KulturErben. Schwedenprozession und Laienfreilichtspiel „Die Schutzfrau von Münnerstadt“

Jährlich am 8. September findet in Münnerstadt (Landkreis Bad Kissingen) die Schwedenprozession statt, eine kirchliche Prozession in Erinnerung an die glücklich überstandene Belagerung durch schwedische Truppen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Ergänzt wird diese durch das 'Heimatspiel' "Die Schutzfrau von Münnerstadt", das jährlich im Spätsommer als Freilichtspiel vor denkmalgeschützten Fachwerkhäusern als Kulisse von Laiendarstellenden aufgeführt wird. Auch in ihm wird die Errettung der Stadt thematisiert.

Die Schwedenprozession und das Heimatspiel gehen auf ein legendenhaftes Gelöbnis am 8. September 1641, dem Tag Mariä Geburt, zurück, das die Münnerstädter Bevölkerung abgelegt haben soll, nachdem schwedische Truppen vor den Stadttoren standen und die Stadt beschossen. Der Legende nach soll die heilige Jungfrau Maria über der Stadtmauer erschienen sein und die Kugeln der Schweden aufgefangen haben, worauf der Feind vor Entsetzen geflohen sei. Die Schilderung der Legende 1842 in Ludwig Bechsteins "Sagenschatz des Frankenlandes" zusammen mit der Prozession gilt als deren Erstbeleg.

1927 wurde die Tradition der Schwedenprozession um ein Heimatspiel ergänzt, das von dem katholischen Pfarrer und Schriftsteller Ludwig Nüdling (1874-1947) verfasst wurde. Die Aufführung sollte den Tourismus fördern. Neben religiösen Inhalten (Marienwunder) enthält das Stück auch eine Liebesgeschichte zwischen der Bürgermeisterstochter und dem Hauptmann der Stadtwache. Die Spieltradition war während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs sowie in der unmittelbaren Nachkriegszeit von 1935 bis 1948 unterbrochen, wohingegen die Prozession trotz Störversuchen der Hitlerjugend weiterhin stattgefunden hat.

Der 8. September ist in Münnerstadt ein "Gelobter Feiertag". Er beginnt vormittags mit einem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Im Anschluss erfolgt die Schwedenprozession unter Mariengesängen und Gebeten, wobei das Allerheiligste (der Leib Christi in Form der geweihten Hostie in einer Monstranz) mitgeführt wird. Sie zieht zu den drei Stadttoren, wo an aufgebauten Altären Andachten stattfinden und um Schutz für die Zukunft gebetet wird. An der Prozession nehmen ca. 400 bis 500 Personen teil. In das Heimatspiel im Spätsommer sind circa 200 Mitwirkende involviert. Viele Darstellende sind über lange Zeit in wechselnden Rollen beteiligt.

Weitere Informationen in der Landesliste des immateriellen Kulturerbes Bayerns

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".