Götter
Ob im häuslichen oder im öffentlichen Bereich – Götter und Religion bildeten einen festen Bestandteil aller römischer Lebenswelten.
In den Hausheiligtümern, den Lararien, wurden die häuslichen Schutzgeister, die Laren, und der Genius (persönlicher Schutzgeist einer Person) des Hausherrn oder der Genius Augusti (Genius des Kaisers) verehrt – aber auch andere für die Hausbewohner wichtige Gottheiten fanden darin Aufnahme. In Augsburg könnten die Statuetten des Jupiter und der Isis-Fortuna (die ägyptische Göttin Isis wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. in die römische Religion eingeführt) zu einem solchen Hausaltar gehört haben. Beide Objekte wurden 1844 zusammen mit Resten von Miniaturarchitektur – zwei Steinsäulchen mit gedrehten Kanneluren und ein kleiner Terrakottaarchitrav – geborgen. Götter-Statuetten finden sich auch als Votive in Heiligtümern und konnten als Kunst- oder Repräsentationsobjekte in reichen Haushalten fungieren, um dort den Wohlstand und den gebildeten Kunstgeschmack der Eigentümer zur Schau zur stellen. Ein solches Kunstobjekt war möglicherweise die Statuette der sandalenlösenden Venus.
Obgleich sich zahlreiche Hinweise auf Götterehrungen in Augsburg erhalten haben, ist eine Zuordnung zu einem konkreten Aufstellungsort und die Lokalisierung der heiligen Bezirke und Tempel kaum möglich.
Verehrt wurden zum einen die "römischen" Götter wie Jupiter, Mars, Venus oder Merkur – wobei sich vor allem letzterer in den Nordwestprovinzen besonderer Beliebtheit erfreute, da man ihn wohl gut mit bestehenden keltischen und germanischen Gottheiten verbinden konnte. Zum anderen finden sich aber auch "fremde" Vertreter wie die ägyptischen Gottheiten Isis, Sarapis oder Harpokrates und eine Bronzestatuette des keltischen Gottes Sucellus. Diese bezeugen zum einen die Offenheit und Flexibilität der Römer, wenn es darum ging, andere Götter und Kulte zu integrieren, zum anderen spiegelt es die Heterogenität der Bevölkerung von Augusta Vindelicum wider, welche durch die im Römischen Reich herrschende Mobilität geprägt war.