Was Sie noch über Kaiser Heinrich II. wissen sollten
Heinrich II. ist der einzige heiliggesprochene Kaiser der deutschen Geschichte. Doch trotz dieser Tatsache war er zu Lebzeiten durchaus umstritten. "König der Konflikte" nennt ihn der Historiker Stefan Weinfurter. Opposition begegnete er mit brutaler Gewalt.
Eigentlich soll Heinrich gar nicht für die Herrschaft geeignet gewesen sein, das behaupteten jedenfalls seine Gegner vor der Königswahl. Tatsächlich muss Heinrich auf den ersten Blick recht schwächlich gewirkt haben. Er hinkte leicht und war chronisch krank. Das war für ihn jedoch kein Hindernis, König und schließlich Kaiser zu werden!
Ein habgieriger König. Um die Schatzkammer des Bamberger Domes zu füllen, raffte er Kunstgegenstände aus dem ganzem Reich zusammen, sehr zum Unmut der ‚beraubten‘ Bistümer. Die noch heute erhaltenen antiken Götterbilder auf dem Aachener Ambo geben hier Anlass zu einer Anekdote: Bei der Bewerbung um den Königsthron hatte Heinrich einst neben der Leiche Ottos III. auch dessen Familienschatz beschlagnahmt, der byzantinische Götterbilder enthielt. Aus Reue - so die Legende - habe er die Bilder schließlich in seine Kanzel (Ambo) einarbeiten lassen.
Im Krieg ist alles erlaubt, auch ein Pakt mit den Heiden. Gegen den polnischen Herzog Boleslaw Chrobry verbündete sich Heinrich II. ausgerechnet mit dem heidnischen Stamm der Luitizen. Dies löste einen Skandal im Land aus!
Auch ein König kann demütig sein. Oder zumindest so tun. Dies berichtet uns Chronist Thietmar von Merseburg (975/976-1018): Um sein Ziel zu erreichen, Bamberg zum Bistum zu erheben, bediente sich Heinrich einer hochsymbolischen Handlung: Auf der Synode in Frankfurt 1007 fiel er mehrfach vor den Bischöfen auf die Knie und erniedrigte sich. Dieser demütigen Geste konnten sich die Kirchenmänner nicht entziehen und Heinrich bekam, was er wollte: ihre Zustimmung.
Als Morgengabe zur Hochzeit schenkte Heinrich Grundbesitz in Bamberg an Kunigunde. Für die Gründung des Bistums Bamberg musste sie ihm diesen allerdings wieder zurückgeben. Sie wurde jedoch anderweitig reich entschädigt.
Ein frommer Herrscher mit schwarzem Humor. Heinrich soll sich mit seinen Untertanen, aber auch mit seinen Bischöfen zuweilen derbe Späße erlaubt haben. Vor allem seinem guten Freund Bischof Meinwerk (1009-1036) spielte er manch bösen Streich.
Die Eselsmesse. Da Bischof Meinwerk nicht besonders gut Latein konnte, ließ Heinrich heimlich den Text im Messbuch abändern. Statt für Gottes Diener und Dienerinnen (lat. pro tuis famulis et famulabus) betete der Bischof nun für die Maulesel und -eselinnen (lat. mulis et mulabus). So stand der arme Meinwerk schließlich tief beschämt vor dem lachenden Publikum des voll besetzten Domes (Vita Meinwerci).
Der auferstandene Lazarus. Heinrich ließ seinen Freund, Bischof Meinwerk, anonym warnen, dass dessen Tod unmittelbar bevorstehe. Der fromme Mann, der sogleich all sein Hab und Gut verschenkte, bereitete sich auf sein Ende vor. Als er nach fünf Tagen immer noch lebte, ging er zum Kaiser, der ihm schadenfroh zu seiner Auferstehung gratulierte (Vita Meinwerci).
Ein grausames Spektakel inszenierte der Kaiser einmal mit einem seiner Gefolgsmänner. Abt Poppo von Stablo-Malmedy (978-1048), der einst zu Besuch am Hof Heinrichs weilte, berichtet im 12. Kapitel seiner Vita, dass man einen armen Mann mit Honig bestreichen und einem Bären vorführen ließ. Der Herrscher soll sich an dessen Todesangst ergötzt haben, bis Poppo tadelnd eingriff.
Krieg für den Frieden? Heinrich ging keiner militärischen Auseinandersetzung aus dem Weg. Er führte während seiner Regierungszeit fast ununterbrochen Kriege, vor allem mit dem polnischen Herzog Boleslaw I. Chrobry. Er zog dreimal nach Italien, einmal nach Byzanz und führte sogar erbitterte Auseinandersetzungen mit seinen eigenen Schwagern, den aufmüpfigen Brüdern Kunigundes.
Herrscher im Sattel. Um seine Herrschaft zu sichern, war Heinrich auch in Friedenszeiten ständig unterwegs. Unermüdlich durchstreifte er während seiner 22-jährigen Regierungszeit sein Land, was für den chronisch kranken Mann eine besondere Strapaze gewesen sein muss.
Heinrichs Sternenmantel wurde mit Fäden, die aus echtem Gold umsponnen waren, gestickt. Doch es blieb Heinrich nicht viel Zeit, ihn zu tragen. Schon vier Jahre später starb er. Der Sternenmantel kann heute im Bamberger Domschatz besichtigt werden.
Rex Francorum. Heinrich führte nach Art der Ottonen den Titel "König der Franken" und sah sich nach seiner Kaiserkrönung als Herrscher der gesamten Christenheit. Mit seinem Tod am 13. Juli 1024 endete auch die mehr als hundertjährige Herrschaft der Ottonen.