Pfalzgraf Philipp der Streitbare

Eine ähnlich selbstbewusste Pose wie sein Bruder Ottheinrich (1502-1559, reg. ab 1522) nimmt Pfalzgraf Philipp (1503-1548, reg. ab 1522), der Streitbare genannt, auf seinem Bildteppich ein. Nachdem die Brüder vorzeitig für mündig erklärt worden waren, traten sie 1522 gemeinsam die Regierung des Herzogtum Pfalz-Neuburg an. Zwischenzeitlich schloss sich Philipp dem Gefolge des Erzherzogs Ferdinand von Österreich (1503-1564, Kaiser seit 1558) an. So konnte er unter anderem bei Ottheinrichs und Susannas Hochzeit 1529 nicht anwesend sein, denn in diesem Jahr kämpfte er in Wien bei der Verteidigung der Stadt gegen die Türken. Wegen seiner großen Verdienste wurde ihm von Kaiser Karl V. (1500-1558, Kaiser seit 1520) in Regensburg der Orden zum Ritter des Goldenen Vlieses verliehen. Aufgrund seines ausschweifenden Lebensstils und großer Schulden musste er 1535 seinen Herrschaftsteil an Ottheinrich abgeben.

Der prunkvolle Bildteppich zeigt Philipp noch als Mitregenten kraftvoll und selbstbewusst inmitten eines idyllischen Gartens mit Tieren und Pflanzen vor weitläufiger Ideallandschaft. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine bestimmte Nachordnung gegenüber seinem Bruder, denn er und seine Schwägerin Susanna wenden sich Ottheinrich zu. Die fürstliche Kleidung der Dargestellten unterscheidet sich kaum, Philipp trägt als Schmuck einzig die Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. Trotz einiger militärischer Erfolge stand Philipp sein Leben lang im Schatten seines Bruders und starb unverheiratet, kinderlos, verarmt und krank bereits zehn Jahre vor ihm.