Bayern und Griechenland (Philhellenismus)
Ludwig I. begeisterte sich schon seit seiner Jugend für Griechenland. Er lernte Altgriechisch und hatte auch die Werke der antiken Autoren gelesen. Eine Reise nach Griechenland verbot ihm aber der Vater.
Als sich die Griechen gegen die Osmanische Oberherrschaft erhoben, unterstützte Ludwig die Freiheitskämpfer tatkräftig. Er übernahm das Protektorat der Griechenvereine in Bayern und sammelte Geld zur Unterstützung. Als er König wurde, schickte er sogar Offiziere zur Ausbildung und Beratung. 1832 bestieg auf Wunsch der europäischen Großmächte sein Sohn Otto den Thron von Griechenland.
Bayerische Beamte halfen während Ottos Minderjährigkeit beim Aufbau von Verwaltungsstrukturen. Allerdings gab es vielfältige soziale und gesellschaftliche Probleme, die nicht gelöst werden konnten. Bereits zu Ludwigs Lebzeiten wurde Otto vertrieben und starb 1867 im fränkischen Bamberg im Exil.
Ludwigs Griechenland-Begeisterung ging aber über das Feld der Politik hinaus. Er sammelte selbst griechische Kunstwerke wie die Giebelfiguren des Tempels von Ägina. Seine eigenen Appartements in der Residenz wurden mit Bildern nach den Werken der klassischen Autoren von Homer bis Theokrit ausgestattet. Er gab auch einen Zyklus mit Ansichten der griechischen Landschaft in Auftrag, der noch heute in der Neuen Pinakothek zu sehen ist. Aus seiner Hauptstadt München wollte er ein neues Athen machen.
Stefan Schnupp
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