Die fürstliche Kredenz
Nach dem Tod des Landrichters und Sammlers Johann Adam Graf von Reisach (1765-1820), der Teile einer fürstlichen Kredenz zur Ausstattung der Burgruine Graisbach erworben hatte, kam dieses sehr kostbare und seltene Prunkgeschirr in die Graßegger-Sammlung und somit später in den Besitz des Historischen Vereins Neuburg. Das ursprünglich 16-teilige Schauservice besteht aus ägyptischem Alabaster, einem exotischen Material. Nach der Inschrift "ex suppellectili Ducum Neoburg" auf mehreren Teilen war es einst im Besitz des Neuburger Fürstenhauses. Das Service umfasst repräsentative Kannen, Kerzenleuchter, Deckeldosen, Deckelpokale, Teller, eine Schale, ein großes Gießbecken und das Fragment einer Platte. Der Formensprache nach ist es in die Zeit des Frühbarock einzuordnen, wohl in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Aufgestellt waren solche Ensembles meist in einer Schaukredenz; sie zeugten bei Festen und Banketten vom exquisiten Geschmack und Reichtum der Gastgeber. Bei diesem wertvollen Tafelservice kann davon ausgegangen werden, dass es nicht benutzt wurde und womöglich sogar in einer fürstlichen Kunstkammer ausgestellt war. Diese prachtvollen, raren Schaustücke stellen einen besonderen Höhepunkt der Leihgaben des Historischen Vereins in der Präsentation zum "Fürstentum Pfalz-Neuburg" im Neuburger Schloss dar.
Ins Auge sticht der gedrechselte Deckelkrug mit seinen vergoldeten Messing-Montierungen. Als Deckelbekrönung ist ein Männchen mit Hut auf einem Podest dargestellt, das den rechten Fuß auf ein kleines Fass stützt. In der erhobenen rechten Hand hält es einen Pokal, in der linken eine Traube. Der als Groteske ausgebildete Henkel stellt, am Daumenriegel nach hinten, ein Fabelwesen dar.