Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG (BHS)
Beschreibung
1927 gegründete staatseigene Aktiengesellschaft, welche die bisher als Ämter organisierten staatlichen Hüttenwerke, Salinen und Kohlegruben übernahm. Mit der Salzproduktion und den Torfwerken besaß die BHS zwei sehr stabile Geschäftsfelder. Krisenanfällig waren demgegenüber die Hüttenbetriebe und der Kohlebergbau. 1962 bis 1971 musste die BHS verschiedene Standorte schließen. Größter Einschnitt war der Ausstieg aus dem Kohlebergbau 1971. Aus dem Montanunternehmen war damit ein Mischkonzern mit sehr unterschiedlichen Betriebsfeldern geworden, der sich immer schwerer tat, Gewinne zu erzielen. 1991 verkaufte der Freistaat Bayern die BHS an die SKW Trostberg, die zwischen 1993 und 1998 die Werke der BHS veräußerte. Die BHS AG wurde daher 1997 mit der SKW verschmolzen. Der Name BHS blieb jedoch in verschiedenen Nachfolgeunternehmen erhalten.
Vorgeschichte: Die staatlichen Bergbaubetriebe bis 1927
Beginnend mit dem Erwerb von Salzsiederechten in durch >> (1455-1503, reg. 1479-1503) 1493 bis 1501 war der bayerische Staat, auch unter dem Einfluss des Merkantilismus, immer stärker als Montanunternehmer tätig geworden.
Der staatliche Montanbesitz unterstand seit 1823 der "General-Bergwerks- und Salinen-Administration", die bis 1869 auch die Aufgaben einer Bergbehörde (Überwachung privater Bergbaugesellschaften) übernahm. 1908 erhielt die Behörde mit Wirkung vom 1. Januar 1909 den Namen "Generaldirektion der Berg-, Hütten- und Salzwerke". Übergeordnete Stelle war das Staatsministerium der Finanzen; die Hütten- und Bergwerke vor Ort waren als Ämter organisierte Regiebetriebe.
Durch den Vertrag von Versailles 1919 verlor die Generaldirektion die ihr seit 1874 unterstehenden Steinkohlengruben St. Ingbert und Mittelbexbach im Saarpfalzgebiet.
Auf dem Weg zur Gründung der Aktiengesellschaft (1919-1927)
Seit 1919/20 wurde in den zuständigen Ministerien und im Landtag intensiv darüber diskutiert, die als Hemmschuh empfundene Behördenstruktur der Staatsbetriebe aus den 1820er Jahren in eine modernere Betriebsform zu überführen. Um den großen Beamtenstamm der Montanverwaltung abzubauen, wurden bereits seit 1921 keine neuen Beamten mehr eingestellt. Gleichzeitig wechselten die Betriebe ab 1924 von der kameralistischen zur kaufmännischen Buchführung.
Am 2. August 1922 beauftragte der bayerische Landtag die Staatsregierung, "eine Vorlage über die Betriebsumstellungen der staatlichen Werke auszuarbeiten und dem Landtage zur endgültigen Beschlußfassung vorzulegen." Die Betriebsform – die Diskussion tendierte in Richtung einer Aktiengesellschaft – ließ der Antrag offen, um auch den Linksparteien die Zustimmung zu ermöglichen.
Eine Verordnung der Regierung Knilling vom 31. März 1924 lautete dahingehend – vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags –, eine Aktiengesellschaft zu gründen, deren Aktien zu 100 % das Finanzministerium halten sollte (GVBl 1924, S. 138-139). Die Zustimmung des Landtags beantragte Finanzminister >> (1875-1927) am 21. Mai 1926. Den nach Beratungen im Haushaltsausschuss im Dezember 1926 überarbeiteten Entwurf debattierte der Landtag vom 1. bis 3. Februar 1927 intensiv.
