Ludwig I. für Gscheidhaferl
Soldatenbart statt Rosshaar
Als Ludwig 1786 in Straßburg zur Welt kam, stand sein Vater Max Joseph als Regimentskommandeur in französischen Diensten. Stolz präsentierte er seinen Stammhalter der Kompanie. Die Offiziere jubelten ihm lauthals zu und überreichten ihm ein ganz besonderes Geschenk: Um den kleinen Prinz gebührend zu betten und ihn gleichsam auf seine künftige militärische Aufgabe vorzubereiten, hatten sie über längere Zeit ihr Barthaar gesammelt und eine kleine Matratze damit gestopft. Ob Ludwig gut darauf geschlafen hat?
Ludwigs Eichhörnchen
In seiner Studentenzeit hatte Ludwig ein zahmes Eichhörnchen. Dieses trug er "öfter unter [s]einem Frack auf der Brust", wie er schreibt. Es begleitete ihn bei Ausflügen zu Schloss Nymphenburg, nach Landshut und schließlich auch zur Universität Göttingen. Als Ludwig dort durch eine Delegation von Professoren ehrenvoll empfangen werden sollte, hatte das Tier ein Loch in Ludwigs Frack gefressen. Das Treffen musste verschoben werden, bis der Schneider das Kleidungsstück geflickt hatte.
Stimmen im Kopf
Kaum zu glauben... Aber in den Kopf der Bavaria passen 30 Menschen. Auch Ludwig I. traute seinen Ohren kaum, als er bei den 1844 stattfindenden Feierlichkeiten zur Fertigstellung des Bavaria-Hauptes Stimmen aus dem selbigen vernahm: "Seine Majestät König Ludwig lebe hoch!". Um dem skeptischen Monarchen zu beweisen, dass sich tatsächlich Personen im Inneren des Kopfes befanden, ließ Bronzegießer Ferdinand von Miller (1813-1887) knapp 30 Arbeiter sowie seine beiden Söhne Fritz und Ferdinand vor den Augen des Königs heraustreten. Doch auch am folgenden Tag glaubte Ludwig I. immer noch an einen Zaubertrick und schaute in den Kopf: "Ich habe es gesehen, mit eigenen Augen und glaube es doch nicht". Eine wahre Meisterleistung der Bronzekunst. Und auch heute noch kann man den Kopf der Bavaria über eine Treppe erreichen, um den Ausblick auf die Theresienwiese zu genießen. Schauen Sie doch einmal hinein und überzeugen Sie sich selbst!
Alles Ludwig, oder was?
Die Bezeichnung der "Ludwig-Maximilians-Universität" verweist nicht, wie häufig angenommen, auf König Ludwig I. als Namensgeber, obwohl er für den Umzug der "Ludovico-Maximilianea" von Landshut nach München und den Bau des Hauptgebäudes in der nach ihm benannten Ludwigstraße verantwortlich war. Der Name für die altbayerische Universität wurde bereits bei ihrem ersten Umzug von Ingolstadt nach Landshut im Jahre 1802 gewählt. Erinnern sollte er an den ursprünglichen Universitätsgründer Herzog Ludwig IX. den Reichen (1417-1479) und den für den ersten Umzug verantwortlichen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph, also den Vater König Ludwigs I.
Ein griechisches "i-Tüpferl"
Der kultur- und vor allem hellenismusbegeisterte Jungkönig startete mit liberalem Elan in sein Amt. Mit seiner Thronbesteigung verpasste er Baiern ein Ypsilon, ein "griechisches i". So wichtig war ihm der Buchstabe, dass er höchstselbst in einem handschriftlichen Erlass (20.10.1825) verfügte, dass Bayern fortan nur noch mit "y" geschrieben werden dürfe. Auch die Hauptstadt der linksrheinischen Kurpfalz entkam der buchstäblichen Gräzisierung nicht und schrieb sich fortan "Speyer".
"Wer ko, der ko!"
Der Pferdehändler Franz Xaver Krenkl (1780-1860) besaß einen überaus erfolgreichen Rennstall, der beim Münchner Oktoberfestrennen 14 Mal den Meistertitel errang. Eines Tages soll er im Englischen Garten mit seinem Sechsspänner die Equipage des Kronprinzen überholt haben, obwohl dies verboten war. Als Ludwig protestierte, rief Krenkl selbstbewusst: "Majestät, wea ko, dea ko!"
