Stimmen der Zeit. Katholische Monatsschrift für das Geistesleben der Gegenwart

Beschreibung

1865 von den Jesuiten begründete Kulturzeitschrift, die anfangs unter dem Titel "Stimmen aus Maria Laach" erschien und seit 1914 den Namen "Stimmen der Zeit" trägt. Sitz der Redaktion ist seit 1914 München. Die Zeitschrift besaß anfangs ein strikt antimodernistisches Profil. In den Jahren der Weimarer Republik entwickelte sie sich zu einer angesehenen katholischen Kulturzeitschrift, die 1941 von den Nationalsozialisten verboten wurde. In der Nachkriegszeit vollzog die 1946 wieder begründete Zeitschrift die Öffnung der katholischen Kirche gegenüber der modernen Welt mit. Sie versteht sich seitdem als Forum des Dialogs zwischen Kirche und Welt.

Anfänge als "Stimmen aus Maria Laach"

Die noch heute bestehende Monatsschrift der Jesuiten ist eine der ältesten Kulturzeitschriften Deutschlands und wurde 1865 unter dem Namen "Stimmen aus Maria Laach" gegründet. Der Orden hatte die ehemalige Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel 1862 erworben und dort seine Ausbildungsstätte für den Ordensnachwuchs, das Collegium maximum, eingerichtet. In den ersten Jahren waren die "Stimmen aus Maria Laach" eine Schriftenreihe. Diese befasste sich zunächst mit dem am 8. Dezember 1864 erschienenen "syllabus errorum" >> (1792-1878, Papst 1846-1878) und von 1869 an mit der Vorbereitung und dem Verlauf des Ersten Vatikanischen Konzils.

Im Jahr 1871 entschlossen sich die Herausgeber, die Thematik auf den gesamten Bereich der Auseinandersetzungen der Kirche mit der modernen Zeit auszuweiten und zur Form einer Monatszeitschrift überzugehen. Die erste Nummer erschien am 15. Juli 1871. Die Zeitschrift nahm von nun an zu den wichtigsten Fragen des religiösen, wissenschaftlichen und sozialen Lebens Stellung.

Mit der Verbannung des Jesuitenordens aus Deutschland durch Bismarcks "Jesuitengesetz" von 1872 musste sich auch die Redaktion bald ins Exil nach Belgien, Luxemburg und Holland begeben. Das Studienhaus in Maria Laach wurde geschlossen und später wieder den Benediktinern übergeben.

Übersiedlung nach München und Umbenennung 1914

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs, noch vor der Aufhebung des Jesuitengesetzes, siedelte die Schriftleitung 1914 nach über, wo sie bis heute ihren Sitz hat. Stimmen der Gegenwart, ihrer jeweiligen Zeit zu sein, war der alte Grundsatz der Zeitschrift, als sie in der Veterinärstraße von München wieder eine Heimat in Deutschland fand. Sie nannte sich seitdem "Stimmen der Zeit. Katholische Monatsschrift für das Geistesleben der Gegenwart".

Der Zeit christliche Impulse geben - dass dies gelang, zeigen die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen: >> SJ (1889-1972) als Theologe, >> (1879-1936) SJ als Seelsorger und Literat, >> SJ (1854-1926) und >> SJ (1892-1963) als Sozialwissenschaftler verhalfen manchem neuen Gedanken zum Durchbruch. Seit Ende der 1920er Jahre gehören zu den Autoren auch Nicht-Jesuiten.

Das Verbot der Zeitschrift 1941

Den Nationalsozialisten war die Zeitschrift ein Dorn im Auge. Nach fortgesetzten Repressalien wurde das Redaktionsgebäude wegen kritischer Artikel von Pater Peter Lippert SJ, der von 1912 bis zu seinem Tod 1936 zum Schriftstellerteam gehört hatte, im Oktober 1941 konfisziert und die Zeitschrift verboten. Zur Redaktion gehörte damals Pater >> SJ (1907-1945), der am 2. Februar 1945 wegen seiner Mitarbeit im "Kreisauer Kreis" hingerichtet wurde.