Statt per Verordnung erfolgte die Gründung der Aktiengesellschaft nun mittels eines Gesetzes. Der Landtag behielt sich außerdem die Zustimmung zum Gesellschaftsvertrag und zur Veräußerung der Aktien vor. Im Gegensatz zu ursprünglichen Planungen erhielt die neue Gesellschaft nicht nur die Ausbeutungsrechte, sondern auch das Eigentum an den Bergwerken. Streit entzündete sich an der Frage der Aufsichtsratsbesetzung und der Veräußerung von Liegenschaften. Da die Regierungsmehrheit hier dem Landtag keine Zustimmungsrechte einräumte, stimmte am 3. Februar 1927 die Opposition aus SPD, KDP und NSDAP gegen Gesetz und Gesellschaftsvertrag - jedoch ohne Erfolg.
Vergleichbare Vorgänge gab es auch in anderen deutschen Ländern: Württemberg überführte 1921 seine Hüttenwerke in die "Schwäbische Hüttenwerke GmbH" und verkaufte dabei die Hälfte der Anteile an den Gutehoffnungshütte-Konzern. Preußen gründete dagegen 1923/26 mit der "Preussag" eine staatseigene Aktiengesellschaft. Der Freistaat Bayern beteiligte sich 1921 an mehreren neu gegründeten Aktiengesellschaften, nämlich der Bayernwerk AG, Mittlere Isar AG, Walchenseekraftwerk AG sowie der Rhein-Main-Donau AG.
Die Gründung der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG 1927
Nachdem das am 3. Februar 1927 beschlossene Gesetz durch seine Verkündung am 1. April rechtswirksam geworden war, wurde die "Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG" am 23. April gegründet und am 21. Juni 1927 ins Handelsregister eingetragen. Alleiniger Aktionär der nicht börsennotierten Gesellschaft war der Freistaat Bayern. Die bisherigen Beamten wurden beurlaubt und als Angestellte übernommen. Sitz der Gesellschaft war weiterhin das Generaldirektionsgebäude in . Die Betriebe wurden dezentral von kaufmännischen und technischen Direktoren geführt. Das Geschäftsjahr der Gesellschaft dauerte vom 1. Oktober bis 30. September (ab 1949: Kalenderjahr).
Die Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG übernahm folgende Betriebe:
Kohlenbergwerk : Abbau von oberbayerischer Pechkohle in Peißenberg und Luitpoldhütte : Eisenerzgrube, Eisenverhüttung, Zementwerk, SchlackensteinfabrikBerg- und Hüttenwerk : Erzeugung von Bodenmaiser Potée (Poliermittel für Glas), MaschinenfabrikHüttenwerk [[ort:31374:Bodenwöhr:]] Handelsgießerei, Emaillierwerk, Inoxydationsanstalt, PumpenfabrikHüttenwerk : Maschinenfabrik und Hammerhütte (Sägewerksbedarf, Straßenwalzen, Eisenbahnbedarf)Hüttenwerk : Maschinenfabrik, Mühlenbauanstalt, EisengießereiHüttenwerk : Maschinenfabrik und EisengießereiHüttenwerk : Maschinenfabrik, Röhrengießerei, HandelsgießereiSalzbergwerk : Salzbergwerk und SalineSaline Saline Torfwerk
Die BHS erhielt ferner das Torfwerk Kendlmühlfilz bei , das 1926 von der Forstverwaltung gepachtet und von dieser den Landestorfwerken GmbH überlassen worden war. 1940 verkaufte die BHS das Torfwerk an die Strafanstalt .
Die bald nach der Unternehmensgründung einsetzende Weltwirtschaftskrise traf die Betriebe der BHS unterschiedlich hart. Stark betroffen waren der Erzbergbau und die Hüttenwerke, konstant blieben die Marktverhältnisse bei Kohle, Salz und Torf. So reduzierten die Gießereibetriebe von 1930 bis 1932 ihre Produktion um zwei Drittel, der Personalstand der BHS sank von 6.152 Beschäftigten 1928 auf 3.669 im Jahr 1932.
