Die Sammlung Gottfried von Neureuther des Architekturmuseums der TUM
Gottfried von Neureuther (1811-1887) gilt als einer der bedeutendsten Architekten des Eisenbahnhochbaus in Bayern. Er wurde in Mannheim geboren und entstammte einer alten pfälzischen Künstlerfamilie. Schon als Kind erhielt er ersten Zeichenunterricht von seinem Vater, dem Landschaftsmaler Ludwig Neureuther (1774-1832). Mit 16 Jahren arbeitete er im Baubüro von Joseph Schierlinger (1790-1855), wo er die Bereiche vom Straßen- bis zum Brückenbau kennenlernte. Neureuther studierte Architektur bei Friedrich von Gärtner (1791-1847) an der Akademie der Bildenden Künste München. 1831/32 bestand er die Staatsprüfungen im "Civil-, Wasser- und Straßenbauwesen".
Nach einem einjährigen Staatsstipendium in Rom erhielt er 1840 eine Staatsstelle als Baukondukteur in Nürnberg. 1845 wurde er nach München versetzt und war als Architekt für einen Teil der Ausführung der Bahnhöfe der Strecke der "Ludwigs-West-Bahn" (Bamberg-Schweinfurt-Würzburg-Aschaffenburg-Hanau) zuständig. Am Würzburger Bahnhof, mit dessen Planung und Ausführung (1852-1854) er bekannt wurde, setzte er zum ersten Mal Formen der Neorenaissance ein, dem bestimmenden Architekturstil der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Erst der Hochschulbau brachte Neureuther den Durchbruch als Architekt. Nach dem Vorbild des Züricher Polytechnikums (Gottfried Semper) schuf er mit der 1868 eröffneten Königlich-Bayerischen-Polytechnischen Schule zu München (heute TUM, im Zweiten Weltkrieg zerstört) ein eindrucksvolles Neorenaissancegebäude – als selbstbewusstes Pendant zur Alten Pinakothek. Neureuther, seit 1857 Professor für "Civilbaukunde" an der Polytechnischen Schule, erhielt einen Ruf an die Hochbau-Abteilung für Höhere Baukunst an der neuen "Königlich-Bayerischen Polytechnischen Schule zu München" und wurde stellvertretender Direktor.1875 erhielt er den Auftrag zum Bau der Akademie der Bildenden Künste am Münchner Siegestor (1883 vollendet).
Für seine Verdienste erhielt Neureuther zahlreiche Ehrungen, darunter 1874 den Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst sowie im Folgejahr den bayerischen Verdienstorden und den Adelstitel.
Die virtuosen, farbigen und malerischen Architekturzeichnungen – 1.120 Blatt –, darunter der Idealentwurf eine Schlossanlage am Starnberger See, blieben nach dessen Tod 1887 an der Münchner Hochschule und gehören heute zu den schönsten ihrer Art im Archiv des Architekturmuseums. Später gelangten weitere Zeichnungen aus Familienbesitz an die Sammlung. Zum Bestand gehören auch 15 kostbare Skizzenbücher mit farbig aquarellierten Stadtansichten von Neureuthers Italienreisen.
Besondere Objekte der Sammlung:
- Gottfried von Neureuther, Entwurf zum Athenäum, 1856
- Gottfried von Neureuther, Würzburger Bahnhof, Schnitt mit Perspektive, 1856
- Gottfried von Neureuther, Polytechnische Schule München, Fassadendetail, 1866/67
>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität München.