Allgemeine Rundschau. Wochenschrift für Politik und Kultur

Beschreibung

Die in München seit März 1904 erscheinende Allgemeine Rundschau war eine der bedeutendsten deutschen katholischen Wochenschriften mit Beiträgen politischen, kulturellen und religiösen Inhalts. Unter ihrem letzten Herausgeber, Dr. Georg Moenius (1890-1953), war sie bis zu ihrem Verbot 1933 ein scharfes Kampfblatt gegen den Nationalsozialismus.

Die Programmatik der Allgemeinen Rundschau

Die Allgemeine Rundschau bekannte sich in ihren Grundsätzen zur katholischen Kirche und zum politischen Programm der Zentrumspartei. Sie wollte für das friedliche Nebeneinander der Konfessionen, für die Achtung vor jeder Autorität und für den wirtschaftlichen und sozialen Ausgleich eintreten. Besonderen Raum wollte sie auch kulturellen Angelegenheiten widmen.

Der Gründer Armin Kausen und seine Mitarbeiter

Erster Redakteur und Verleger war Dr. >> (1855-1913). Im Bayern der Prinzregentenzeit galt sein Kampf dem starken Einfluss des Liberalismus in der Regierung. Sein besonderes Engagement widmete er der Sittlichkeitsbewegung, die sich auch gegen die moderne Literatur und Kunst wandte. Kausen war ein erfahrener Journalist, der unter anderem die katholische Zeitung "Münchner Fremdenblatt" redigiert hatte.

Der Allgemeinen Rundschau standen an ihrem Anfang bereits über 150 freie Mitarbeiter zur Verfügung. Schon für die Probenummer schrieben prominente Zentrumspolitiker wie der Reichstagsabgeordnete >> (1875-1921) und der bayerische Reichs- und Landtagsabgeordnete und päpstliche Hausprälat, Dr. >> (1852-1913). Über religiöse Themen äußerten sich in der Zeitschrift z. B. der Professor für Kirchenrecht und spätere Bischof von , >> (1874-1961), und der spätere Landtagsabgeordnete und Münchner Weihbischof Dr. >> (1877-1955).

Auflage, Leserschaft und wirtschaftlicher Erfolg

Die Zeitschrift war eines der wenigen Unternehmungen dieser Art, das dank einer intensiven Vertriebswerbung wirtschaftlich gewinnbringend arbeitete. Die Anfangsauflage betrug 6.000 Stück. Ihre Leserschaft suchte sie im katholischen Bildungsbürgertum. Den Druck besorgte die katholische "Verlagsanstalt G. J. Manz A.G." in .

Die Nachfolger Kausens bis 1929 und ihre Linie

Nach Kausens Tod 1913 übernahm Dr. >> die Zeitschrift. Auf ihn folgte 1920 Dr. >> (1876-1957), der zuvor seit 1906 Leiter der Berliner Redaktion der "Kölnischen Volkszeitung" und seit 1918 deren Wiener Korrespondent gewesen war. Als er Anfang 1921 Leiter der Amtlichen Bayerischen Pressestelle wurde, trat >> (1885-1929) an seine Stelle. Er legte als Leitlinien für die Zeitung die Eigenschaften "katholisch, abendländisch und großdeutsch" fest und propagierte eine föderalistische Umgestaltung des Deutschen Reichs. Am 5. November 1925 erschien in der "Allgemeinen Rundschau" ein Beitrag, der Aufsehen erregte. Der von Eisele zumindest inspirierte, wenn nicht verfasste Artikel betonte, dass sich der bayerische Ministerpräsident Dr. >> (1868-1938) von der aktivistisch-monarchischen Bewegung distanzierte.