Das Berg- und Hüttenwerk Bodenmais hatte mit dem dort abgebauten Bodenmaiser Potée (Polierrot für Spiegel) bis zum Ersten Weltkrieg eine Monopolstellung besessen. Der Wegfall der Absatzmärkte seit 1914 und die zunehmende Konkurrenz synthetischer Stoffe führten zu einer Absatzkrise. Auch nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie- 1928 besserte sich die Situation nicht grundlegend. Wegen hoher Lagerbestände stellte das Werk 1931 Bergbau und Aufbereitung vorübergehend ein. Um die Erzbasis der Luitpoldhütte in zu verbreitern, erwarb die BHS noch gemeinsam mit der Maxhütte die stillliegende, vormals eisenerzfördernde Gewerkschaft Kleiner Johannes bei . Die Weltwirtschaftskrise verhinderte jedoch zunächst die Betriebsaufnahme in Pegnitz, die Luitpoldhütte unterbrach von 1930 bis 1933 Erzbergbau und Verhüttung.
Die beiden Maschinenfabriken und , beide aus ehemaligen Holzkohlenöfenanlagen zur Eisenherstellung hervorgegangen, krankten am fehlenden Bahnanschluss und konnten schon vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr rentabel betrieben werden. 1932 wurden beide Betriebe aufgelöst und ihre Produktion nach bzw. verlegt.
Die bayerischen Salinen befanden sich seit 1910 wegen der harten Konkurrenz der mitteldeutschen Kalisalzgruben in einem längerfristigen Umstrukturierungsprozess, der darauf zielte, die Produktion in Bad Reichenhall zu konzentrieren. 1912 war daher bereits die Saline geschlossen worden. 1925/26 wurde die Saline Bad Reichenhall gründlich modernisiert (Umstellung von Brennholz auf Elektrizität und Pechkohle) und 1927 die Saline -Frohnreuth stillgelegt. Da die Nachfrage nach dem in produzierten Grobsalz sank, unterblieben Modernisierungen dieser Saline. Eine Schließung wurde daher immer wahrscheinlicher. Die 1932 mit der Erweiterung des Salzbergwerks Berchtesgaden abgeschlossenen Maßnahmen sicherten der BHS eine dauerhafte und sichere Einnahmequelle.
Die BHS im "Dritten Reich"
Die Entwicklung der BHS ab 1933 wurde sowohl von der seit 1932/33 wieder anziehenden Konjunktur als auch von der Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten beeinflusst. So verbesserte sich mit dem Autobahnbau die Auftragslage des auf Straßenmaschinen spezialisierten Hüttenwerks Sonthofen. Die Autarkiepolitik der Nationalsozialisten bedingte eine Verlagerung auf das Inlandgeschäft. Gleichzeitig mussten die Preise für Salz und Kohle auf dem Niveau von 1925 bzw. 1932 gehalten werden. Große Auswirkungen hatte das im Vierjahresplan von 1936 verkündete Ziel, Deutschland von Rohstoffimporten unabhängiger zu machen.
Ab 1935/36 nahm die BHS zusammen mit der Maxhütte den Doggererzbergbau der Gewerkschaft Kleiner Johannes bei Pegnitz wieder auf und begann mit der Erschließung neuer Gruben im Raum -. Die BHS musste diese Abbaugebiete aber zusammen mit der Luitpoldhütte in Amberg zum 1. Oktober 1937 für 5,25 Mio Reichsmark an die - im Zuge des Vierjahresplans gegründeten - Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten "Hermann-Göring" verkaufen.
Ab 1937/38 plante die BHS den Abbau von Bleierzvorkommen bei in der Oberpfalz, die schon 1879-1890 ausgebeutet worden waren. Im Raum (Oberpfalz) begann die erfolglose Suche nach Schwefelkies. Der 1941 beschlossene Bau eines elektrochemischen Werks in Bad Reichenhall wurde kriegsbedingt nicht verwirklicht.
