Die Sammlung Olaf Andreas Gulbransson des Architekturmuseums der TUM

Olaf Andreas Gulbransson (1916-1961) ist ein herausragender Vertreter des modernen protestantischen Kirchenbaus der Nachkriegszeit in Bayern. Er war der Sohn des berühmten norwegischen Karikaturisten und Malers Olaf Gulbransson (1873-1958) und der österreichischen Schriftstellerin Grete Jehly (1882-1834).

Gulbransson wurde in München geboren, seine Kindheit verbrachte er in dem am Englischen Garten gelegenen "Kefernest", das seine Eltern 1906 erworben hatten, und auf dem Schererhof am Tegernsee. Bereits in jungen Jahren zeigten sich Gulbranssons künstlerische Begabung sowie eine Vorliebe für den Bau von Papiermodellen, eine Technik, die er später für die Modelle seiner Kirchen anwenden sollte. Von 1935 bis 1939 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule München.

Nach Kriegseinsatz und Rückkehr aufgrund eines Lungenleidens begann er eine Ausbildung für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst. 1943 absolvierte er die große Staatsprüfung zum Regierungsbaumeister und trat in die Bayerische Staatsbauverwaltung ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Gulbransson zunächst eine Tätigkeit in der Werbeabteilung der Firma Agfa. Nach dem Wettbewerbserfolg für die Christuskirche in Schliersee 1953 machte er sich als Architekt selbstständig.

Mit seinen Kirchenbauentwürfen wurde er schnell über Bayern hinaus bekannt und erhielt Aufträge für Sakralbauten in Göttingen, Hamburg und Kassel. In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit als freier Architekt schuf Gulbransson ein wegweisendes und eigenständiges Werk, das sich – abgesehen von einem nicht prämierten Wettbewerb für den Königspalast in Addis Abeba sowie Wohnhäusern in München und Baden-Baden – auf Neu- und Umbau sowie Erweiterungen von Sakralbauten konzentrierte.

Bis zu einem unverschuldeten tödlichen Verkehrsunfall 1961 konnte Gulbransson neun Kirchen vollenden, 18 weitere befanden sich im Bau oder in Planung und wurden anschließend von seinem Mitarbeiter Karl H. Schwabenbauer ausgeführt. Der kurz vor seinem Tod gewonnene und zur Ausführung empfohlene Wettbewerb zur Umgestaltung des Lübecker Doms wurde nicht realisiert.

Gulbransson war auf zahlreichen Ausstellungen zum Kirchenbau vertreten, nahm an Tagungen teil, hielt Vorträge über Sakralbau und gehörte dem Arbeitsausschuss des evangelischen Kirchenbautags an, der unter anderem die Zeitschrift "Kunst und Kirche" gründete.

Der bedeutende Nachlass von Olaf Andreas Gulbransson umfasst 4.290 Blatt, 2.240 Fotos, 42 Modelle und 219 Archivalien, darunter auch seine Kinder- und Studienzeichnungen. Der Bestand wurde 1980 von Gulbranssons Frau, Inger Gulbransson-Janssen (1911-2015) an die Architektursammlung verkauft, die Finanzierung übernahm der Bund der Freunde der TUM.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität München.