„Alterthümer aus dem Mittelalter“
Zu einer dritten Abteilung zählt der Sammler Joseph Benedikt Graßegger (1776-1849) Objekte aus dem Mittelalter. Der Bestand enthält laut seinen Angaben Rüstungen, Waffen, Siegel, Handschriften und andere Gerätschaften, Münzen sowie Grabbeigaben aus der Lauinger Fürstengruft. Die mittelalterliche Epoche endete nach seinem Geschichtsverständnis jedoch nicht, wie nach heutiger Auffassung, um 1500, sondern erstreckte sich bis weit in die Frühe Neuzeit. Folgerichtig verstand er auch die berühmten Neuburger Wandteppiche als mittelalterlich.
Wie schon bei den deutschen und römischen Altertümern handelt es sich bei den Objekten zum Teil um Bodenfunde. Die hier abgebildete, aus Eisen bestehende Figur eines Mannes wurde in der Nähe des Dorfes Unterstall gefunden. Eine exakte Datierung ist aus heutiger Sicht nicht möglich. Die Intention ist nicht eindeutig geklärt, wahrscheinlich handelt es sich um eine Votivfigur.
Teil der Graßegger-Sammlung waren auch "elf gotische Schlüssel", wie im Neuburger Kollektaneenblatt von 1894 aufgeführt wird. Das hier abgebildete Exemplar war ein Zufallsfund auf einem Acker bei Feldkirchen, südlich von Neuburg. Im "Skizzenbuch" wurde dieser Fund dokumentiert. Die Entstehungszeit ist nicht näher zu verifizieren.
Waffen und Rüstungen gehörten als Sinnbilder des Mittelalters zur charakteristischen Ausstattung des Rittertums. Daher sammelte Graßegger wie viele seiner Kollegen auch solche Objekte bei Versteigerungen in Monheim und Neuburg. In seinem "Locale" – wie Graßegger seine Räumlichkeiten in der Neuburger Amalienstraße, in denen er seine Sammlungen aufbewahrte, nennt – waren die Rüstungen als Szenerie von zwei freistehenden und vier an einem Tisch sitzenden Rittern ausgestellt.