Die Kohlenförderung in wurde im Zuge des Vierjahresplans ab 1936 durch die Erhöhung der täglichen Arbeitszeit und den Ausbau der Grube gesteigert (Bau des Wetterschachtes 1937-1945, Ausbau von ).
Im Laufe des Zweiten Weltkriegs stellten die Hüttenwerke, vor allem Sonthofen, ihre Produktion auf Rüstungsgüter um. Durch Einberufungen sank die Belegschaft der BHS von ca. 4.200 Mitarbeitern (1939) auf 3.500 (1944). Die Lücken schlossen bis zu 1.800 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene. Noch vor der Kapitulation mussten die Werke 1945 ihren Betrieb wegen Rohstoffmangel und Transportschwierigkeiten teilweise einstellen.
Kriegszerstörungen betrafen vor allem das Verwaltungsgebäude in der Münchner Ludwigstraße, das 1943 verwüstet wurde. Die Generaldirektion wurde 1944 nach Peißenberg und Bad Reichenhall verlegt. Die Produktionsstätten der BHS blieben jedoch fast unzerstört. Lediglich die in Erschließung befindliche Bleierzgrube Freihung lief im April 1945 wegen Stromausfall voll Wasser. Der Betrieb wurde nicht mehr aufgenommen.
Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder
Die BHS konnte nach Kriegsende selbständig unter Leitung des Vorstands weiterarbeiten: Die Besatzungsmacht setzte keinen Generaltreuhänder ein; die Struktur des Unternehmens mit der Dreiheit Kohle-Eisen-Salz blieb erhalten. Überlegungen zur Zusammenlegung der oberbayerischen Kohlegruben (neben dem BHS-Bergwerk in Peißenberg auch die Oberkohle in und ) sowie Demontagepläne für die Hüttenwerke , Sonthofen und Weiherhammer blieben ergebnislos.
Sowohl die Salzproduktion als auch der Kohlenabbau liefen daher ununterbrochen weiter. Probleme bereiteten der Mangel an Arbeitskräften und Rohstoffen, bei der Kohle auch der seit 1936 unveränderte Zwangspreis. Die Ausbauarbeiten am Bergwerk Peißenberg wurden bis 1948 fortgesetzt. Die Hüttenwerke nahmen ihren Betrieb zwischen Mai 1945 und Januar 1946 wieder auf. 1948 beschäftigte die BHS wieder 5.237 Menschen.
Nach der Währungsreform von 1948 und dem Ende der Kohlezwangsbewirtschaftung 1953/54 führte die BHS den großzügigsten Ausbau ihrer Werke seit deren Bestehen durch: Zwischen 1948 und 1958 wurden 110 Millionen DM investiert, Finanzier war die Bayerische Staatsbank.
Mit der seit 1949 systematisch vorbereiteten Schließung der Saline Rosenheim war die 1912 begonnene Konzentration des Salzwesens auf Bad Reichenhall abgeschlossen. Das Torfwerk , das bisher Rosenheim mit Brenntorf versorgt hatte, stellt 1961 seine Produktion auf Düngetorf um.
Auch die Hüttenwerke erlebten nach 1945 einen deutlichen Umsatzanstieg. Nur in Bodenmais konnte die Dauerkrise nicht überwunden werden, so dass das Werk nur noch aus sozialpolitischen Erwägungen gehalten wurde. Die um 1960 vor Ort durchgeführte Suche nach Uranvorkommen verlief erfolglos. 1952 wurde der Abbau von Polierrot eingestellt und seitdem nur noch die Haldenbestände verkauft. Nach der Schließung des Werks 1962 verblieb in Bodenmais nur noch ein Elektrizitätswerk.
Angesichts des Wandels der Energieträger begann die BHS ab 1954/57 mit der Verstromung von Kohle. Seit 1951 betreute sie zusätzlich auch das staatseigene Kohlenbergwerk .
