Schwabenkrieg/Schweizerkrieg, 1499

Beschreibung

Kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Schwäbischen Bund und der Eidgenossenschaft im Jahr 1499. Ursache war die Rivalität der Habsburger und der Eidgenossen im gemeinsamen Interessengebiet im Südwesten des Reichs. Die Eidgenossen sahen außerdem die zunehmende Zentralisierung und Institutionalisierung im Reich mit Skepsis. Ihre militärischen Erfolge in dem zum Reichskrieg erklärten Konflikt konnten sie politisch nicht entscheidend nutzen. So führte der Friede von Basel im September 1499 lediglich zu einer Abgrenzung der Herrschaftsgebiete Habsburgs und der Eidgenossenschaft. Er stellt eine Wegmarke hin zur Lösung der Eidgenossenschaft vom Reich dar.

Habsburgisch-eidgenössischer Gegensatz

Im 14. und 15. Jahrhundert zählte der habsburgisch-eidgenössische Antagonismus zu den besonders dynamischen Faktoren der territorialen Entwicklung im Südwesten des Reichs. Er hatte einerseits die Expansion der Eidgenossenschaft – insbesondere zu Lasten der Habsburger – nach Osten und Norden bis an den Alpen- und Hochrhein zur Folge; andererseits stärkte er die Position der Herzöge von Österreich in Schwaben und Vorarlberg. Obwohl sich seit den 1470er Jahren unter anderem durch die "Ewige Richtung" (1474) - ein gegen Burgund gerichtetes habsburgisch-eidgenössisches Bündnis - eine Annäherung anbahnte, blieben Spannungen auf verschiedenen Ebenen bestehen. Dabei kam auch der sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu offenem Hass steigernde mentale Gegensatz zwischen "Schweizern" und "Schwaben" zum Tragen.

Konfliktfelder im ausgehenden 15. Jahrhundert

Misstrauisch standen die Eidgenossen dem "Schwäbischen Bund" gegenüber, den Kaiser >> (reg. 1440-1493) 1487/88 zur Abwehr der nach Westen gerichteten wittelsbachischen Expansionsbestrebungen ins Leben gerufen und der sich zu einem wirkungsvollen Instrument habsburgischer Politik entwickelt hatte. Auch die Beschlüsse des Wormser Reichstags (1495), die auf Zentralisierung und Institutionalisierung im Reich abzielten, lehnten sie ab. Am Ausbau des Einflusses auf die wichtige Passlandschaft Graubünden waren sowohl die Eidgenossen wie auch König >> (reg. 1486/93-1519), Sohn Kaiser Friedrichs III. und nach dessen Tod 1493 einziger Repräsentant des Hauses Habsburg, in hohem Maß interessiert.

Der Kriegsausbruch

1498 verschärften sich die Spannungen, als die Reichsstadt Konstanz, welche die Eidgenossen bereits zu ihrem unmittelbaren Einflussgebiet rechneten, dem Schwäbischen Bund beitrat. Wenig später kam es zu lokalen Auseinandersetzungen in Graubünden. Im Februar 1499 folgten Kampfhandlungen im schweizerisch-liechtensteinischen Grenzgebiet. Zur ersten großen Schlacht des Schweizerkriegs (nach eidgenössischer Diktion: Schwabenkrieg) trafen schließlich am 20. Februar bedeutende Kontingente der Eidgenossen und des Schwäbischen Bundes, der auf habsburgischer Seite die Hauptlast des Kriegs tragen sollte, bei Hard (Bezirk Bregenz, Vorarlberg) aufeinander. Das Treffen endete mit einem klaren eidgenössischen Sieg.

"Reichskrieg" gegen die Eidgenossen

Nachdem die Eidgenossen auch das Gefecht beim Bruderholz (südlich von Basel) am 22. März 1499 sowie die Schlachten von Schwaderloh (Kanton Thurgau, Schweiz) vor Konstanz (11. April) und bei Frastanz (Bezirk Feldkirch, Vorarlberg) am 20. April für sich entschieden hatten, erschien Maximilian, der sich auf einem Feldzug in den Niederlanden befunden hatte, am Bodensee, um persönlich in den zum "Reichskrieg" erklärten Konflikt einzugreifen. Es blieb freilich bei Truppenaufmärschen in der Konstanzer Gegend. Dagegen schlugen Bündner Aufgebote am 20. Mai an der Calven bei Glurns im Südtiroler Vinschgau ein österreichisches Heer vernichtend. Auch die Schlacht bei Dornach (unweit von Solothurn) endete am 22. Juli 1499 mit einer Niederlage der Königlichen. Allerdings konnten die Eidgenossen trotz ihrer Siege über die zu einem erheblichen Teil aus Söldnern bestehenden gegnerischen Truppen keine endgültige Entscheidung zu ihren Gunsten herbeiführen, was letztlich auch für die Weiterentwicklung des deutschen Landsknechtswesens von großer Bedeutung war.

Der Basler Friede

Die Erschöpfung beider Parteien sowie mailändische Vermittlung machten Friedensverhandlungen möglich, die in den am 22. September 1499 geschlossenen Frieden von Basel mündeten. Er brachte keine territorialen Veränderungen, führte aber zur endgültigen Abgrenzung der Herrschaftsgebiete Habsburgs und der Eidgenossen am Hochrhein, Bodensee und Alpenrhein. Außerdem vergrößerte er die Distanz der Eidgenossenschaft zum Heiligen Römischen Reich und seinen Institutionen. Mit dem Westfälischen Frieden (1648) sollte die Eidgenossenschaft schließlich aus dem Reich ausscheiden.

Quellenlage und Rezeption

Die urkundliche Überlieferung ist durch die Abteilung 14 der Regesta Imperii (Ausgewählte Regesten des Kaiserreichs unter Maximilian I.) nunmehr sehr gut erschlossen. In der eidgenössischen Chronistik des 16. Jahrhunderts fand der Schweizer- oder Schwabenkrieg lebhaften Niederschlag. Den Blickwinkel der gegnerischen Seite repräsentieren - durchaus kritisch - die Kriegserinnerungen >> (1470-1530) "De bello Suitense sive Eluetico", der König Maximilian als Feldhauptmann des Kontingents diente. Nachdem die ältere Schweizer Geschichtsschreibung den Krieg zu einem zentralen Element nationalen Selbstverständnisses stilisiert, die deutsche und die österreichische ihn dagegen vornehmlich zum Gegenstand regionalgeschichtlichen Interesses reduziert hatte, ermöglichten zuletzt vor allem die Forschungen anlässlich des 500-Jahr-Gedenkens eine Neubewertung des Konfliktbündels, seiner Ursachen und Auswirkungen.

Bayerische Staatsbibliothek