Deutsche Akademie, 1925-1945

Beschreibung

Die "Akademie zur Wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums/Deutsche Akademie" wurde am 5. Mai 1925 in München gegründet. Anfangs mit der Förderung der deutschen Minderheiten in Ost-, Mittel- und Südosteuropa und der Erforschung der deutschen Kultur befasst, verschob sich nach 1930 der Schwerpunkt auf die Förderung der deutschen Sprache im Ausland. Dazu baute die Akademie vor allem nach 1940 ein Netz von Sprachschulen in den neutralen, verbündeten und besetzten Ländern Europas auf. Dadurch wurde sie Vorläuferin des heutigen „Goethe-Instituts zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland und zur Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit e. V.“ Die US-Besatzungsmacht löste die Deutsche Akademie zum 31. Dezember 1945 auf.

Entstehung und Entwicklung bis 1933

Die Überlegungen zur Schaffung der "Deutschen Akademie" gingen auf das Frühjahr 1923 zurück. Einige Münchner Honoratioren, darunter der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität >> (1870-1936), der Geopolitiker >> (1869-1946) und der Historiker >> (1869-1845), beschlossen, eine Institution zur Zentralisierung und Intensivierung der Kulturbeziehungen zum Ausland ins Leben zu rufen. In einer Zeit machtpolitischer Hilflosigkeit sollte die internationale Stellung Deutschlands mittels kulturpolitischer Initiativen gestärkt werden.

Die Akademie wurde am 5. Mai 1925 in der Aula der Ludwig-Maximilians-Universität in offiziell gegründet. Sie nahm ihren Sitz zunächst in der Residenz am Odeonsplatz. 1932 zog sie ins Maximilianeum oberhalb der Isar, wo sie bis zu ihrer Auflösung blieb. In ihren Anfangsjahren verschrieb sich die als privater Verein organisierte Deutsche Akademie vor allem der Förderung der deutschen Minderheiten in Ost-, Mittel- und Südosteuropa und der Erforschung der deutschen Kultur zwecks Festigung der Reichseinheit. Die Deutsche Akademie umfasste daher eine forschende "Wissenschaftliche Abteilung", die sich in vier Sektionen für Deutsche Geschichte, Deutsche Sprache, Literatur, Volks- und Altertumskunde, Deutsche bildende Kunst und Musik sowie Deutsche Staats- und Wirtschaftskunde untergliederte. In den Sektionen waren in ihrem Feld führende Professoren aus ganz Deutschland vertreten, so etwa für die Germanistik >> (1873-1966), für die Volkswirtschaft >> (1871-1957) und >> (1882-1964) für die Geschichtswissenschaft. Ferner besaß die Deutsche Akademie eine "Praktische Abteilung", die sich um die Verbreitung deutscher Kultur im Ausland kümmerte.

Die anfängliche Konzentration auf die Förderung des Auslandsdeutschtums und ihre gleichzeitige Konzeption als Wissenschaftsakademie führte die Deutsche Akademie allerdings unmittelbar nach ihrer Gründung in die Krise, weil es für beide Tätigkeitsfelder schon genügend andere Institutionen gab. Unter dem Einfluss des neuen Generalsekretärs >> (1896-1963) rückte ab 1929 die Förderung der deutschen Sprache im Ausland in den Vordergrund der Akademietätigkeit, denn auf diesem Gebiet gab es keine Konkurrenzeinrichtungen. Mit dieser Kursänderung gelang es der Deutschen Akademie ab 1930, Zuschüsse vom Auswärtigen Amt zu erhalten. 1930 errichtete sie die ersten Sprachschulen auf dem Balkan, 1932 entstand als neue Abteilung das "Goethe-Institut zur Fortbildung ausländischer Deutschlehrer".

Expansion im "Dritten Reich"

Die stets deutsch-national ausgerichtete Akademie begrüßte die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Der 100-köpfige Senat, eine Art beratendes Kuratorium, wurde im Sommer 1933 von nunmehr politisch missliebigen oder jüdischen Mitgliedern gesäubert, darunter >> (1875-1955), >> (1876-1967) und >> (1847-1935).

