Dynastisches Selbstverständnis

Die Herstellung und der Besitz von Tapisserien (Bild- bzw. Wandteppiche) spielten bei der Inszenierung des dynastischen Selbstverständnisses von Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559, reg. ab 1522) eine herausragende Rolle. Die künstlerische Konzeption der drei berühmten Porträtteppiche, die ihn, seine Gemahlin Susanna (1502-1543) und seinen Bruder Pfalzgraf Philipp (1503-1548, reg. ab 1522) darstellen, vollzog sich von Beginn an unter Ottheinrichs kritischen Augen. Seinen Neuburger Hofmaler Peter Gertner (um 1495-nach 1541) beauftragte er mit entsprechenden Entwürfen.

Sowohl Ottheinrich als auch Susanna und Philipp sind in idealisierten Weltlandschaften mit breiten Flussläufen, Bergen, Wäldern, Burgen, Schlössern und prosperierenden Städten eingebettet. Im Vordergrund befindet sich jeweils ein paradiesisch anmutender Garten, in dem Menschen und Tiere friedlich zusammenleben.

Durch die typische Stadtmarke ist belegt, dass die Stücke in Brüssel, dem im 16. Jahrhundert führenden Zentrum der Tapisserie-Produktion, hergestellt wurden. Die Qualität ihrer handwerklichen Ausführung genügte höchsten Ansprüchen. Dies gilt auch für den verschwenderischen Einsatz kostbarer Materialien wie farbiger Seidenfäden und solcher aus fein geglättetem Gold und Silber.