Verband der Vaterländischen Bezirksvereine Münchens e.V., 1921-1929/30
Beschreibung
Offizielle Nachfolgeorganisation der Münchner Einwohnerwehren, entstanden 1921. Die Leitung übernahm der Fabrikant Max Kühner (1872-1932). Der Verband hatte bis zu 30.000 Mitglieder, zumeist aus dem bürgerlichen Lager. Die Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände blieb ein kurzes Zwischenspiel im Frühsommer 1923, 1929/30 ging der Verband im Bayerischen Stahlhelm auf.
Gründung und Leitung
Der Verband der Vaterländischen Bezirksvereine entstand im Sommer 1921 als – inoffizielle – Nachfolgeorganisation der Münchner Einwohnerwehren. Wie diese war der neue Verband nach den 29 Münchner Stadtbezirken gegliedert. Erster Vorsitzender des Gesamtverbandes wurde denn auch der ehemalige Einwohnerwehr-Chef, der Fabrikdirektor >> (1872-1932). Die wirkliche Macht im Verband lag allerdings bei den Führern der einzelnen Bezirksorganisationen. Unter ihnen herrschte im allgemeinen eine moderat national-konservative Richtung vor; andererseits machte hier von Anfang an der Kaufmann >> (geb. 1885) durch seinen betonten Radikalismus von sich reden.
Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände 1923
Der Verband besaß 1922/23 die erstaunlich hohe Mitgliederzahl von ca. 30.000 Mann, die wiederum mehrheitlich dem konservativen Bürgertum entstammten. Da die radikalen Kräfte um Zeller darauf drängten, trat der Verband jedoch am 4. Februar 1923 der von >> (1887-1934) und >> (1889-1945) gegründeten radikalen Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände bei. Dort bildete er allerdings in der Folgezeit das passivste Element, was sich insbesondere bei dem Aufmarsch der Gruppen der Arbeitsgemeinschaft am 1. Mai 1923 in München zeigte. Die Regierung hatte als Gegenmaßnahme gegen diese Provokation angeordnet, die Münchner Notpolizei aufzurufen - in vollem Bewusstsein, dass sich diese großteils aus Mitgliedern der Vaterländischen Bezirksvereine zusammensetzte. So entstand eine beträchtliche Verwirrung, die dazu führte, dass schließlich am 1. Mai in München 2.000 Wehrmänner der Bezirksvereine in Bereitschaft standen, dabei aber selbst nicht wussten, ob sie nun der Arbeitsgemeinschaft oder den Behörden zu gehorchen hatten.
Keine Beteiligung am Hitler-Putsch
Nach dieser folgenlosen Aktion stellte sich die große Mehrheit der gemäßigten Bezirksführer offen gegen die radikalen Kräfte im Verband und setzte dessen Austritt aus der Arbeitsgemeinschaft durch. Dies wiederum veranlasste Zeller, sich mit den ihm getreuen Vereinen des siebten und zwölften Bezirks abzuspalten und eine neue Organisation unter dem Namen "Kampfbund München" zu gründen. Während letzterer sich am Hitler-Putsch beteiligte, wurde die Stamm-Organisation von den Ereignissen des 8./9. November 1923 nicht weiter tangiert. Sie konnte daher ihre Aktivitäten weitgehend ungestört fortsetzen. 1929 trat sie - wie alle Verbände von einem kontinuierlichen Mitgliederschwund gezeichnet - gemeinsam mit dem Bund Bayern und Reich in Verhandlungen mit dem Bayerischen Stahlhelm ein, die am 22. Februar 1930 schließlich in einen Zusammenschluss der Organisationen mündeten.