Monarchismus
Beschreibung
Monarchismus ist die Überzeugung von der Monarchie als legitimer und bester Staatsform. Dabei bilden paradoxerweise erst Revolution und republikanische Staatsform die Voraussetzung für das Entstehen einer monarchistischen Bewegung. In Bayern erlebte sie ihren Höhepunkt während der Weimarer Republik.
Die Monarchie als Staatsform
Der Verfassungsbegriff der Monarchie, verstanden als Königsherrschaft, wurde in der Herrschaftstypenlehre des Aristoteles (384-322 v. Chr.) politisch-systematisch geprägt und in seiner mittelalterlichen Rezeption weiterentwickelt. Beim hl. >> (1224/25-1274) stehen "Monarchie" und "regnum" synonym als positive Gegenbegriffe zur "tyrannis". Das Grundkriterium bildet die Herrschaftsausübung durch eine Person. Ihre Legitimität bezieht sie in verschiedenen Formen durch Erblichkeit, besonderes Königsheil und Gottesgnadentum, als deren sakramentales Zeichen nach alttestamentarischem Vorbild die Königssalbung dienen kann.
Seit der Französischen Revolution (1789) und den folgenden Umwälzungen des 19. Jahrhunderts geriet die Monarchie in die Diskussion: Konservative Anhänger betonten nun die Kontinuität für die Rechtmäßigkeit einer politischen Herrschaftsform. Für das Königreich Bayern war die Monarchie in der Verfassung von 1818 festgeschrieben. Nach ihrer maßgeblichen Interpretation durch >> (1846-1901) beruhte die Legitimität der Herrschaft auf dem eigenen Recht des Monarchen, bildete also nur ein säkularisiertes Gottesgnadentum.
Revolution 1918 und Wittelsbacher Thronansprüche
Überzeugte Monarchisten wie die Autoren der Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland interpretierten die Revolution von 1918 als Abwendung von Gott und damit als Ergebnis der modernen Irrlehre von der Autonomie des Menschen.
Wenige Tage nach der Revolution leistete König >> . von Bayern (1845-1921) in der Anifer Erklärung vom 13. November 1918 keinen Thronverzicht, stellte aber "allen Beamten, Offizieren und Soldaten die Weiterarbeit unter den gegebenen Verhältnissen" frei und entband sie des ihm geleisteten Treueides. Auch sein ältester Sohn Kronprinz >> (1869-1955) hielt an seinen Thronansprüchen fest, wofür er nach dem Tode König Ludwigs III. die Formel prägte: "Eingetreten in die Rechte meines Herrn Vaters". Die Entscheidung über die Staatsform stellte er einer aus freien und allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Nationalversammlung anheim. Anders als für das Deutsche Reich und für Preußen gab es in Bayern im Chef des Königlichen Hauses einen unbestrittenen Thronprätendenten.
Die Weimarer Republik
Monarchistische Gesinnungen, wie sie in Reden und Memoiren fassbar sind, waren im Adel, im Klerus, unter den Kriegsveteranen und in weiten Kreisen des Bürgertums und der Bauern verbreitet. Daraus erwuchs aber kein konkretes politisches Handeln. Eine Volksabstimmung über die Staatsform hat es in Bayern nie gegeben. Innerhalb der Bayerischen Volkspartei (BVP) standen sich ein vernunftrepublikanischer Flügel, zu dem besonders die Reichstagsabgeordneten zählten, und ein eher monarchistischer Flügel um den "Bauerndoktor" >> (1865-1938) gegenüber. Die organisierten Monarchisten (Bayerische Königspartei, Bayerischer Heimat- und Königsbund "In Treue fest") konnten nur einen Teil der Anhänger des monarchischen Gedankens fassen. Als zutiefst staatskonservative Bewegung standen sie vor dem Problem, die bestehende Verfassung und Staatsform ändern zu wollen. Der Monarchismus war in Bayern aufs engste mit dem Einsatz für den Föderalismus verknüpft. Verschiedene Ansätze zu "Königsputschen" blieben ohne Unterstützung durch den Thronprätendenten in der reinen Diskussionsphase.
