Vorbild und Abbild: Kunstreproduktionen
Die Fotografie wurde von Anfang an auch zur Dokumentation von Kunstwerken und Monumenten genutzt. Die scheinbar objektive fotografische Aufzeichnung wurde als Garant für eine unmittelbare, unverfälschte Wiedergabe angesehen und daher als ideales Mittel der Kunstreproduktion empfunden. Das Fotografieren von Skulpturen als dreidimensionalen Objekten stellte eine besondere Herausforderung für die Fotografen dar. Hier galt es, Position und Beleuchtung so zu wählen, dass die Skulptur im zweidimensionalen Medium der Fotografie möglichst räumlich erfahrbar wird.
Auf diesem Gebiet in Rom führend war der britische Fotograf James Anderson (1813-1877). Seine Aufnahmen zeigen die Skulpturen oft in leichter Seitenansicht, was sie plastischer wirken lässt. Wegen der ungünstigen Lichtverhältnisse in den Innenräumen waren die Belichtungszeiten oft sehr lang. Tommaso Cuccionis (um 1790-1864) Aufnahme der Galleria delle Statue in den Vatikanischen Museen etwa musste viele Stunden belichtet werden. Das über die Skulpturen wandernde Licht führte zu einem schmelzartigen Glanz und weichen Konturen.
Während die weite Verbreitung von Fotografien dazu beitrug, dass die Kunstwerke Italiens zum universalen Bildungsgut wurden und insbesondere die wissenschaftliche Beschäftigung in den universitären Fächern Klassische Archäologie und Kunstgeschichte beförderten, war der Besitz von gemalten Kopien weiterhin das Privileg einzelner wohlhabender Sammler. Adolf Friedrich von Schack besaß neben der Sammlung von Originalgemälden von zeitgenössischen deutschen Künstlern eine umfangreiche Sammlung von Kopien nach Altmeistergemälden, die er in den 1860er und 1870er Jahren von jungen Künstlern wie Franz Lenbach (1836-1904) und August Wolf (1842-1915) in den Museen und Kirchen Italiens und Spaniens malen ließ. Dazu gehörten insbesondere zahlreiche Kopien nach venezianischen Gemälden der Renaissance.
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