Buchdruck (15./16. Jahrhundert)

Beschreibung

Der um 1450 erfundene Buchdruck erlebte eine Verbreitung vor allem in den Städten. Im heutigen Bayern entstanden erste Druckereien 1460 in Bamberg, 1467 in Augsburg und 1469 in Nürnberg. Der altbayerische Raum folgte erst ab 1480. Erste Buchhändler sind seit 1480 nachweisbar. Als Druck- und Buchhandelszentren etablierten sich Nürnberg und Augsburg. Der Buchdruck übernahm die im Handschriftenbereich verbreiteten Inhalte und damit zunächst lateinische und kirchliche Texte sowie Klein- und Gebrauchsschriften. Nachdrucke spielten eine große Rolle. Der Buchdruck war für die Verbreitung des Humanismus und der Reformation von großer Bedeutung. Seit den 1520er Jahren wurden Zensurmaßnahmen eingeführt.

Definition

Buchdruck bezeichnet im 15. und 16. Jahrhundert im engeren Sinne das Drucken von Büchern, im weiteren Sinne jegliche Druckprodukte, die mit der von >> (um 1397-1468) um 1450 in Mainz entwickelten Technologie hergestellt wurden.

Titelzahl

Für das 15. Jahrhundert lassen sich bisher fast 30.000 verschiedene Titel (inklusive über 2.300 Einblattdrucke) europaweit nachweisen, davon über 21.000 lateinischsprachige und über 3.200 deutschsprachige Werke (Incunabula Short Title Catalogue). Fast 71 % aller Inkunabeln (Bücher, die vor dem 31. Dezember 1500 hergestellt wurden) waren damit in lateinischer Sprache verfasst, nur etwa 11 % in deutscher. Der überwiegende Teil der deutschsprachigen Drucke entstand im süddeutschen Raum. Mit dem "VE15" (siehe Lit.: Eisermann) liegt ein detailliertes Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation vor.

Für das 16. Jahrhundert können bisher im deutschen Sprachraum über 100.000 verschiedene Titel belegt werden (Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts, VD 16). Eine Auswertung nach Sprache lässt diese Datenbank nicht zu. Leider sind auch die wichtigen Einblattdrucke nicht berücksichtigt. Hilfsmittel sind hier das Verzeichnis von Harms (siehe Literaturliste) und die Datenbank zu den Einblattdrucken der Frühen Neuzeit in der Bayerischen Staatsbibliothek.

Ausbreitung

Für die Ausbreitung und weitere Entwicklung des Buchdrucks waren Städte von großer Bedeutung. Hier gab es Druckvorlagen aus den Bibliotheken; hier lebten Gebildete, die als Setzer oder Korrektoren arbeiten konnten; hier waren die Kapitalgeber; hier existierten Handelswege, was für den Absatz der Bücher wichtig war, und hier befand sich das Lesepublikum (Schmitz).

Der süddeutsche Raum mit seiner ausgeprägten Städtestruktur bot ideale Bedingungen für die neue Technik. Die ersten beiden Städte mit einer Druckerei nach Mainz waren um 1460 die elsässische Reichsstadt Straßburg sowie das fränkische . Ab 1465 wurde auch in Italien gedruckt. 1466 folgte als nächste deutsche Metropole Köln, ein Jahr später Eltville (Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen) und 1467 schließlich die schwäbische Reichsstadt Augsburg. Alle genannten Städte waren auch Sitz eines Bistums (in Eltville residierten bis 1480 die Mainzer Erzbischöfe) - ein Umstand, der auf viele der frühen Druckorte zutrifft. Die Bischöfe hatten anfänglich großes Interesse daran, mit der neuen Technik sorgfältig redigierte, einheitliche Texte für ihre Geistlichkeit produzieren zu lassen (Schmitz). Um 1469 folgte mit der fränkischen Reichsstadt Nürnberg eine bedeutende Handelsmetropole. In Altbayern begann man erst 1480 im Bistumssitz zu drucken, im Herzogtum Bayern erst 1482 in und 1484 in .

