Die Sammlung Gottfried Semper des Architekturmuseums der TUM
Gottfried Semper (1803-1879) ist neben Karl Friedrich Schinkel der bedeutendste deutsche Architekt des 19. Jahrhunderts. In die Architekturgeschichte ging er sowohl als genialer Theaterbauarchitekt und Schöpfer monumentaler Großbauten wie auch als umfassender Theoretiker ein.
Geboren wurde Semper in Hamburg als Sohn eines wohlhabenden Wollfabrikanten. Nach der Schulzeit begann er ein Studium der Mathematik und Geschichte in Göttingen. 1825 wechselte er zur Architektur und ging nach Paris an die private Architekturschule des aus Köln stammenden Franz Christian Gau. Von 1830 bis 1833 unternahm er ausgedehnte Reisen durch Italien und Griechenland. Beim Studium antiker Bauten untersuchte Semper insbesondere deren ursprüngliche Farbigkeit (Polychromie).
Obwohl er nur geringe Baupraxis nachweisen konnte, erhielt Semper 1834 die Professur für Baukunst an der Kunstakademie in Dresden. In den folgenden Jahren entstanden dort einige Bauten, die ihn in ganz Deutschland berühmt machten, darunter das Hoftheater, die Gemäldegalerie, die Synagoge und einige Villenbauten.
Zusammen mit Richard Wagner nahm der republikanisch gesinnte Semper an den Dresdener Barrikadenkämpfen im Mai 1849 teil, wurde anschließend steckbrieflich gesucht und flüchtete über Paris nach London. Im englischen Exil arbeitete er an einigen Abteilungen der ersten Weltausstellung (1851) im Glaspalast mit und begann die Arbeit an seinem theoretischen Hauptwerk "Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder Praktische Ästhetik".
1855 ging Gottfried Semper als Leiter der Bauschule an das neu gegründete Eidgenössische Polytechnikum (heute ETH) nach Zürich, für das er den Neubau errichtete, der zum Vorbild vieler Technischer Hochschulen wurde. Zu den Planungen der Ringstraße in Wien wurde Semper 1869 hinzugezogen und entwarf ein gewaltiges Kaiserforum, von dem die neue Hofburg, das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum sowie das Burgtheater ausgeführt wurden. Als 1869 sein Theater in Dresden abbrannte, erhielt er den Auftrag zum Neubau, den er in veränderter Form ausführte.
Die Sammlung Gottfried von Semper umfasst die Zeichnungen für das in München gescheiterte Richard-Wagner-Festspielhaus (1864/65). Die Pläne waren auf der Weltausstellung 1867 in Paris ausgestellt, 1868 übergab sie Ludwig II. (1786-1868, König 1825-1848) zur Eröffnung der "Königlich-Bayerischen Polytechnischen Schule zu München" (heute TUM) der damaligen Lehrmittelsammlung.
>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität München.