Beisetzung Ludwigs III., München, 5. November 1921
Beschreibung
Die Beisetzung König Ludwigs III. von Bayern (1845-1921, reg. 1912/13-1918) und seiner Ehefrau Königin Marie Therese (1868-1919) am 5. November 1921 in der Münchner Frauenkirche wurde wie ein Staatsakt in Zeiten der Monarchie inszeniert. Die erhoffte oder befürchtete Restauration an diesem Tag unterblieb aber: Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955) wollte einen Königsputsch vermeiden.
Der Tod Ludwigs III.
>> (1845-1921, reg. 1912/13-1918), der nie auf seinen Thronanspruch verzichtet hatte (Anifer Erklärung), starb am 18. Oktober 1921 auf seinem ungarischen Gut Sárvár, wo er sich zu einem Besuch aufgehalten hatte. Sein Leichnam wurde mit dem seiner bereits 1919 heimgegangenen Gemahlin >> (1849-1919) über im nach überführt.
Die Organisation der Beisetzung
Aus Rücksicht auf die Reichsregierung erhielt der entthronte König kein Staatsbegräbnis, was seine merkwürdige staatsrechtliche Stellung verdeutlicht. Die bayerische Staatsregierung wollte dem toten Monarchen aber dennoch alle Ehren erweisen. So verfiel sie auf den Ausweg, die Organisation dem vormaligen Ministerpräsidenten und derzeitigen Regierungspräsidenten von Oberbayern, >> (1862-1934), als Privatperson zu übertragen, der dazu ein Komitee aus Künstlern und Vertretern aller gesellschaftlich relevanten Gruppen einsetzte.
Der Trauerkondukt
Die Särge des Königspaares wurden am 5. November 1921 aus der Ludwigskirche durch die mit Trauerschmuck gezierten Straßen in weitem Bogen über den Königs- und Karolinenplatz zur Frauenkirche gebracht. Noch einmal wurde das gesamte Zeremoniell der Monarchie mit sechsspännigen Hoftrauerwagen, Gugelmännern und Hartschieren als Ehrengeleit entfaltet. Die Familienangehörigen, die Staatsregierung, Reichswehr und Veteranenvereine, die Beamten der Ministerien und Behörden sowie Abordnungen aus allen acht Regierungsbezirken folgten dem Kondukt, insgesamt nahmen über 100.000 Menschen teil. In der Frauenkirche, in deren Gruft die Beisetzung auf besonderen Wunsch Ludwigs III. stattfand, hielt der Erzbischof von München und Freising, >> (1869-1952), die Trauerrede mit einem Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum.
Putschgerüchte und die Haltung Kronprinz Rupprechts
In der Presse und den Lebenserinnerungen ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten wird von Putschgerüchten berichtet. Die Staatsregierung hatte sich eigens von Ritter von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Ein Königsputsch unterblieb 1921, weil Kronprinz >> (1869-1955) den Tod seines Vaters nicht zu einem Gewaltstreich ausnützen wollte. Er ließ sich nicht von radikalen Kräften instrumentalisieren und wollte seine Rechte nur auf legalem Weg antreten. Der Kronprinz, der sich den Ovationen der Menge nach der Beisetzung entzogen hatte, ließ an diesem Tag eine Erklärung mit einer Formel veröffentlichen, mit der er an seinen Thronansprüchen festhielt, aber keine konkreten politischen Forderungen stellte: "Eingetreten in die Rechte meines Herrn Vaters".