Druckorte in Franken

DruckorteDruckort seitErstdrucker/inAnzahl der Drucker/eien im 15. und 16. Jahrhundert1579 >> (gest. 1591)vier Druckerum 1460 >> (gest. 1466) elf Drucker1530Hans Bärsechs Drucker1484Michael Reyser (erw. 1479-1494/1505)ein Drucker1525Hans Bärein Drucker1559Matthäus Pfeilschmidt (1528-1604)ein DruckerBurg Hohenlandsberg (heute Ruine, Gde. Weigenheim, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)1554Thomas Biber (1539-1561/73)ein Drucker (Lkr. Forchheim)1523 >> (gest. 1547)ein Drucker1551Thomas Retsch (gest. 1572)zwei Druckerum 1469 >> (gest. 1491)97 Drucker1557Albrecht Gros (erw. 1529-1567)zwei Drucker1561Valentin Kröner (erw. 1561-1598)ein Drucker1479 >> (gest. vermutlich 1504)elf Drucker

Druckorte in Schwaben

DruckorteDruckort seitErstdruckerAnzahl der Drucker/eien im 15. und 16. JahrhundertBemerkungen1468 >> (gest. 1478)58 Drucker1488 >> (gest. 1491)zwei Druckerkontinuierliche Drucktätigkeit erst mit >> (gest. 1576) ab 1550 (Lkr. Günzburg)1544 >> (gest. um 1548)ein Drucker (Lkr. Dillingen a. d. Donau)1472Notname: Drucker des Hl. Augustinus7 Drucker1592Hans Ludwig Bremein Drucker1480 >> (erw. 1474-1519)ein Drucker1538Erasmus Scharpf (gest. um 1579)ein Drucker1509?eine Klosterdruckerei (Lkr. Günzburg)1592Isaac Masia mit Simon Levi Günzburgeine DruckereiUlm1472Johann Zainer (gest. um 1523 oder ca. 1493)15 Drucker

Druckorte in Altbayern

DruckorteDruckort seitErstdruckerAnzahl der Drucker/eien im 15. und 16. Jahrhundert (Gde. Pettendorf, Lkr. Regensburg)1556 >> (gest. vermutlich 1559)ein Drucker1552Wolf Guldenmund (gest. 1580)drei Drucker1487 >> (gest. 1491) mit Heinrich Petzensteinerzwei Druckereien1484Notname: Drucker des Lescherius (= >> ?)18 Drucker1513 >> (gest. 1535/36)drei Drucker1482Johann Schaur (gest. 1504)acht Drucker1544 >> (gest. 1595)ein Drucker1480 >> (gest. 1595)vier Drucker1485 >> (gest. 1491) mit >> (gest. nach 1491)neun DruckerSalzburg1485 >> (gest. 1570)vier Druckerum 1560Johann Burger (gest. vermutlich 1596)zwei Drucker1573?eine Klosterdruckerei (Stadt Freising, Lkr. Freising)1558?eine Klosterdruckerei (Lkr. Weilheim-Schongau)1503 >> (gest. nach 1508)eine Klosterdruckerei

Von der Handschrift zum Druck

Bereits Gutenberg produzierte neben seiner berühmten lateinischsprachigen 42-zeiligen Bibel (B42) auch Klein- und Gebrauchsdrucke, so Schulschriften - wie die schon in der Handschriftenzeit äußerst beliebte lateinische Kurzgrammatik von >> (ca. 310-380) - und politisches Schrifttum im Zeichen der "Türkengefahr". Zu nennen sind lateinischsprachige Ablassbriefe und der deutschsprachige Kalender "Eine Mahnung der Christenheit wider die Türken". Es handelt sich hierbei um einen als Kalender für das Jahr 1455 aufbereiteten Aufruf an die Fürsten und Stände für den Kampf gegen die Türken (das einzige erhaltene Exemplar stammt aus dem Besitz des Humanisten >> [1465-1547]). Kalender waren beliebte Druckprodukte und sprachen alle Volksschichten an. In Form von Almanachen und den umfangreicheren Praktiken, die auch Hinweise zum Wetter, zur Gesundheit bzw. astrologische Prophezeiungen enthielten, waren sie für die Drucker eine sichere Einnahmequelle und wurden gerne aufgelegt. Auch Einblattdrucke - in Form von Lieddrucken oder Flugblättern mit religiösem, erzählendem oder sachlichem Inhalt - waren äußerst beliebt. Sie haben sich häufig aber nur in Form von Buchbindermakulatur erhalten.

Ein kurzzeitiges paralleles Phänomen zum Buchdruck stellten die Blockbücher dar. Bei ihnen wurden die Abbildungen meist gemeinsam mit den Texten in einen Holzstock geschnitten und von diesem gedruckt. Die von etwa 1450 bis insbesondere in den 1480er Jahren entstandenen Blockbücher haben meist religiös-erbauliche oder profan-belehrende Inhalte (Stevenson).