Die Finanzsituation der Deutschen Akademie blieb trotz steigender Zuschüsse des Auswärtigen Amtes und der zeitweiligen Präsidentschaft Haushofers, der über gute Kontake zum "Stellvertreter des Führers" >> (1894-1987) verfügte, bis Kriegsausbruch prekär, da sie hauptsächlich auf Spenden aus der Wirtschaft und von Privatpersonen angewiesen war.

Erst ab 1940 erhielt sie eine großzügige, sich jährlich steigernde Unterstützung aus dem Reichshaushalt, da nun auswärtige Kulturpolitik als kriegswichtig galt. 1941 wurde auf Drängen des seit 1939 amtierenden Präsidenten der Akademie, dem bayerischen Ministerpräsidenten >> (1874-1942), der bislang private Verein zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Nach dem Tode Sieberts übernahm Anfang 1944 der Reichskommissar für die besetzten Niederlande, >> (1892-1946), die Präsidentschaft. Dabei stockte man den Etat der Akademie nochmals auf. Zugleich geriet sie in der zweiten Kriegshälfe zunehmend unter die Kontrolle des Reichspropagandaministeriums, was sich auch in ihrer Auslandsarbeit niederschlug. Diese sollte sich nach dem Willen von >> (1897-1945) und Seyss-Inquart nicht mehr auf bloße Sprachförderung beschränken, sondern das Ausland direkt politisch beeinflussen.

Bis Sommer 1944 expandierte die Akademie von etwa 45 Sprachschulen bei Kriegsausbruch auf etwa 250, die Gesamtzahl der Mitarbeiter stieg von weniger als 100 auf schließlich etwa 1.000. Der Etat betrug 1944 mit etwa 9 Mio. Reichsmark das 18-fache des Haushalts der Preußischen Akademie der Wissenschaft, der traditionell größten deutschen Wissenschaftsakademie, und war mehr als 40-mal höher als jener der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Auflösung und Wiedergründung als Goethe-Institut

Durch die prominenten Nationalsozialisten an ihrer Spitze sowie ihre Expansion im Gefolge der Siege der Wehrmacht geriet die Deutsche Akademie schon 1944 auf die anglo-amerikanische Liste der nach dem Krieg aufzulösenden NS-Institutionen. Sie galt den Alliierten als europaweit agierende Propaganda- und Spionagezentrale. Die offizielle Auflösung durch die US-Besatzungsmacht erfolgte zum 31. Dezember 1945. 1951 entstand auf Betreiben Thierfelders aus der finanziellen Hinterlassenschaft der Akademie das "Goethe-Institut" als privater Verein. Es wies in seinen Anfangsjahrzehnten in personeller Hinsicht starke Kontinuitäten zur Deutschen Akademie auf. Der Name "Deutsche Akademie" wurde 1962 endgültig aus dem Münchner Vereinsregister getilgt, nachdem Thierfelder diesen dort 1950 erneut hatte eintragen lassen, um das Restguthaben der 1945 aufgelösten Organsiation für das neue Projekt "Goethe-Institut" nutzen zu können.

Das Führungspersonal der Deutschen Akademie 1923-1945

Präsidenten der Gesamtakademie1. Vizepräsidenten und Präsident der Wissenschaftlichen Abteilung2.Vizepräsidenten (bis 1930 zugleich Präsident der Praktischen Abteilung)Generalsekretäre >> (1923-1927) >> (1923-1930) >> (1923/24) >> (1923-26) >> (1927-1934) >> (1930-1936) >> (1924/25) >> (1926-1937) >> (1934-1937) >> (1930-1936) >> (1925-1927) >> (1937-1941/43) >> (1937-1939) >> (1936-1937) >> (1927-1930) >> (1941/42 kommissarisch) >> (1939-1942) >> (1937-1939) 1930-1939 nicht besetztMatthias Schmitz (1943-1945) >> (1943 kommissarisch) >> (1939-1945) >> (1939-1942) >> (1945 kommissarisch) >> (1944-1945)1943-1945 nicht besetzt >> (1945 kommissarisch)

Bayerische Staatsbibliothek