Dachauer Künstlerkolonie

Beschreibung

Entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Dachau nordwestlich von München. Herausragende Vertreter der deutschen Freilichtmalerei wie Lovis Corinth, Adolf Hölzel, Max Liebermann, Max Slevogt, Otto Strützel und Fritz von Uhde malten in Dachau, das neben Worpswede und Willingshausen zwischen 1880 und 1905 zu den bedeutendsten Künstlerkolonien in Deutschland zählte.

Hintergrund: die Freilichtmalerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Die Künstlerkolonie war Ausdruck einer neuen Sichtweise in der Malerei, die – ausgehend von Barbizon bei Paris – in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die europäische Kunstwelt prägte: Die Freilichtmalerei, auch plein-air-Malerei genannt, ließ Scharen von Künstlern und Kunststudenten in die Umgebung der großen Städte strömen, immer auf der Suche nach landschaftlichen Motiven. Sie entdeckten das Teufelsmoor bei Worpswede, die Insel Hiddensee oder und die Insel im Voralpenland. Auch die einsame Landschaft des Dachauer Mooses, ein Niedermoorgebiet nordwestlich von , das sich von bis weit in das Freisinger Land hinein entlang der Amper hinzieht, inspirierte die Künstler. Neben Willingshausen und Worpswede wurde die Dachauer Künstlerkolonie um die Jahrhundertwende eine der bedeutendsten in Deutschland.

Entdeckung der Landschaft

Einer der ersten Künstler, der die Landschaft zwischen Amper und Würm im Norden Münchens entdeckte, war der Galeriedirektor und Professor für Landschaftsmalerei an der Münchner Akademie, >> (1759-1841), der bereits 1834 Dachauer Landschaften aquarellierte. Ihm folgten ab der Jahrhundertmitte >> (1812-1874), >> (1819-1896) und >> (1808-1885). Der zu dieser Zeit noch wenig bekannte Spitzweg, der mit Vorliebe das kleinbürgerlich-beschauliche Leben alter Märkte und Städte schilderte, erhielt in Dachau viele Anregungen für seine Arbeit. Nach 1870 lebte nur wenige Kilometer südwestlich von Dachau, in dem Amperort , zurückgezogen und weltabgeschieden einer der eigenwilligsten und bedeutendsten Künstler seiner Zeit: der Piloty-Schüler >> (1844-1900). Waren es in den Jahren zwischen 1840 und 1880 in erster Linie Landschafter, die der stimmungsvollen Motive wegen immer wieder das Dachauer Land besuchten, so änderte sich das in den 1880er Jahren. Nun fanden auch Bildhauer und Grafiker den Weg nach Dachau. Und das Wesentliche: Die ersten Künstler wurden sesshaft, allmählich entstand die Kolonie. Einige Dutzend Atelierhäuser und Künstlervillen zeugen heute noch von dieser Phase. Eine eigenständige, einheitliche Kunstform, sozusagen eine "Dachauer Schule", hat es aber nicht gegeben, zu prägend war die stilistische Nähe zur "Münchner Schule".

Höhepunkt und Ende

Nach langer Aufbauphase begann um 1880 die Glanzzeit der Künstlerkolonie Dachau. Zu den herausragenden Namen zählen >> (1850-1941), >> (1857-1922), >> (1858-1925) und >> (1855-1930) ebenso wie >> (1858-1925), >> (1855-1928), >> (1865-1938), >> (1847-1935), >> (1856-1932), >> (1868-1932), >> (1871-1913) und >> (1848-1911). Auch in den umliegenden Orten wie oder wurden Künstler sesshaft, außerdem folgten Schriftsteller ihren Malerfreunden nach: >> (1867-1921), >> (1896-1966), >> (1884-1963) u. a. 1887/88 kam >> (1853-1934) nach Dachau und bildete zusammen mit seinen Freunden >> (1848-1940) und >> (1855-1901) den Künstlerkreis "Neu-Dachau". Er gründete hier die erste private Malschule, die vornehmlich von Frauen, den sog. "Malweibern", besucht wurde, darunter >> (1879-1970), >> (1874-1927) und >> (1876-1971). Unter seinen Schülern befanden sich aber auch so bekannte Maler wie >> (1867-1956). Mit dem Schaffen Hölzels deuteten sich Höhepunkt und Ende der großen Zeit der Landschaftsmaler in Dachau an. In Theorie und Praxis nach neuen Ausdrucksformen suchend, ging er erste, experimentelle Schritte hin zur abstrakten Malerei – mehrere Jahre vor >> (1866-1944). Die Blütezeit der Künstlerkolonie war mit dem Ende der Freilichtmalerei und des Landschaftsimpressionismus vorüber, zumal Hölzel 1905 einem Ruf an die Akademie nach Stuttgart folgte. Auch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, als viele Künstler zum Militärdienst einrücken mussten, schwächte die Kolonie erheblich. Die Stadt Dachau versteht sich jedoch bis zum heutigen Tag den Künsten in besonderer Weise verbunden und ist Wohnort zahlreicher Maler, Grafiker und Bildhauer.

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