Reichskriegsflagge, 1923-1925

Beschreibung

Die paramilitärische Vereinigung, deren Erkennungszeichen die Reichskriegsflagge war, bildete sich im Oktober 1923 aus den Münchner, Augsburger, Schleißheimer und Memminger Ortsgruppen der Reichsflagge, nachdem letztere aus dem Deutschen Kampfbund ausgeschieden war. Die Leitung hatte Ernst Röhm inne. Nach der Teilnahme am Hitlerputsch zunächst verboten, ging die Gruppierung 1925 in Erich Ludendorffs Tannenbergbund über.

Die Gründung als Abspaltung vom Wehrverband Reichsflagge

Der kurzlebige Verband Reichskriegsflagge war ein Geschöpf >> (1887-1934). Als der Wehrverband Reichsflagge unter seinem Vorsitzenden Adolf Heiß (1882-1945) am 7. Oktober 1923 aus der Front der radikalen bayerischen paramilitärischen Verbände ausscherte und den wesentlich von Röhm mitgestalteten Deutschen Kampfbund verließ, verweigerten Röhm und mit ihm die vier südbayerischen Ortsgruppen , , und Heiß die Gefolgschaft. Heiß erklärte daraufhin diese Ortsgruppen der Reichsflagge für aufgelöst. Röhm fasste dieselben jedoch kurzerhand in den nächsten Tagen zum neuen Verband Reichskriegsflagge zusammen, der sich vorbehaltlos auf den Boden der Politik des Kampfbundes stellte. Zum offiziellen Bundesführer bestellte Röhm den ihm treu ergebenen Hauptmann a.D. >> (geb. 1887). Die eigentliche Führung jedoch lag bei Röhm selbst.

Struktur und programmatische Ausrichtung

Wie bereits die Reichsflagge zeichnete sich auch der neue Verband durch die bemerkenswert straffe Organisation seiner "Sturmabteilungen" aus. Unter den maximal 500 Mitgliedern der Reichskriegsflagge befanden sich jedoch prozentual wesentlich mehr junge und aktivistische Kräfte, vor allem Studenten - einer von ihnen war >> (1900-1945). Die Führungsstellen wurden allesamt mit ehemaligen Offizieren und Vertrauten Röhms besetzt.

Programmatisch vertrat der Bund eine radikal "schwarz-weiß-rote" Position, deren zu geringe Betonung er eben gerade der Reichsflagge zum Vorwurf gemacht hatte.

Das Verhalten des Bundes im Oktober/November 1923

Die Reichskriegsflagge stand strikt zu den anderen Mitgliedern des Deutschen Kampfbundes, dem Bund Oberland und der NSDAP. Die politische Leitung des Kampfbundes hatte am 25. September 1923 auf Antrag Röhms >> (1889-1945) übernommen. In der sich zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen Bayern und dem Reich drängte Hitler gemeinsam mit seinem Protektor General a.D. >> (1865-1937) auf eine Putsch-Aktion. Der bayerische Generalstaatskommissar >> (1862-1934) und der Reichswehr-"Landeskommandant" >> (1863-1938), die sich im Konflikt mit der Reichsregierung befanden, sollten gezwungen werden, eine nationale Diktatur zu errichten. Am 6. November 1923 einigten sich die Führer des Kampfbundes daher, auf der nationalen Feier am 8. November im Münchner Bürgerbräukeller loszuschlagen.

Die Beteiligung am "Hitler-Putsch" und die Auflösung des Verbandes

Am Abend des 8. November sammelte sich die Reichskriegsflagge gemeinsam mit Einheiten der SA und den anderen Teilen des Kampfbundes im Löwenbräukeller. Auf die Information über den Erfolg des Unternehmens im Bürgerbräukeller hin führte Röhm seinen Verband zum Wehrkreiskommando in der Ludwigstraße 14 und ließ das Gebäude besetzen. Auch als am nächsten Morgen klar wurde, dass Kahr und Lossow ihre am Vorabend gegebenen Zusagen nicht einhielten, wollte Röhm noch nicht weichen. Erst als am frühen Nachmittag die Nachricht vom Debakel Hitlers und Ludendorffs an der Feldherrnhalle eintraf, entschloss er sich aufzugeben. Die Kapitulationsbedingungen waren indes außerordentlich milde. Röhm wurde zwar verhaftet, seine Kämpfer jedoch konnten als freie Männer abziehen. Den Bund selbst hatte Kahr bereits in seinem in der Nacht erlassenen Aufruf an die Bevölkerung für aufgelöst erklärt. Eine Wiedergründung im Jahre 1925 ging schnell in Ludendorffs "Tannenberg-Bund" auf.

Bayerische Staatsbibliothek