besonders interessierte ihn auch die Epoche der römischen Herrschaft im süddeutschen Raum. Als Beispiele hierfür nennt Graßegger unter anderem "Münzen, Götter-Bilder, Urnen und Gemmen". Es handelt sich um Bodenfunde hauptsächlich aus der Gegend um Neuburg, wie etwa aus Steppberg. Davon zeugen etwa die in seinem "Skizzenbuch" abgebildeten Münzen.
Ein Kuriosum dieses Sammlungsschwerpunktes sind die hier gezeigten Kleinplastiken. Die Figuren des Merkur und des Herkules sind Beispiele dafür, dass keine Kenntnisse zur Feststellung der Provenienz vorlagen. Sie wurden ursprünglich als römisch erachtet. Graßegger hat sie wohl aufgrund seiner Begeisterung für die Römerzeit erworben – ein Grabungsfund kann nicht belegt werden. Experten kamen in den 1970er-Jahren zur Erkenntnis, dass es sich um Schöpfungen des 18. Jahrhunderts handelt.
Belegbar ist hingegen, dass weitere Herkunftsorte von römischen Gegenständen auch nördlich der Donau bis nach Gnotzheim, südlich von Gunzenhausen, lagen. Graßegger erwarb den Bestand römischer Objekte auf drei Wegen: Erstens gelangte ein Großteil durch eigene Grabungsarbeiten in seinen Besitz. Zweitens erstand er einen Teil bei verschiedenen Auktionen. Drittens erhielt er Objekte durch Schenkungen und Tauschgeschäfte mit anderen Sammlern wie etwa mit Ignaz Pickel (1736-1818) in Eichstätt.