Bistumsgründung: Bamberg wird zum deutschen Rom

Schon bald nach seiner Königskrönung beabsichtigte Heinrich II., ein neues Bistum zu gründen, und zwar - wie der Bischof Adelbold von Utrecht (1010-1026) schreibt - in seinem "einzig geliebten Ort" Bamberg. Mit eisernem Willen setzte er sich bei diesem Vorhaben gegen alle Widerstände durch.

Ziele der Bistumsgründung waren einerseits die Sicherung seiner Herrschaft im östlichen Franken als königsnahe Machtbasis, andererseits die Christianisierung des von Slawen besiedelten Obermaingebietes. 1007 stiftete Heinrich auf der Frankfurter Synode das Bistum Bamberg. Im Synodalprotokoll vom 1. November 1007 - heute das einzig erhaltene aus dieser Zeit - unterzeichneten die anwesenden Bischöfe die Niederschrift der vorausgegangenen Gründungsakte durch ein Kreuz vor oder hinter ihrem Namen.
Gründung des Bamberger Doms
Bamberg, bereits im frühen 10. Jahrhundert als castrum Babenberh belegt, hatte sich erst in den letzten Jahrzehnten vor 1000 zu einem Kulturmittelpunkt im Süden des Landes entwickelt. Nun wollte es der fürstliche Bauherr - nach dem Vorbild Roms - zur Hauptstadt seines Reichs machen.
Als sichtbares Zeichen zum Ruhme Gottes hatte Heinrich bereits im Jahr 1004 einen monumentalen, dreischiffigen Kirchenbau mit zwei Krypten entwerfen lassen. In Rekordzeit entstand der eindrucksvolle Bamberger Heinrichsdom, der am 6. Mai 1012, dem Geburtstag des Königs, feierlich geweiht wurde. Weitere Bauten waren das Kollegiatstift St. Stephan und das Benediktinerkloster St. Michael.
Mit der Gründung des Bistums Bamberg vollzogen Heinrich und Kunigunde einen frommen, gleichzeitig hochpolitischen Akt: Das kinderlose Herrscherpaar setzte sich ein Denkmal und sicherte außerdem sein Seelenheil. Da es ein Gebetsgedenken durch eigene Nachkommen nicht erwarten konnte, sollte durch die Stiftung - als Unterpfand für himmlischen Schutz - ihr dauerhaftes Andenken (lat. memoria) in der Erinnerung der Nachwelt fortbestehen.
Im Perikopenbuch (Evangelistar) Heinrichs II. ist dem Krönungsbild eine Schriftzierseite beigefügt. Sie betrifft die Gründung des Bamberger Doms und bittet um ewiges Gedenken an den Stifter. Das Widmungsgedicht, umrahmt von Palmetten, ist in goldenen Buchstaben auf Purpurstreifen gestaltet.
Eine im 12. Jahrhundert von Adalbert verfasste Vita des Herrscherpaares zeigt die beiden mit dem Modell des Bamberger Doms. Auch in der Schedelschen Weltchronik sind Heinrich und Kunigunde als Bistumsgründer abgebildet.
Schenkungen an das Bistum
Das Bistum Bamberg wurde vom Königspaar nach seiner Gründung überreich mit Grundherrschaften, kostbaren Kunstschätzen und Reliquien sowie mit Prachthandschriften beschenkt. Zur künftigen Ausbildung seiner Reichskleriker förderte Heinrich den Aufbau einer Domschule in Bamberg. Der Ort sollte zum militärischen, kirchlichen und wissenschaftlichen Zentrum Frankens werden.
Die enge Verbindung von Kirche und Königtum im Frühmittelalter bedeutete in der Praxis, dass Herrscher die Bischofs- und Klosterkirchen mit Grundbesitz ausstatteten. Im Gegenzug wurde die Geistlichkeit zum Reichsdienst verpflichtet. Dementsprechend schuf sich Heinrich II. mit Bamberg ganz nach seinen Vorstellungen ein ihm verpflichtetes Bistum als Modell für seine Reichskirche.
Zu den zahlreichen Geschenken, die Heinrich dem Bistum Bamberg machte, gehört das Regensburger Sakramentar (Gebetssammlung für den Gottesdienst). Es wurde im Regensburger Kloster St. Emmeram geschaffen und war wohl zunächst für den Regensburger Dom bestimmt. Zur Weihe der neu gegründeten Domkirche 1012 gelangte es als Stiftung nach Bamberg. Auf seiner Vorderseite befindet sich ein Elfenbeinrelief, das die Kreuzigung Christi und den Ostermorgen zeigt. Auf der Rückseite ist eine Silberplatte mit einer Darstellung Papst Gregors des Großen (590-604) angebracht, die aus Bamberg oder Lothringen stammt. Das Regensburger Sakramentar gehört zu den bedeutendsten Werken ottonischer Buchkunst.
Auch das prächtige Perikopenbuch (Evangelistar) wurde zur Gründung des Bamberger Doms gestiftet, anlässlich der Domweihe 1012 oder kurz danach. Bei Perikopenbüchern handelt es sich um liturgische Codices, die Evangelienabschnitte enthalten (griech. perikopés, lat. capitula genannt). Die Reihenfolge der Texte richtet sich nach den Festen des kirchlichen Jahres.
Das Perikopenbuch wurde in der Malschule des Klosters Reichenau im Bodensee angefertigt, eine Inschrift sowie ein Widmungsgedicht nennen König Heinrich als Stifter. Der Codex enthält eine Darstellung der Krönung Heinrichs und seiner Gemahlin. Der Prachteinband zeigt auf einem Elfenbeinrelief eine figurenreiche Kreuzigung mit den Frauen am Grabe und der Auferstehung der Toten. Der Goldrahmen ist reich besetzt mit Edelsteinen, Perlen und byzantinischen Emailplättchen.
Heinrich II. war nun Bistumspatron. Von der Stärkung der Kirche versprach er sich die Festigung seiner Königsherrschaft. Der Heinrichsdom im Bistum Bamberg verkörperte die Reichskirche. Papst Johannes XVIII. (1003-1009) machte das Bistum schließlich zu einer eigenständigen Diözese.
Der Sternenmantel Heinrichs II.