1960 hatte der Konzern mit 5.537 Mitarbeitern den höchsten Beschäftigungsstand in der Zeit nach 1945 erreicht. Der Mangel an Arbeitskräften führte dazu, dass 1960 erstmals auch ausländische Arbeitnehmer eingestellt wurden.
Die Umstrukturierung des Konzerns um 1965/1970
Nach dem Boom der 1950er Jahre litt die BHS unter der Kohlekrise sowie den Problemen der den Hüttenwerken angeschlossenen Gießereibetriebe. Ab 1966 geriet die BHS daher in die Verlustzone. Konstant entwickelte sich dagegen das Geschäft mit Salz und Torf.
Trotz maximalen Abbaus und hoher Investitionen wurde der Kohlebergbau zunehmend unrentabel. Bereits 1962 wurde daher die Förderung in Marienstein eingestellt. Ab Mitte der 1960er Jahre führte eine Absatzkrise zur Vermehrung von Haldenbeständen. Die Schließung der Bergwerke Penzberg und Hausham 1966 brachte nur eine kurzfristige Entlastung. Nachdem bereits 1968 der Schacht Peiting geschlossen wurde, entschied der Vorstand der BHS im November 1969, das Bergwerk Peißenberg als letztes bayerisches Kohlebergwerk (1.800 Mitarbeiter) zum 31. März 1971 stillzulegen.
Auch die Hüttenwerke, vor allem die Gießereien in der Oberpfalz, hatten immer stärker mit der in- und ausländischen Konkurrenz zu kämpfen. Nach einer längeren Krise wurde daher 1971 das Werk Bodenwöhr, das aus Mode geratene emaillierte Gussbadewannen und Ölöfen produzierte, geschlossen.
Binnen eines Jahrzehnts sank die Beschäftigtenzahl von 5.537 (1960) auf 2.099 (1971).
Tabelle 1: Die Umstrukturierung der BHS um 1970
19681972Metall und Kunststoff: , , , Produktbereich Metall: , , Kohle und Energie: und Elektrizitätswerk Salzwerke: und Produktbereich Salz: und Alpentorfwerke : und Produktbereich Torf: Werke in und , Betriebe in und Hanweiler
Die BHS als staatseigener Mischkonzern in den 1970er und 1980er Jahren
Als Ergebnis der Umstrukturierungsphase um 1970 war die BHS ein Mischkonzern geworden, dessen heterogene Betriebsfelder – Salz, Torf, Maschinenbau – nur noch aus der historischen Entwicklung erklärbar waren. Gleichzeitig bemühte sich die BHS, an den stillgelegten Bergwerks-Standorten Peißenberg und Peiting Ersatzbetriebe anzusiedeln.
1968 begann die BHS mit dem Apparatebau in Peiting (Stahlbau, Entsorgungstechnik, Müllentsorgung). In Peißenberg entstand 1970 ein Nachfolgewerk, das Mitarbeiter aus dem Kohlebergwerk übernahm. Bis 1984 wurden aber alle Produktionsstätten nach Peißenberg verlegt, wo die BHS ab 1985 auch im Bereich der Medizintechnik tätig wurde.
1970 erwarb die BHS Anteile an der Golde Spritzgusstechnik in , die ein Werk für Kunststoff-Fenster in Hohenpeißenberg aufbaute.
Erfolgreich entwickelten sich die Werke Sonthofen und Weiherhammer. Weiherhammer konzentrierte sich um 1970 auf die bereits 1959 begonnene Produktion von Wellpapp-Erzeugungsanlagen und baute 1978 mit der Herstellung von Druckmaschinen ein zweites Standbein auf. 1979 erwarb die BHS die Dr. Ing. Höfler GmbH in Ettlingen (Baden-Württemberg), die als Spezialfirma für Zahnrad-Schleiftechnik bereits vorher eng mit der Maschinenfabrik in Sonthofen zusammenarbeitete.