Die Allgemeine Rundschau und ihr Übergang an Georg Moenius

Geradezu zum politischen Kampforgan wurde die "Allgemeine Rundschau" unter ihrem letzten Herausgeber, Dr. >> (1890-1953). Moenius war als Priester der Pfarrei St. Otto in strafversetzt worden, weil er sich zur revolutionären Regierung von >> (1867-1919) bekannt hatte. Er geriet in immer größere Distanz zu seinen kirchlichen Vorgesetzten, ließ sich 1924 beurlauben und nahm seinen Dienst nicht wieder auf. Mit Hilfe seines Bamberger Freundes >> kaufte er 1928 die "Allgemeine Rundschau" für 70.000 Reichsmark. Das Geld kam vermutlich von dem einstigen Gesandten Kurt Eisners in der Schweiz, dem ehemaligen Universitätsprofessor und engagierten pazifistischen Publizisten >> (1869-1966).

Foerster und Moenius bereisten 1929 gemeinsam Belgien. Moenius veröffentlichte 1929 und 1930 vier Sondernummern über die Reise, die die deutsche Kriegsschuld betonten und deutsche Kriegsverbrechen anprangerten. Schon die erste Nummer rief eine Welle der Empörung hervor. Auch katholische Zeitungen und Zeitschriften distanzierten sich. Das Erscheinen der angekündigten zweiten Nummer suchte das Auswärtige Amt vergeblich durch ein Bestechungsangebot von 40.000 Reichsmark zu verhindern.

Der Kampf der Allgemeinen Rundschau gegen den Nationalsozialismus

Moenius sprach von einer "Katastrophenwahl", als der NSDAP bei den Reichstagswahlen vom September 1930 ihr großer Durchbruch gelang. Den Nationalsozialismus interpretierte er als Neubelebung des kleindeutschen Kampfes gegen Rom und die Rache des Preußentums für dessen Niederlage im Ersten Weltkrieg. Die antisemitische Komponente galt ihm als Beleg für Heidentum. Wegen der Feindschaft gegen den Katholizismus und die abendländische Kultur war der Nationalsozialismus für ihn ein falscher Faschismus. Dagegen bewunderte er >> (1883-1945), der nach seiner Sicht den wahren Faschismus verkörperte und Abendland und Kirche gegen Bolschewismus und Nationalsozialismus verteidigte.

Die zunehmende Isolierung der Allgemeine Rundschau

Der Herausgeber der zum Hugenberg-Konzern gehörenden "München-Augsburger Abendzeitung" und evangelische Pastor >> (1869-1956) denunzierte 1931 die "Allgemeine Rundschau" beim bayerischen Innenminister >> (1872-1944), weil sie französische Angriffe auf Deutschland unterstütze. Ende dieses Jahres veröffentlichte sie einen Beitrag gegen die Hetzkampagnen der Nationalsozialisten und Deutschnationalen gegen Frankreich. Bayern habe mit Frankreich zehnmal mehr gemeinsam als mit Preußen, mit dem es nicht zusammengehöre. Daraufhin verbot die bayerische Regierung das Blatt für einen Monat. Josef Kirsch gab seine Tätigkeit als Verleger in Aschaffenburg auf. Die "Allgemeine Rundschau" wurde fortan in gedruckt und stand zunehmend im Zentrum allgemeiner Kritik. Prominente Politiker der Bayerischen Volkspartei (BVP) beschwerten sich wiederholt bei Kardinal >> (1869-1952). Daraufhin kündigte die Erzdiözese den Mietvertrag für die Redaktionsräume.

Das Ende der Allgemeinen Rundschau im Jahr 1933

Kurze Zeit nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten floh Moenius in die Schweiz. Über die Regierung Hitler machte sich die Zeitschrift aber Illusionen: Hitler sei immerhin bemüht, verfassungsmäßig zu regieren und zeige, dass er als Staatsmann anders handle als zuvor als Demagoge. Er dürfe ohnehin nur, was sein Stellvertreter >> (1879-1969) ihm erlaube.

Die letzte Ausgabe erschien am 31. Mai 1933. Am 3. Juni 1933 verbot die Polizeidirektion Würzburg die Zeitung für drei Monate, was ihr Ende bedeutete.

Bayerische Staatsbibliothek