Eine königliche Mumie
Ludwig I. wollte wissen, ob er seine Schwerhörigkeit womöglich von seiner Mutter geerbt habe. Am 21. Juli 1832 ließ er deshalb den Leichnam Auguste Wilhelmines exhumieren. Der Kopf der bereits mumifizierten Verstorbenen wurde vom Körper abgetrennt und von einem Expertenteam aufs Genaueste untersucht. Man entdeckte eine Verwachsung, die für die Schwerhörigkeit verantwortlich war, eine Erblichkeit konnte jedoch nicht festgestellt werden. Der Schädel wurde anschließend in aller Feierlichkeit, gemeinsam mit einem Autopsie-Bericht, zurück in den Sarg gelegt.
Der schäbige Hausmantel
Ludwig I. hatte für höfische Konventionen wenig übrig. Dazu zählte auch die Zeremonie des Ankleidens. Trotzig erklärte er: "Anziehen kann ich mich allein und ausziehen will ich mich nicht lassen". Sein Ankleidezimmer nutzte er darum als Schreibkabinett. Der König war ein Frühaufsteher und saß täglich bereits um fünf Uhr morgens an seinen Akten. Meist trug er dabei seinen geliebten grünen Hausmantel, der ihn über 50 Jahre lang begleiten sollte. Weil er so an dem guten Stück hing, ließ Ludwig die abgetragenen Stellen sorgfältig flicken, weniger aus Geiz als aus Sentimentalität. Der Mantel gehört heute zum Bestand des Münchner Stadtmuseums.
Durch die Blume gesagt
Ludwig, ein großer Bewunderer weiblicher Schönheit, differenzierte seine Gunstbezeugungen mittels Blumensymbolik: So galt ihm die Rose als Sinnbild der Liebe, Vergissmeinnicht oder Nelken standen für Treue. Das Veilchen jedoch hatte für ihn eine ganz besondere Bedeutung – nur der (jeweiligen) Dame seines Herzens war dieses vorbehalten, als Zeichen von Unschuld, Bescheidenheit und Treue. Seine langjährige Freundin, die Italienerin Marianna Florenzi, ließ er mit dieser Blume für seine Schönheitengalerie von Heinrich Maria von Hess (1798-1863) malen. Missfiel ihm aber eine Dame, so nannte er sie despektierlich "Tulpiane" (Tulpe).
Bierrevolution
Bayern war hoch verschuldet und König Ludwig I. musste sparen – aber ausgerechnet beim Bier? Wegen Rohstoffknappheit ließ er 1844 den staatlich festgesetzten Preis für den Gerstensaft erhöhen. Eine schlechte Idee, denn kurz zuvor war schon das Brot teurer geworden. Jetzt reichte es dem Volk: Es gab Krawalle in der Münchner Innenstadt, die Brauereien wurden gestürmt und demoliert. Selbst das Militär verweigerte dem König den Dienst. Also musste er sein Vorhaben aufgeben und ließ den Bierpreis auf 5 Kreuzer herabsetzen, "um dem Militär und der arbeitenden Klasse einen gesunden und wohlfeilen Trunk zu bieten". Prost!
"Whatever Lola Wants"
Sie war nicht nur schön, sondern auch erfinderisch: Nachdem von ihrem Gönner Ludwig I. nichts mehr zu erwarten war, ging "Señorita Lolita" nach Amerika und tourte mit dem Theaterstück "Lola Montez in Bavaria" durchs Land. Der hochdramatische Stoff ihrer Lebensgeschichte inspiriert auch heute noch Künstler zu Filmen und Songs, darunter das Lied "Whatever Lola Wants", das Richard Adler und Jerry Ross für ein Musical aus dem Jahr 1955 schufen. 2007 entstand das gleichnamige französisch-kanadische Filmdrama. Im Jahr 2012 schrieben der Sänger Michael Schøn Poulsen und die dänische Heavy-Metal-Band Volbeat das Lied "Lola Montez". Im Februar 2013 wurde es erstmals live bei einem Konzert in Kopenhagen aufgeführt.
Schöne Münchnerin
Wer war sie, die Bürgerstochter im Prunkdirndl aus Ludwigs Schönheitengalerie? Helene Kreszenz Sedlmayr, eine Schustertochter aus Trostberg (Chiemgau), verdrehte Ludwig I. gründlich den Kopf. Als ihm das 17-jährige Laufmädchen des "Auracher Geschäfts für Parfumerie- und Galanteriewaren" an der Brienner Straße seine Bestellung in die Residenz brachte, war es um ihn geschehen. 1831 ließ er Helene für seine Porträtsammlung in Altmünchner Tracht und silberner Riegelhaube malen. Die "Schöne Münchnerin" ist heute in Schloss Nymphenburg zu besichtigen.
Dr. Elisabeth Kuen, Manuel Schimansky
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