Auch stellte die Einführung des Buchdrucks keine sofortige Ablösung der Handschriften dar, die im 15. Jahrhundert selbst einen Produktionsanstieg erlebten, sondern es herrschte noch einige Jahrzehnte eine Koexistenz. Viele aus den Handschriften gewohnte Inhalte wurden in den Druck übernommen, in erster Linie natürlich religiöse Werke wie Bibeln, Psalter, Evangelien und Episteln. Neun der 18 deutschsprachigen vorlutherischen gedruckten Bibeln erschienen in Augsburg (zwei in ). Die um 1475 bei >> (gest. 1478) in Augsburg gedruckte deutsche Bibel zeigte nicht nur eine sprachliche Modernisierung, sondern - erstmals bei dieser Gattung - Holzschnittillustrationen in Form von bewohnten Initialen. Von den Handschriften übernommen wurden auch Heiligengeschichten wie die "Legenda aurea" von >> (wohl 1226-1298), Naturkundewerke wie das "Buch der Natur" von >> (1309-1374) und juristische Werke wie der "Schwabenspiegel", die allesamt erstmals Mitte der 1470er Jahre in Augsburg gedruckt wurden.

Eine Besonderheit war dagegen der Druck der Chronik von >> (1346-1420) und deutscher Epen wie der "Parzival" von >> (um 1170/1180-ca. 1220). Denn Chroniken und vor allem die großen epischen Werke entstammten der Kulturwelt des Adels und fanden daher oftmals nicht den Weg in den Druck. Dies war sowohl bei der Weltchronik des >> (um 1200-1250/1254) als auch bei der Chronik des >> (vor 1230-1278) der Fall, die als Handschriften beliebt waren (Schmitt). Das Zielpublikum der Druckereien war nicht mehr der Adel, sondern das bürgerliche Publikum in den Städten.

War ein Text in den Druck überführt, konzentrierte sich dieser auf wenige Fassungen, meist in Form von sprachlicher Modernisierung; "die thematische Vielfalt der im 15. Jahrhundert handschriftlich überlieferten Texte" erreichten die Drucker nicht (Schmitt). Die anspruchsvollen Romane produzierte man vor allem in den süddeutschen Druckzentren mit vielen Auflagen. Insbesondere Augsburg bot ideale Bedingungen, da sich hier viele handschriftliche Exemplare befanden, die als Vorlage herangezogen werden konnten (Schmitt). In Augsburg entstand auch der erste bürgerliche Roman: Der "Fortunatus" wurde 1509 im Auftrag des Apothekers Johann Heybler bei >> (gest. 1516) gedruckt.

Unternehmertypen und Handel

Die meisten Drucker stiegen als Nachdrucker in das neue Gewerbe ein. Lediglich ein Drittel wagte es, neue Titel zu verlegen (Schmitt). Nur wenige verfügten über genügend Kapital, um auch als Verleger zu agieren. Als Verleger hatte man auf seine Kosten die Herstellung eines Buches zu finanzieren, ließ also im Voraus bei Lohndruckern produzieren, weshalb das richtige Einschätzen von Titel und Auflagenhöhe über Erfolg oder Misserfolg entschied. Vereinzelt finden sich auch Drucker, die ihre Presse nur betrieben, um eigene Werke zu produzieren. Meist handelt es sich bei diesen um Gelehrte (z. B. in Nürnberg der bedeutende Astronom und Mathematiker >> [1436-1476]). In Nürnberg gehörte hierzu aber auch der Barbier >> (um 1435/1440-1513), der seine eigenen Werke für die untere Mittelschicht des Stadtbürgertums auf seiner eigenen Presse druckte. Seine einfachen Drucke waren für den regionalen Nürnberger Raum gedacht und wurden dort auch vertrieben (Rautenberg). Das Gegenteil stellte der Nürnberger Drucker >> (um 1440-1513) dar. Er agierte im Bereich der Großkaufleute und war der bedeutendste Druckerverleger und Buchhändler der Inkunabelzeit. Seine Produkte wurden über das Fernhandelsnetz abgesetzt, deren wichtigste süddeutsche Knotenpunkte Augsburg und Nürnberg waren. Diese beiden Städte versorgten auch Ober- und Mittelitalien, Nürnberg zusätzlich Osteuropa.