Das "Königsprojekt"
Seit sich zum Jahresende 1932 die Gefahr der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten immer drohender abzeichnete, schien die Ausrufung der Monarchie als letztes Rettungsmittel für Bayern in greifbare Nähe gerückt. Die Leitung des Bayerischen Heimat- und Königsbundes mit publizistischer Unterstützung der Süddeutschen Monatshefte von >> (1869-1942) und der Redaktion der Münchner Neuesten Nachrichten um >> (1887-1952) bereitete die Proklamation König Rupprechts von Bayern vor, der BVP-Vorsitzende Staatsrat >> (1888-1967) plante seine Einsetzung als Generalstaatskommissar. Auch die bayerische SPD um >> (1874-1945) und >> (1887-1980) signalisierte ihr Einverständnis. Schließlich scheiterte der Versuch, Kronprinz Rupprecht noch im Februar 1933 zum König von Bayern oder auch nur zum Generalstaatskommissar auszurufen, an der zögernden Haltung der Staatsregierung unter Ministerpräsident >> (1868-1938) und der Ablehnung durch Reichspräsident >> (1847-1934) und die Reichswehr.
Widerstand und Verfolgung
Obwohl sich einige Nationalsozialisten vor 1933 als Monarchisten bezeichnet hatten, diente dies nur dem Stimmenfang. Noch in der ersten Jahreshälfte 1933 wurde der organisierte Monarchismus aufgelöst. 1935 und 1939 unterdrückte die Gestapo Widerstandsgruppen aus dem Kreis der Monarchisten. Der Kopf dieses Widerstandes, >> (1903-1945), starb bei Kriegsende am selben Tag an den Haftfolgen, als ihn die Amerikaner aus dem Zuchthaus befreiten. Den Münchner >> (1901-1945) richteten die Nationalsozialisten noch 1945 wegen seines Engagements hin. Kronprinz Rupprecht wirkte als Symbolfigur Bayerns und der Monarchie weiter. Während er selbst den Zweiten Weltkrieg im Exil in Italien überstand, wurden seine unmittelbaren Familienangehörigen 1944 verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt.
Monarchistische Hoffnungen nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zusammenbruch des Unrechtsregimes glaubten viele Monarchisten, gestärkt durch das moralische Kapital ihres Widerstands, die Ausrufung des Königreichs durchsetzen zu können. Monarchisten der ehemaligen BVP nahmen zeitweise einflussreiche Positionen ein, so Fritz Schäffer als erster Ministerpräsident nach dem Krieg. Eine noch 1945 gegründete Bayerische Heimat- und Königspartei wurde von der amerikanischen Militärregierung 1946 verboten. Im Anschluss konzentrierten sich die Kräfte der Monarchisten, insbesondere im CSU-Flügel um >> (1900-1974), auf das Ziel, einen bayerischen Staatspräsidenten in der neuen bayerischen Verfassung zu verankern. Nachdem dies im parteiinternen Machtkampf gescheitert war, zerstreuten sich die Monarchisten in verschiedene konkurrierende Gruppierungen. Im September 1954 bekannten sich immer noch 70 von 193 Landtagsabgeordneten aus CSU und Bayernpartei auf eine Anfrage der neugegründeten Königspartei als Monarchisten. Der 1952 wiederbegründete Bayerische Heimat- und Königsbund verfolgte zunächst ebenfalls monarchistische Ziele. Vor dem Hintergrund zunehmend zentralistischer Tendenzen in der Bundesrepublik Deutschland benannte er sich am 9. Juli 1967 auf einen Aufruf Herzog >> (1905-1996) hin in "Bayernbund e.V." um. Er stellte die Frage der Staatsform zurück, um sich uneingeschränkt der Verteidigung des Staatscharakters Bayerns zu widmen.