Der doten dantz mit figuren, clage vnd antwort schon von allen staten der werlt

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

In Anlehnung an die Pariser "Danse de macabré", aber nach einer deutschen Vorlage in Bilderbogenform entstand um 1450 in Mainz der mittelrheinische Totentanz mit einer stadtbürgerlich orientierten Figurenauswahl. Die religiöse Haltung ist franziskanisch und im Angesicht wiederkehrender Pestepidemien der göttlichen Barmherzigkeit zugewandt. Der Totentanz verbindet Rollentexte von jeweils acht Verszeilen. Sie bestehen aus der Anklage des Todes und dem Sündenbekenntnis des vom Tod Überraschten. Begleitet werden sie von paarweisen Darstellungen einer Todesgestalt und eines Lebenden, der als Vertreter seines Standes charakterisiert und kritisiert wird. In dem undatiertem Heidelberger Druck des Heinrich Knoblochtzer (um 1445-nach 1500) findet diese Totentanzversion erstmals Eingang in den Buchdruck. Das Motiv des erzwungenen Tanzes wird in dem Holzschnittbuch akzentuiert durch die exzentrische Gestik der Todesfiguren, ihre von Bild zu Bild wechselnden Musikinstrumente und das Eingangsbild, ein vierköpfiges Totenorchester, das in einem Tanzsaal den Toten aufspielt. Der Initialschmuck des nur in vier Exemplaren bekannten Erstdrucks entstammt der aufgelösten Ulmer Offizin des Johann Zainer. 1735 befand sich der Druck im Besitz des Johann Nicolaus Weislinger, Pfarrer in Capell (heute Kappelrodeck), später gelangte er in die kurpfälzische Bibliothek Karl Theodors in Mannheim und mit dessen Büchern in die Hofbibliothek nach München. Datum: 2019

Autor

Bayerische Staatsbibliothek, Abteilung für Handschriften und Alte Drucke

Rechtehinweis Beschreibung

CC0