Weiterhin problemlos lief der Salinenbetrieb. Vertriebsgesellschaft war das Salzhandelshaus Alpina, ab 1972 "Bad Reichenhaller Salz Handelsgesellschaft mbH".
Die Torfwerke, einst der Energieversorgung der Saline Rosenheim dienend, entwickelten sich zu einer Sparte für Gartenbaubedarf und Gartentechnik. Unter der Bezeichnung "Alpentorfwerke Rosenheim" gingen sie ab 1968 auf Expansionskurs und erwarben Torfwerke in (1968), Hanweiler/Saarland (1971), Wolfsbruchmoor/Niedersachsen, Peiting (1973) und Aschhorn/Niedersachsen (1975). Der Sitz der Alpentorfwerke wurde 1979 von Rosenheim nach Raubling verlegt, seit 1986 führten sie den Namen BHS-Humuswerke. Als Vertriebsgesellschaft fungierte die 1971 gekaufte Euflor GmbH für Gartenbedarf in München und Basel. 1981 expandierte die Euflor GmbH auch nach Österreich.
Neustrukturierung und Privatisierung 1988-1998
Nachdem die sehr heterogene BHS in den 1980er Jahren immer größere Probleme hatte, Gewinne zu erwirtschaften, begann der Vorstand 1988 eine Umstrukturierung mit dem Ziel der "Konzentration der Ressourcen der BHS auf ihre eigentlichen Kernbereiche" (Geschäfts-Bericht 1989).
Die Golde GmbH Kunststofftechnik schloss daher 1988 zunächst ihr Werk in Geretsried und produzierte fortan nur noch in Hohenpeißenberg. 1989 wurde sie von der BHS verkauft. In Peißenberg wurden 1988/89 die Sparten Medizintechnik und Druckbehälterbau verkauft. Das Werk beschränkte sich fortan auf Stahlbau mit den Sparten konventioneller Stahlbau, Entsorgungstechnik, fliegende Bauten und Parksysteme. Der Getriebebau in Sonthofen fusionierte 1989 mit dem Turbogetriebebau Voith in Crailsheim (Lkr. Schwäbisch Hall, Baden-Württemberg) zur BHS-Voith Getriebetechnik GmbH mit Sitz in Sonthofen. Abgeschlossen wurde die Restrukturierung 1990 mit dem Verkauf der Gießerei des Werks Weiherhammer und der BHS-Höfler Maschinenbau GmbH in Ettlingen sowie der Schließung des Standorts Peiting.
Tabelle 2: Die BHS 1990
BereichStandorteMetallBHS-Werke , , SalzSaline , Salzbergwerk , Bad Reichenhaller Salz Handelsgesellschaft mbH HumusBHS Humuswerke , Euflor GmbH für Gartenbedarf
Noch vor dem Beginn seiner gezielten Privatisierungspolitik verkaufte der Freistaat Bayern, der seit 1927 alleiniger Aktionär der BHS geblieben war, am 24. Juni 1991 seine Aktien für 122 Millionen DM an die SKW AG (Süddeutsche Zeitung, 14. August 1992). Da die SKW mehrheitlich im Besitz der Vereinigte Industrieunternehmungen AG (VIAG) war, bei der wiederum der Freistaat noch Mehrheitsaktionär war, behielt Bayern vorerst Einfluss auf das Geschehen.
Die SKW führte anfangs die BHS unter ihrem Dach weiter und schloss 1992/93 das verlustbringende Werk Peißenberg endgültig. Die einzelnen Werke der BHS wurden rechtlich verselbständigt – die Betriebe in Sonthofen und Weiherhammer mussten sogar in je zwei GmbHs zerlegt werden. Zwischen 1993 und 1998 verkaufte die SKW alle Nachfolgeunternehmen der ehemaligen Unternehmensbereiche Metall und Humus.