Die Entwicklung seit 1946

Im Oktober 1946 konnten die "Stimmen der Zeit" wieder erscheinen. In den 1950er Jahren vollzog sich ein Neuaufbruch in der katholischen Theologie, der in den "Stimmen der Zeit" vor allem mit dem Namen Pater >> SJ (1904-1984) verbunden ist. Entschieden hat die Zeitschrift die Öffnung der Kirche gegenüber der modernen Welt durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) mitvollzogen und begleitet. 1966 fiel der Untertitel "Katholische Monatsschrift für das Geistesleben der Gegenwart".

Inhaltliches Profil

In einem programmatischen Vorwort des Juliheftes 1871 formulierten die ersten Herausgeber Aufgaben und Ziele. Angesichts eines Liberalismus, der sich anschickte, "die ganze christliche Grundlage der menschlichen Gesellschaft zu untergraben", sahen sie ihre Aufgabe darin, "die katholischen Grundsätze auf der ganzen Linie, auf welcher sie von den Gegnern befehdet sind, im kirchlichen, staatlichen und sozialen Leben sowie auf dem wissenschaftlichen Gebiete zu verteidigen".

Demgegenüber formulierte Ende der 1980er Jahre der damalige Chefredakteur Pater Wolfgang Seibel SJ (geb. 1928): "Die Sicherheit, mit der man damals urteilte, ist nicht mehr in dieser Selbstverständlichkeit gegeben. Heute sieht man deutlicher die Vorläufigkeit menschlichen Wissens und Wollens und ist hellhöriger für die Anliegen, die sich auch in einer scharfen Religions- und Christentumskritik zu Wort melden. Vor allem hat das Zweite Vatikanische Konzil deutlich gemacht, dass es auch in der Kirche eine legitime Vielfalt der Meinungen und Standpunkte gibt und dass der offene Dialog der einzige Weg zu einer Verständigung ist."

Die "Stimmen der Zeit" verstehen sich als Zeitschrift für christliche Kultur im offenen Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft. Wichtige Leitlinien sind dabei die Grundorientierungen des Jesuitenordens, wie sie von den letzten Generalkongregationen vorgegeben wurden: die Einsicht, dass Glaubensverkündigung in der heutigen Welt nicht ohne einen entschiedenen Einsatz für die Gerechtigkeit möglich ist, sowie die Herausforderungen des interreligiösen Dialogs und der Inkulturation der christlichen Botschaft.

Neben kirchlichen und theologischen Themen suchen die "Stimmen der Zeit" eine geistige Auseinandersetzung mit der Gesamtproblematik der Zeit in Gesellschaft, Politik, Naturwissenschaft, Literatur, Kino und Kunst. Dabei möchte die Zeitschrift helfen, in der Pluralität der Meinungen und weltanschaulichen Überzeugungen einen eigenen, differenzierten Standpunkt zu finden. Die "Stimmen der Zeit" wissen sich dem Anspruch des christlichen Glaubens und dem Dienst der Kirche verpflichtet, doch dies schließt kritische Stellungnahmen auch gegenüber Positionen der offiziellen Kirche nicht aus.

Die Reihe der Chefredakteure

NameLebensdatenAmtszeitBemerkung >> SJ1825-18891871 >> SJ1830-19081872 - September 1879 >> SJ1829-18851879 - Herbst 1885 >> SJ1842-19021885 - Herbst 1889August Langhorst SJ1846-19091889 - Herbst 1899 >> SJ1849-1910August 1899 - Herbst 1903 >> SJ1856-19311903 - Herbst 1909 >> SJ1867-19491909-1913 >> SJ1883-19461913-1916 >> SJ1845-19341916-1917Heinrich Sierp SJ 1873-19551917-1927 >> SJ1874-19461927-1936Theo Hoffmann SJ1890-195317. Mai 1936 - 15. August 1941 >> SJ1874-19465. August 1941 - 9. Mai 1945faktische Leitung >> SJ1895-19629. Mai 1945 - Dezember 1945faktische Leitung >> SJ1898-1978Dezember 1945 de facto, de jure 3. Februar 1946 - 9. Mai 1952[[person:Ivo A. Zeiger]] SJ1989-195219. März 1952 - 24. Dezember 1952 >> SJ1913-198624. Dezember 1952 - Februar 1966Wolfgang Seibel SJgeb. 1928Februar 1966 - 1. Juli 1998 >> SJgeb. 19601. Juli 1998-August 2009 >> geb. 1962seit September 2009

Bayerische Staatsbibliothek