Viele der Druckerverleger verschoben ihre Aktivitäten im 16. Jahrhundert zum Verlag und ließen ihre Werke bei Lohndruckern produzieren. Schon ab etwa 1480 können auch auf eigene Rechnung tätige reine Buchführer (Buchhändler mit Platz- und/oder Wanderhandel) nachgewiesen werden. Einige von ihnen entwickelten sich im 16. Jahrhundert zu großen Sortimentern (Buchhändler mit festem Ladengeschäft). Der bedeutendste Buchhändler der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der Augsburger >> (tätig 1548-1593; Rautenberg). Ihm ist die Einführung von Messkatalogen zu verdanken, in denen die Verleger ab 1564 ihre Novitäten ankündigten.

Humanismus und Buchdruck

Humanistische Drucke hatten in Italien, dem Ursprungsland des Humanismus, den größten Anteil. Von den antiken Texten dominierten insbesondere die Schriften von >> (106-43 v. Chr.). Die Druckzentren des Humanismus nördlich der Alpen waren Basel und Straßburg. Hier wurden vor allem lateinischsprachige Werke produziert. Franken, Schwaben und Altbayern spielten insbesondere bei den deutschsprachigen humanistischen Drucken eine wesentliche Rolle.

Frühestes Beispiel ist der um 1463 bei >> (gest. 1466) im fränkischen Bamberg gedruckte "Ackermann aus Böhmen" von >> (ca. 1350-1414/1415). Pfister war bis 1460 Sekretär des Bamberger Bischofs und hatte im Ackermann wie auch in der 1461 fertiggestellten Fabelsammlung "Der Edelstein" von >> (gest. 1340) Holzschnitte zur Illustration verwendet – die ersten in der Buchdruckgeschichte.

Die Humanisten belebten auch die Gattung der Chroniken. Die sogenannte Schedelsche Weltchronik wurde vom Nürnberger Humanisten >> (1440-1514) kompiliert und 1493 in Nürnberg bei Anton Koberger auf Kosten von Nürnberger Kaufleuten gedruckt. Den humanistischen Ansprüchen wurde sie jedoch nicht gerecht, so dass man für eine, allerdings nie erschienene zweite Auflage den berühmten Humanisten >> (1459-1508) heranziehen wollte. Er - wie auch der bayerische Geschichtsschreiber >> (1477-1534) - reisten zu Klosterbibliotheken, um griechische, lateinische und deutsche Handschriften zu entdecken. Ihr Bestreben war, diese durch den Druck nicht nur zu verbreiten, sondern auch für die Nachwelt zu erhalten (Füssel, Buchkultur).

Eine wichtige Aufgabe der deutschen Humanisten lag in ihrer Übersetzertätigkeit. So sorgten sie dafür, dass italienische Novellen in Deutschland rezipiert wurden. Am beliebtesten wurde "Griseldis", die zehnte Novelle aus >> (1313-1375) "Decameron", die in der lateinischen Fassung des italienischen Humanisten >> (1304-1374) im Umlauf war. Der Ulmer Humanist >> (1411-1479) nutzte diese für seine Übersetzung ins Deutsche und ließ sie 1471 bei Günther Zainer in Augsburg erscheinen. Sie erlebte zahlreiche Nachdrucke bis ins 16. Jahrhundert hinein. Äußerst beliebt war auch Steinhöwels deutsche Übersetzung der Fabeln des Aesop, die erstmals um 1476/1477 bei Johann Zainer (gest. um 1523) in Ulm mit zahlreichen Holzschnitten erschienen und dann in verschiedenen oberdeutschen Städten nachgedruckt wurden.

Ein sehr aktiver Nachdrucker war >> (um 1455-1521), der zum Hofbuchdrucker Kaiser >> (reg. 1486-1519, Kaiser ab 1508) aufstieg. Der Kaiser war ein Förderer von Kunst und Wissenschaft und war bestrebt, historische Ereignisse für die Nachwelt durch Drucke zu sichern. Schönsperger druckte für ihn 1514 sein "Gebetbuch", versehen mit Federzeichnungen, u. a. von >> (1471-1528), und 1517 sein Heldenepos "Theuerdanck", das mit Holzschnitten u. a. von >> (1473-1531) ausgestattet wurde und das zu den schönsten Büchern des 16. Jahrhunderts gehört.