Den Unternehmensbereich Salz brachte die SKW 1995 in die Südsalz GmbH ein, in der auch die SWS Südwestdeutsche Salzwerke AG (Saline Friedrichshall und Bergwerk Heilbronn) aufging. Der SKW gehörten 64 % des neuen Unternehmens. Nach der Fusion der SKW zur Degussa AG (seit 2007 Evonik) verkaufte der neu entstandene Chemiekonzern 2002 seinen Anteil an der Südsalz an den Mitgesellschafter SWS.
Tabelle 3: Auflösung der BHS 1993-1998
VerkaufsjahrStandortNachfolgegesellschaft1993BHS Druck- und Veredelungstechnik GmbH1993BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH1996BHS Cincinnati Getriebetechnik GmbH (seit 2002: BHS Getriebe GmbH)1996BHS-Sonthofen GmbH1995/Südsalz GmbH1997Historisches Besucherbergwerk BHS GmbH1998Euflor GmbH: In der Euflor GmbH hatte die SKW die BHS Humuswerke sowie die Düngersparte von SKW zusammengeschlossen)
Nach dem Verkauf der meisten BHS-Unternehmen wurde die BHS AG 1997 als Unternehmen aufgelöst und mit der SKW Trostberg AG verschmolzen. Der verbliebene umfangreiche Immobilienbesitz der BHS in Peißenberg, Hohenpeißenberg, Peiting, Sonthofen, Berchtesgaden und Bad Reichenhall ging in der BHS Liegenschaften GmbH & Co. KG mit Sitz in Peißenberg auf. Diese ist die einzige Nachfolgegesellschaft der BHS, die von den neuen Eigentümern nicht veräußert worden ist.
Vorstandsmitglieder der BHS
AmtszeitNameLebensdatenBemerkung1927-1934 >> 1867-1952Seit 1913 Generaldirektor. 1927-1934 Präsident des Vorstands1927-1945 >> + 19451927-1951 >> 1874-19591927-1929 >> 1877-19291943-1955 >> Geb. 1886Stellvertretend bis 19511944-1945 >> 1949-1967 >> 1899-19831955-1966 >> 1955-1966 >> 1949-1968 >> 1967-1971 >> 1967-1976 >> 1912-19831954-1966 im Finanzministerium, Leiter der Abteilung "Staatliche Beteiligungen an wirtschaftlichen Unternehmen". Gleichzeitig renommierter Steuerrechtsexperte1967-1982 >> 1916-1990CSU, MdB (1953-1963), MdL (1966-1974)1971-1989 >> Bis 1976 nur stellvertretend1971-1976 >> Gest. 1976Nur stellvertretend1977-1986 >> 1925-20091982-1994 >> Geb. 19351988-1991 >> 1990-1998 >> 1991-1997Christof KemmannGeb. 1946
Vorsitzende des Aufsichtsrats
AmtszeitNameLebensdatenBemerkung1927 >> 1875-1927Finanzminister1927-1931 >> 1879-1960Ministerialrat im Finanzministerium1931-1932 >> 1881-1937Ministerialrat im Finanzministerium1933-1942 >> 1874-1942Finanzminister, Ministerpräsident1943-1945 >> Ministerialrat im Finanzministerium1945 >> Ministerialrat im Finanzministerium1946 >> 1898-1971Ministerialrat im Finanzministerium1946-1947 >> Geb. 1896Ministerialrat im Finanzministerium1948-1955 >> 1889-1965Ministerialdirektor, Staatssekretär im Finanzministerium1955-1958 >> 1895-1973Staatssekretär im Finanzministerium1958-1963 >> 1906-1970Staatssekretär im Finanzministerium, Justizminister1963-1967 >> 1900-1977Staatssekretär im Finanzministerium1967-1971 >> 1927-1994Staatssekretär im Finanzministerium1971-1975 >> Geb. 1922Staatssekretär im Finanzministerium1975-1991 >> Geb. 1926Staatssekretär im Finanzministerium1991-1998 >> Geb. 1938Vorstandsvorsitzender der SKW Trostberg AG