Im Jahr 1020 kam es zu einer besonderen Ehrung Bambergs und einem Höhepunkt der Politik Heinrichs II.: Papst Benedikt VIII. (1012-1024) persönlich reiste an und besuchte das Bistum am Osterfest. Er suchte Unterstützung gegen den byzantinischen Kaiser. Vom Papstbesuch zeugt heute die älteste erhaltene lateinische Inschrift Bambergs in der Thomaskapelle.
Mit der Papstdelegation reiste auch der apulische Fürst Melus (oder Ismael) nach Bamberg, der ebenfalls militärischen Beistand vom König erbat. Er schenkte Heinrich den kostbaren Sternenmantel, heute das wertvollste Stück in der Domschatzkammer.
Dieser einzigartige Mantel ist von unschätzbarem Wert. Er zeigt - mit goldumsponnenen Fäden bestickt - den gesamten Sternenkreis: Ein wahrhaft kaiserliches Symbol für die Herrschaft Heinrichs! Auf einem huldigenden Spruchband wird Heinrich als "Zierde Europas" (lat. decus europae) bezeichnet.
Der Sternenmantel ist heute im Diözesanmuseum Bamberg ausgestellt. Ob Heinrich ihn getragen hat, ist ungewiss. Er schenkte ihn wohl sogleich an die Bamberger Domkirche weiter und "legte mit diesem Akt gleichsam sein ganzes Kaisertum in die Hand Christi" (Stefan Weinfurter).
- bavarikon hält eine Fülle von Detailaufnahmen des Sternenmantels bereit.
- Virtueller Kurzvortrag zum Sternenmantel in bavarikon
Unter den zahlreichen Schenkungen an das Bistum befinden sich auch die berühmten Bamberger Kaisergewänder: Die Bamberger Tunika, der blaue und der weiße Kunigundenmantel, der Reitermantel sowie das blaue Bamberger Rationale.
- Vertonung der Antiphon vom Montag der 4. Adventswoche, deren Beginn das Spitzoval in der zentralen Rückendarstellung des blauen Kunigundenmantels rahmt.
- Ein spannender Kurzvortrag zum Kunigundenmantel enthüllt Erkenntnisse der neuesten Forschung: Wozu diente der Mantel wirklich?
- Besuchen Sie auch unsere virtuelle Ausstellung "Kaisergewänder im Wandel".
- bavarikon-Sammlung: "Die Bamberger Kaisergewänder"
- Artikel im Historischen Lexikons Bayern: "Mittelalterliche Kaisergewänder in Bayern"