Eiserne Faust, 1919-1934

Beschreibung

Informelle Vereinigung völkisch-nationalistischer Reichswehroffiziere, gegründet 1919 in München. Adolf Hitler (1889-1945) erhielt dort über Ernst Röhm (1887-1934) Kontakte zu den höheren Kreisen der Reichswehr.

Gründung, Mitglieder, Ziele

Die "Eiserne Faust" war eine im Sommer 1919 in gegründete informelle Vereinigung völkisch-nationalistischer Reichswehroffiziere. Maßgebende Mitglieder waren die Hauptleute >> (1887-1934), >> (1883-1945) und >> (1892-1944). Laut Röhms eigenen Angaben (Röhm, Geschichte, 100f.) fanden die Zusammenkünfte des "Clubs" zumeist in der Wohnung des ehemaligen Bund Oberland-Führers Römer statt. Die genannten Offiziere versahen allesamt bedeutende Posten in der Schützenbrigade 21 des Obersten >> (1868-1947), die sich fast ausschließlich aus ehemaligen Freikorpskämpfern zusammensetzte. Die informellen Aussprachen der Eisernen Faust wiesen daher von Anfang an in eine völkisch-nationalrevolutionäre Richtung. Röhm und Römer beschäftigte dabei nach den Erfahrungen mit der Münchner Räterepublik insbesondere die Frage, wie die Arbeiterschaft vom "internationalistischen Marxismus" gelöst und wieder der "deutschen Volksgemeinschaft" zugeführt werden könnte.

Bekanntschaft Hitlers mit dem Offiziersclub

Als geschichtsträchtig erwies es sich dann, dass Hauptmann Mayr eines Abends im Frühherbst 1919 den Gefreiten >> (1889-1945) in den Kreis einführte. Hitler gehörte seit Ende Mai 1919 zu Mayrs Politischer Abteilung des Nachrichtendienstes des Gruppenkommandos ("Aufklärungskommando"), die nach der Niederschlagung der Räterepublik die politische Stimmung in der Truppe wie auch in der Stadt überwachen sollte. Hitlers rhetorisches Talent war Mayr bereits bei politischen Seminaren im Sommer des Jahres aufgefallen und hatte ihn zu einer besonderen Förderung des Einzelgängers veranlasst. Andererseits hatte Hitler gerade im Umfeld der genannten Schulungskurse der Reichswehr entscheidende Anstöße zur endgültigen Ausbildung seiner antimarxistischen, antisemitischen und völkisch-nationalistischen "Weltanschauung" erhalten. Verwandte Ideen diskutierte er nun im Kreise der Eisernen Faust.

Die Eiserne Faust als Beginn der Kooperation zwischen Hitler und Röhm

Als Hitler dann im September 1919 in die Deutsche Arbeiterpartei (DAP) eintrat und binnen kurzem die Leitung derselben übernahm, erwiesen sich für ihn die Kontakte zu den Offizieren der Eisernen Faust als außerordentlich wertvoll. Spätestens im Dezember dieses Jahres konnte er Röhm für die Partei gewinnen. Dieser wiederum wurde als Generalstabsoffizier in der Folgezeit ein wichtiger Türöffner für Hitler in den gehobenen Kreisen der Reichswehr und der Münchner Gesellschaft. Die Eiserne Faust stellt daher gewissermaßen die Keimzelle der viele Jahre äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit Hitlers und Röhms dar, die schließlich 1933 in der "Machtergreifung" der NSDAP ihren Höhepunkt fand und durch die Ermordung Röhms 1934 endete.

Bayerische Staatsbibliothek