Blockbücher aus bayerischen Sammlungen
Blockbücher (Xylographa, von altgriech. xýlon = Holz; gráphein = schreiben, zeichnen) bestehen aus thematisch zusammenhängenden, einseitig bedruckten Holzschnitten und sind meist von geringem Umfang. Sie entstanden im 15. Jahrhundert in Deutschland (v. a. in den Gebieten am Oberrhein) und den Niederlanden. In China ist der Holztafeldruck bereits in der Antike belegbar.
Hergestellt wurden die Drucke mit Holzstöcken, in die Bilder und Text eingeschnitten waren. Diese färbte man mit Schreibtinte ein und belegte sie mit Papier, welches mithilfe von Lederballen berieben wurde (Reiberdruck). Da sich dadurch ein starker Abdruck in die Blätter einprägte, klebte man deren Rückseiten jeweils zusammen – abschließend wurden sie durch Blockheftung in Buchform gebracht. Den gedruckten Bildern konnten nachträglich von Hand oder mit Lettern Texte beigefügt werden.
Blockbücher stellen eine Übergangsform zwischen der mittelalterlichen illuminierten Handschrift und dem illustrierten gedruckten Buch dar. So wurden für die Herstellung von Inkunabeln (frühe Drucke wie z. B. die Gutenberg-Bibel, entstanden 1452-1456), bewegliche Metall-Lettern (Typendruck) verwendet. Die Entwicklung des Holzschnittdrucks in Mitteleuropa (ca. 1430 bis 1470) erfolgte im Zuge der allgemeinen Bestrebungen, die Produktionskosten von Büchern zu senken und dem steigenden Bedarf an religiöser Erbauungsliteratur gerecht zu werden. Das Druckverfahren ersetzte die zeitintensive Abschrift von Hand und ermöglichte serielle Produktionen in großer Stückzahl. So konnten religionsdidaktische Werke wie z. B. die Armenbibel (Biblia Pauperum) mit ihren kommentierten Bildszenen von Altem und Neuem Testament einem breiten, großteils leseunkundigen Publikum zugänglich gemacht werden.
Bis heute werfen Blockbücher für die buchgeschichtliche, kunsthistorische und philologische Forschung zahlreiche Fragen auf, z. B. im Hinblick auf Herkunft und Datierung einzelner Drucke sowie ihre Einordnung in handschriftliche und druckgrafische Bild- und Texttraditionen. Ihre Untersuchung wird allerdings durch den prekären konservatorischen Zustand (Farbfraß) der Papierseiten erheblich erschwert.
Blockbücher gehören zum seltensten und wertvollsten Sammlungsgut von Bibliotheken. In ihrer europäischen Form sind heute weltweit nur mehr etwa 100 Ausgaben von 33 verschiedenen Werken in etwa 600 Exemplaren nachweisbar. Die Bayerische Staatsbibliothek verwahrt 49 Blockbücher (einschließlich Fragmenten). Ebenfalls 49 Exemplare besitzt die Bibliothèque nationale de France in Paris (verzeichnet in CIBN), die British Library in London 40 Stück (verzeichnet in BMC). In New York werden umfangreiche Bestände (über 40 Exemplare) in der Pierpont Morgan Library, der Public Library, der Columbia University und dem Metropolitan Museum of Art aufbewahrt. In bayerischen Sammlungen (Bibliotheken, Museen, staatlichem, kirchlichem und privatem Besitz) sind insgesamt etwa 90 Blockbücher und Blockbuchfragmente vorhanden. Diese stehen digitalisiert auf bavarikon zur Verfügung.
Diese Sammlung befindet sich im Aufbau und wird um weitere Objekte ergänzt.
>> An dieser Sammlung sind folgende Partner beteiligt:
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Bayerische Staatsbibliothek
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Bibliothek Otto Schäfer Schweinfurt
- Germanisches Nationalmuseum
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Hofbibliothek Aschaffenburg
- Kapitelsbibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Schwabach St. Martin
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Katholisches Pfarrarchiv St. Martin Kaufbeuren
- Schönborn'sche Schlossbibliothek Schloss Wissenstein Pommersfelden
- Staatliche Graphische Sammlung München
- Staatsbibliothek Bamberg
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Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
- Stadtarchiv Memmingen (Wissenschaftliche Stadtbibliothek)
- Universitätsbibliothek der LMU München
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Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg
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Universitätsbibliothek Würzburg