Reformation und Buchdruck

Als 1517 die Reformation in Deutschland begann, war der Buchdruck bereits etabliert. >> (1483-1546) sah im Buchdruck ein Gottesgeschenk, welches das Wort Gottes im Sinne der Reformation zu verbreiten half (Schmitz). Erreichten die Auflagen zuvor durchschnittlich etwa 300 Exemplare (pragmatisches Schrifttum wie Ablassbriefe sind deutlich höher anzusetzen), betrugen die Auflagen nun 1.000 Exemplare und mehr (Rautenberg). Das Zentrum der reformatorischen Druckproduktion war zwar Wittenberg, doch bedurften die äußerst begehrten Lutherschriften in Form von Sammelausgaben wegen ihres größeren Umfangs höhere Investitionen und wurden daher vorrangig im süddeutschen Raum, insbesondere in Augsburg, produziert (Schmitz). Ein Drittel der gesamten deutschsprachigen Buchproduktion in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entfiel auf Lutherschriften. Bis zu Luthers Tod erschienen über 300 seiner Bibelausgaben (Füssel, Gutenberg).

Die charakteristischen Publikationsformen der Reformation waren jedoch Flugschriften und Flugblätter. Die nur aus einem Blatt bestehenden, häufig mit Illustrationen versehenen Flugblätter dienten vor allem der Meinungssteuerung (Moeller). Sie waren schnell und kostengünstig zu produzieren, ebenso wie die oft nur acht Blätter umfassenden Flugschriften. Sie wurden meist ambulant vertrieben und erreichten 1523/1524 ihren quantitativen Höhepunkt. In deren Produktion dominierte neben Straßburg und Basel insbesondere Augsburg. Die anfänglich noch lateinischsprachigen Flugschriften waren zu diesem Zeitpunkt bereits zu über 90 % deutschsprachig (Schmitz).

Bereits 1521 hatte der katholische Kaiser >> (reg. 1519-1556, als Kaiser ab 1530) alle Lutherschriften verboten. Viele der ihm direkt unterstellten Reichsstädte hinderte dies jedoch nicht daran, sich dem lutherischen Glauben zuzuwenden - so auch Nürnberg und Augsburg. Einige ihrer Drucker produzierten sogar vorrangig reformatorisches Schrifttum, wie etwa >> (gest. 1560) in Nürnberg oder >> (um 1500-1567/68) in Augsburg. Wegen dortiger antikatholischer Ressentiments siedelte >> (gest. 1549) 1540 nach Ingolstadt über und druckte ausschließlich katholische Werke. Hingegen lassen sich bei >> (gest. 1530) in München sowohl katholische als auch reformatorische Werke finden. Welche Bedeutung Druckorten wie Nürnberg zukam, zeigt die Bitte Luthers 1525 an den Nürnberger Rat, doch wegen der Nähe zu Wittenberg mit Nachdrucken seiner Werke etwa zwei Monate zu warten, damit die Wittenberger Drucker auch von ihrer Arbeit leben könnten (Schmitz).

Die Obrigkeiten versuchten stets, die Kontrolle über die Druckprodukte zu behalten. 1529 wurde im Reichsabschied von Speyer eine Vorzensur eingeführt und ein Jahr später im Reichsabschied von Augsburg im Impressum die Nennung von Druckort und Drucker vorgeschrieben. 1548 schrieb die Reichspolizeiordnung noch vor, den Namen des Autors zu nennen. Um die seit der Reformation entstandenen konfessionellen Konflikte beizulegen, wurde 1555 im Augsburger Religionsfrieden den Reichsständen Religionsfreiheit gewährt und auferlegt, dass keine der zugelassenen Religionen durch Druckschriften geschmäht werden dürfe. 1559 ließ der Papst mit dem "Index librorum prohibitorum" eine Liste mit für Katholiken verbotenen Büchern erscheinen; 1564 folgte der tridentinische Index. Mit dem Konzil von Trient (1545-1563) leitete die katholische Kirche die Gegenreformation ein. In deren Dienst stellten sich die Druckereien in Köln, und Ingolstadt. Dem Ingolstädter Professor für Mathematik und Medizin >> (1531-1589) wurde dies jedoch zum Verhängnis. Er weigerte sich 1569, den Eid auf das Tridentinum zu leisten, und musste deshalb Bayern verlassen. Nur ein Jahr zuvor waren in seiner Ingolstädter Druckerei die "Bairischen Landtaflen. XXIII." erschienen, die auf seiner topographischen Aufnahme von Bayern beruhen.

1570 erleichterte schließlich der Reichsabschied von Speyer die Überwachung der Druckereien, deren Betrieb man nur noch in Reichs-, Residenz- und Universitätsstädten erlaubte (in der Reichspolizeiordnung von 1577 bestätigt).

Bayerische Staatsbibliothek